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Prostata: Hochkarätiger Status von Innsbrucker Team

Gleich fünf Arbeiten des Teams von Prof. Zoran Culig an der Innsbrucker Universitätsklinik für Urologie sind unter den aktuell weltweit hundert meist gelesenen Arbeiten im Journal "Endocrine Related Cancer" (ERC). Dies geht aus einer nun publizierten Auflistung des international renommierten Journals hervor und gilt als Gradmesser für den international hochkarätigen Status der jungen internationalen Forschergruppe unter Leitung des Molekular-Pathologen Prof. Culig. Das insgesamt neunköpfige Team Culigs erforscht als eine weniger Gruppen in Mitteleuropa die Ursachen für das Entstehen und Wachsen von Prostata-Krebszellen.

Prostatakrebs ist eine der häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen der westlichen Welt mit entsprechenden Kosten für das Gesundheitssystem. Männliche Sexualhormone (Androgene) spielen bei der Entwicklung dieses Tumors eine Schlüsselrolle. Entartete Zellen in der Prostata benötigen den Androgenrezeptor zur Stimulation ihres ungebremsten Wachstums. Nur im Frühstadium ist Prostatakrebs bisher sehr gut behandelbar. Grund dafür ist, dass die Prostatakrebszellen raffiniert sind und nach einer bestimmten Zeit die Hormontherapie umgehen. Sie entschärfen damit jene Waffe, die die Medizin bisher vorwiegend gegen die fortgeschrittene Form dieses Krebses einsetzt.

Tödlicher Trick enträtselt

Wie den Krebszellen dieser tödliche Trick gelingt, konnte Culigs Team enträtseln. Bei minutiöser Feinarbeit im Labor gelang dem Team der Nachweis, dass Prostatakrebs mithilfe bestimmter Botenstoffe, insbesondere durch das in Entzündungsprozessen wichtige Zytokin Interleukin-6 (IL-6), den Androgenrezeptor dennoch aktivieren kann. Trotz Therapie kann der Tumor daher weiter wachsen. Dieses Ergebnis der Grundlagenforschung liefert lebenswichtige Anhaltspunkte für die Therapie des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms. Ganz diesem neuen Target entsprechend reiht das Top-Journal die entsprechende Publikation mit der Nachwuchswissenschaftlerin Kamilla Malinowska als Erstautorin auf Platz drei von weltweit hundert ERC-Publications.

Gleich auf den nächsten Rang, auf Platz vier, reiht die renommierte Fachzeitschrift eine weitere bahnbrechende Arbeit des Innsbrucker Teams zu Interleukin-6 im Krebsgeschehen. Hier gelang der Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Ilaria Cavarretta vom Forschungsteam Culigs in einem Zellkulturmodell der Nachweis, dass der bei chronischen Entzündungen in der Vorsteherdrüse vermehrt freigesetzte Botenstoff Interleukin-6 (IL-6) die Entwicklung von Prostatakrebs auch direkt fördern kann. Unter anderem bei Darm- und Brustkrebs gab es bisher Belege für diese Rolle von IL-6 in der Krebsentwicklung. Für das Prostata-Karzinom gelang dem Innsbrucker Team dieser Nachweis weltweit erstmals.

"Das vielschichtige Netz an Kommunikationswegen, das hinter der Entstehung und dem Voranschreiten von Prostatakrebs steckt besser zu verstehen, ist ein "Hot topic" der internationalen Wissenschaft und mit dementsprechend großem Interesse werden auch unsere Arbeiten angenommen", sagt Culig. Dies zeigen auch die weiteren drei Publikationen des Innsbrucker Teams, die von "ERC" unter die hundert am meisten Gelesenen auf die Plätze 56, 70 und 78 gereiht werden. Darunter ist auf Platz 78 jene Publikation des Innsbrucker Teams, die international zuletzt für Überraschung sorgte. Der Grund: Das zur Klasse der "Suppressor of Cytokine Signaling" (SOCS) zählende Protein "SOCS-3", das bisher als Schlüsselprotein für das Wachstum von Prostatakrebs bekannt war, kann gemäß den Innsbrucker Ergebnissen das Wachstum und die Beweglichkeit von Prostatakrebszellen auch einschränken. Erstautor dieser Studie ist der Nachwuchsforscher Dr. Martin Puhr, der nach einem mehrmonatigen Auslandsaufenthalt an der Thomas Jefferson University in Philadelphia im Forschungslabor von Dr. Marja Nevalainen den Preis der ARTP (Französische Gesellschaft für Prostatakarzinomforschung) bekommen hat und wieder in Innsbruck arbeitet.

Wichtige Beiträge aus Innsbruck

Bei Prostatakrebs sind grundsätzlich jene Mechanismen nicht im Detail bekannt, die zu Entartung, unkontrolliertem Wachstum und Streuung der Zellen führen. Komplexe Signalwege zwischen Zellen stecken hinter dieser Krebsart, mit der europaweit jeder Zehnte rechnen muss. Alleine in Österreich sterben über 1200 Männer jährlich an Prostatakrebs. Zum verbesserten Verständnis der Entstehung und des Wachstums von Prostatakrebs leistet das Innsbrucker Team international wesentliche Beiträge. Dies belegt nun auch die aktuelle Toplist von "ERC". Insgesamt wird von der Anzahl der Nennungen dieser "Top-100" von "ERC" das Innsbrucker Team auch als beste Gruppe ausgewiesen, die in "Endocrine Related Cancer" publiziert hat. Gefördert werden diese Forschungen von der EU und vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF).

Die Gruppe hatte sich vor rund einem Jahr auch einer freiwilligen Evaluierung unterzogen, in deren Zuge die international renommierte Krebsbiologin Prof. Karen Knudsen von einem der weltweit führenden Zentren in der Prostatakarzinom-Forschung, der Thomas-Jefferson-University in Philadelphia (USA), der Forschungsausrichtung und den Ergebnissen der Gruppe ein hervorragendes Zeugnis ausstellte. Die neuen Erkenntnisse des Innsbrucker Teams, insbesondere auch bei der Klärung der Rolle chronischer Entzündungen im Zusammenhang mit der Entstehung und dem Voranschreiten von Prostata-Krebs sind laut Knudsen herausragend und international wegweisend. Insgesamt eröffnen nach Angaben der Top-Wisssenschaftlerin die Forschungsausrichtung des Innsbrucker Teams neue Strategien, über die das Wachstum von Tumoren kontrolliert werden könnte. Dies betreffe Tumoren aller Gewebe, in denen der Androgenrezeptor eine wichtige Rolle spiele, neben der Prostata auch Tumore des Gehirns und des Hodens.