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Neue immunologische Effekte bekannter Medikamente

Die Immuntherapieforschung der Universitätsklinik für Urologie (Direktor: Univ.-Prof. Wolfgang Johannes Horninger) fokussiert seit vielen Jahren auf Dendritische Zellen, die als Wächterzellen des Immunsystems an allen Immunreaktionen des menschlichen Körpers - auch an jenen gegen Tumoren - beteiligt sind. In einer rezent in der renommierten Fachzeitschrift Blood veröffentlichten Arbeit berichtet Univ.-Prof. Martin Thurnher mit seinem Team über unerwartete immunologische Effekte von bereits eingeführten Medikamenten auf natürliche Killerzellen (NK-Zellen).

Dendritische Zellen gehören - wie alle Immunzellen - zu den Leukozyten. Ihre Aufgabe ist es, Bestandteile von Krankheitserregern oder Krebszellen aufzunehmen, zu verarbeiten und sie in einer charakteristischen und für die T-Zellen erkennbaren Form zu präsentieren. Durch die Aktivierung der T-Zellen verwandeln die Dendritischen Zellen Warnsignale in zielgerichtete Immunreaktionen. Der Ansatz der Immuntherapieforschung in Innsbruck geht dahin, Dendritische Zellen so zu verändern, dass sie die T-Zellen im Patienten nicht nur aktivieren, sondern sie auch zielgerichtet auf Krebsherde und ihre Absiedlungen lenken.

Aktivierung der natürlichen Killerzellen

In ihrer aktuellen Arbeit untersuchte das von Prof. Thurnher geleitete Team die Wirkung von Bisphosphonaten, einer Medikamentengruppe, die für diagnostische und therapeutische Zwecke bei Knochen- und Kalziumstoffwechselkrankheiten entwickelt wurde. Einige Verbindungen dieses Typs werden in Medikamenten zur Behandlung der Osteoporose verwendet. „Wir konnten zeigen“, so Thurnher, „dass Bisphosphonate, die den Mevalonat-Stoffwechsel hemmen und zur Behandlung des Knochenabbaus eingesetzt werden, auch die natürlichen Killerzellen des Immunsystems aktivieren können.“ Nachdem Bisphosphonate in der Tumortherapie eingesetzt werden und NK-Zellen für die Tumorabwehr wichtig sind, zeigt sich in diesem Zusammenhang die besondere Relevanz der neuen Erkenntnisse.

Innsbrucker Pionierarbeit

Bereits im Vorjahr berichteten die Wissenschafter im Magazin Cancer Research, dass Statine, die ebenso in den Mevalonat-Metabolismus eingreifen und als Cholesterinsenker in erster Linie der Herzinfarktprophylaxe dienen, unter ent¬sprechenden Umständen ebenfalls NK Zellen aktivieren können. „Bei der Aktivierung der NK Zellen sowohl durch Bisphosphonate als auch durch Statine spielen jene CD56+ Dendritischen Zellen eine zentrale Rolle, die wir schon 2009 in einer separaten Blood-Publikation beschrieben haben“, verweist Martin Thurnher.

Die vorangegangenen wie die aktuelle Forschungsarbeit wurde im Rahmen des K1 Zentrums Oncotyrol durchgeführt, in dem die Arbeitsgruppen von Prof. Thurnher und von Univ.-Prof. Nikolaus Romani (Universitätsklinik für Dermatologie), der wesentliche Pionierleistungen zur Erforschung der Dendritischen Zellen beigetragen hat, gemeinsam die Cell Therapy Unit (CTU) bilden und an der Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs arbeiten.