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Junge ForscherInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck: David Teis

Im Rahmen der Reportageserie „Junge ForscherInnen an der MUI“ werden NachwuchswissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen)Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.

Diesmal portraitieren wir Assoz. Prof. Dr. David Teis, der an der Sektion für Zellbiologie am Biozentrum das ‚Membrane Traffic and Signaling’ Labor leitet. Sein Forschungsteam versucht zu verstehen, wie der selektive Abbau von Proteinen, im speziellen der Abbau von Membran-Proteinen der Zelloberfläche, das Wachstum und die Funktion von Zellen reguliert.

„Zellen müssen sich ständig an ihre Umgebung anpassen. Mit der Umgebung ändert sich auch das Zellprogramm. Das geschieht unter anderem, indem manche Proteine der Zelloberfläche neu hinzugefügt, andere dafür aber abgebaut werden. Den Abbau von Membran-Proteinen bewerkstelligen die ‚endosomal sorting complexes required for transport’, kurz ESCRT-Proteine, die zusammen eine komplexe molekulare Maschine bilden. Deren Verständnis kann wichtige Erkenntnisse für ESCRT assoziierte Krankheiten wie Krebs, Neuro-Degeneration und AIDS im Allgemeinen liefern“, erklärt David Teis, der seit seiner Diplomarbeit am Institut für Mikrobiologie der Universität Graz die Funktion von eukaryotischen Zellen im Visier hat.

Neugier und Freiheit als Triebfedern der Wissenschaft

Seitdem lassen ihn diese kleinsten lebenden Einheiten des menschlichen Organismus nicht mehr los. „Ist eine Frage beantwortet“, so der 39jährige, „dann ergeben sich weitere wichtige Fragen und schon ist meine Neugier auf´s Neue entfacht.“ Die Freiheit, seiner Neugier zu folgen und in alle Richtungen forschen zu können, weiß der ambitionierte Genetiker und Zellbiologe, der 2002 am IMP in Wien promovierte, seit damals zu schätzen: „Und wenn man nach all der harten Arbeit eine wissenschaftliche Entdeckung macht, ist das außerordentlich aufregend. Mit einem Team von Wissenschaftlern zu arbeiteten, um zum ersten Mal einen neuen biologischen Prozess zu beschreiben und zu verstehen, genau das schätze ich an meiner Arbeit.“ Gelungen ist dies David Teis schon mehrmals: Im Rahmen seiner Doktorarbeit am IMP in Wien war er an der Entdeckung der Funktion des zellulären Adaptermoleküls p14 beteiligt und in den vier Jahren als PostDoc an der University of California San Diego und der Cornell University in New York konnte David Teis zeigen, wie bestimmte ESCRT Komponenten kleine Container aus Zellmembranen formen, sogenannte MVBs (multivesicular bodies), die für den Abbau der Oberflächenrezeptoren und Membrane-Proteinen im Allgemeinen wichtig sind. Auf die Zeit in Übersee unter „stets freundlichen Amerikanern“ und mit „richtig guten Burgern“ blickt David Teis jedenfalls gerne zurück.

Auslandserfahrung eröffnet neue Perspektiven

Mit innovativen Ergebnissen im Gepäck wurde David Teis von seinem Doktorvater und Mentor Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber schließlich wieder nach Innsbruck geholt, wo er die Chance und die notwendige Unterstützung bekam, seinen wissenschaftlichen Interessen zu folgen und seine Forschungsgruppe am Biozentrum aufzubauen. „Eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen ist immer schwierig, aber sicher einfacher, wenn man einen erfolgreichen, meist mehrjährigen, Forschungsaufenthalt im Ausland aufweisen kann“, ist der mehrfach ausgezeichnete Forscher überzeugt. Außerdem schade es nicht, öfter und länger über die Nordkette „drüberzuschauen“ und seinen Horizont zu erweitern, meint der gebürtige Steirer, der sich in den Tiroler Bergen zwar wohlfühlt, „doch hin und wieder müssen echtes Kernöl und südsteirischer Wein importiert werden“.

In Innsbruck schätzt der junge Forscher das wissenschaftlich Umfeld, leistungsstarke Core Facilities und vor allem die „Zusammenarbeit mit Studierenden und PostDocs, weil die oft gescheiter sind, als man selbst!“. Erst kürzlich gelang es seinem Team in Kooperation mit anderen Arbeitsgruppen, neue Einblicke in die ESCRT abhängige Membran-Deformierung zu gewinnen und somit besser zu verstehen, wie diese Transport-Container (MVBs) zusammengebaut werden. „Dafür verwendeten wir aufgrund der universellen Funktion der ESCRT Komplexe Bäckerhefe als Modellorganismus – übrigens auch ein Mitbringsel aus meinem Forschungsaufenthalt in den USA “, erklärt David Teis. Und weil sich mit jeder Antwort neue Fragen ergeben, fokussiert seine Arbeitsgruppe auch in Zukunft auf die ESCRT-Komplexe. „Viren wie HIV und Ebola usurpieren ESCRT Komplexe, um aus infizierten menschlichen Zellen zu sprossen und dann neue Zellen zu infizieren. Nachdem dieser Vorgang ähnlich verläuft wie die Biogenese von MVBs, können wir in Hefe aufklären, wie die ESCRT Komplexe Zell-Membranen verbiegen. Vielleicht werden wir dadurch auch besser verstehen, wie bestimmte Viren menschliche Zellen verlassen.“ Daneben versucht das Team um David Teis mit neuen Ansätzen zu verstehen, wie unterschiedliche Protein-Abbauwege miteinander kooperieren, um die Funktionen von Zellen am Laufen zu halten. Die Forschungsleistungen werden durch den FWF (START, SFB021, MCBO) und das Human Frontier Science Program (HFSP) an Dr. David Teis und durch ein EMBO long term fellowship und eine MUI START Förderung an seinen Mitarbeiter Dr. Oliver Schmidt unterstützt.

(D.Heidegger)

Links:

Arbeitsgruppe Teis
https://www.i-med.ac.at/cellbio/labore/Membrane_Traffic_and_Signaling/index.html

Sektion für Zellbiologie
http://biocenter.i-med.ac.at/cell-biology

Biozentrum Innsbruck
http://biocenter.i-med.ac.at/

Archiv:

Wie Zellen ihren Sondermüll entsorgen
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/682025.html

ESCRTs: Molekularer Verpackungsautomat für Rezeptoren
https://www.i-med.ac.at/mypoint/archiv/2010021401.xml

STARTer: Zellbiologe David Teis
https://www.i-med.ac.at/mypoint/archiv/2009102601.xml

 

* Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck.  Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst.

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