search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

home>pr>presse>2013>08.html

Lebensstil als Risikofaktor für Krebserkrankung

  • Gesunder Lebensstil: geringeres Krebsrisiko, effektivere Therapie
  • Hohes Cholesterin korreliert nicht mit Krebsentstehung
  • Indikator für Lebererkrankung und Alkoholkonsum hat Relevanz für Brustkrebs und Krebs der Gebärmutterschleimhaut

 

Der Zusammenhang von Lebensstil und Krebserkrankungen bildet ein großes Forschungsfeld in verschiedenen medizinischen Disziplinen. Auch das Department für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie der Medizinischen Universität Innsbruck beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dieser komplexen Thematik. Im Rahmen eines internationalen Kooperationsprojektes konnten Innsbrucker ForscherInnen bereits einige relevante Zusammenhänge aufklären.

Innsbruck, 31.1.2013: Krebs ist eine komplexe Erkrankung, die von vielen Faktoren, wie der familiären Disposition, dem Alter, auf den Körper einwirkenden karzinogenen Substanzen, Virusinfektionen und/oder den Umständen der Lebensführung  verursacht werden kann. Metabolische Risikofaktoren (Fettleibigkeit, Bluthochdruck, veränderte Blutfettwerte, Insulinresistenz) wurden im Zusammenhang mit Herz- Kreislauferkrankungen bereits gut untersucht. Über mögliche Korrelationen mit Krebserkrankungen gibt es bis heute jedoch nur wenige signifikante Belege. Ein seit 2006 etabliertes europäisches Forschungsprojekt mit Beteiligung der Medizinischen Universität Innsbruck wirkt diesem Defizit entgegen.

Metabolisches Syndrom und Krebsrisiko

Im Rahmen des Me-Can (Metabolic syndrome and Cancer)-Projektes analysieren ForscherInnen um Prof. Hanno Ulmer (interim. Leiter des Departments für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie) der Medizinischen Universität Innsbruck in Zusammenarbeit mit WissenschafterInnen aus Norwegen und Schweden seit 2006 systematisch relevante Zusammenhänge zwischen Lebensstilfaktoren und der Entstehung von Tumoren. Die statistischen Analysen basieren auf Daten von über 550.000 Erwachsenen die in den Jahren von 1972 bis 2006 in Österreich, Schweden und Norwegen gesammelt wurden. Der österreichische Datenbeitrag stammt dabei aus den vom Arbeitskreis für Vorsorge-Sozialmedizin im Rahmen des Vorarlberg Health Monitoring and Promotion Programmes (VHM&PP) seit über 20 Jahren systematisch dokumentierten Gesundenuntersuchungen.

Leberwert Gamma-Glutamyltransferase als krebsrelevanter Faktor

In zwei kürzlich abgeschlossenen und veröffentlichten Arbeiten untersuchten die Innsbrucker ForscherInnen Zusammenhänge zwischen Lebensstilfaktoren und der Mortalität beim Endometriumkarzinom (Endometrium = Gebärmutterschleimhaut) sowie zwischen dem Cholesterinspiegel und verschiedenen Krebserkrankungen. „Die Lebensweise spielt eine wichtige Rolle bei der Mortalität des Endometriumkarzinoms“, weiß der klinische Epidemiologe Michael Edlinger MSc.MSc vom Department für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie. In dieser Studie wurde der Zusammenhang verschiedener Lebensstil-Variablen wie Body-Mass-Index und Blutdruck mit dem Überleben beim Karzinom der Gebärmutterschleimhaut überprüft. Die Lebensstilfaktoren Body-Mass-Index und Gamma-Glutamyltransferase (GGT), ein im Blut messbarer Biomarker der Leber,  konnten bereits in vorangegangenen Studien als signifikante Indikatoren für die Entstehung des Endometriumkarzinoms entlarvt werden. Die aktuelle Studie liefert nun Belege, dass die GGT, nicht aber der Body-Mass-Index, auch mit dem Überleben zusammenhängt. „Neben bekannten Indikatoren wie Alter und histologischem Befund wurde darüber hinaus eine signifikante Assoziation des Überlebens der Krebspatientinnen mit dem Parameter GGT gefunden. Der Biomarker GGT kann - vor allem in Zusammenhang mit erhöhtem Alkoholkonsum bzw. Lebererkrankungen - als Lebensstil-Parameter interpretiert werden und war in der neuen Studie deutlich mit der Sterblichkeit assoziiert", so der korrespondierende Autor Priv.-Doz. Dr. Georg Göbel.

Kein Zusammenhang von hohem Cholesterin und Tumorentstehung

Das Ziel der zweiten, im Rahmen des Me-Can-Projektes entstandenen Arbeit war es, einen möglichen Zusammenhang zwischen Cholesterinspiegel und Krebsentstehung zu untersuchen. Positiv signifikante Zusammenhänge von Cholesterin mit dem Auftreten von Krebserkrankungen konnten jedoch nicht beobachtet werden. Ein niedriger Cholesterinspiegel war allerdings mit einem signifikant höheren Risiko für Leberkrebs, Gallenblasenkrebs, Blutkrebs sowie Brustkrebs verbunden. Dieser statistische Zusammenhang muss allerdings richtig interpretiert werden: „Ein Großteil der konstatierten negativen Zusammenhänge kann mit `reverse causation´ erklärt werden. Das heißt: Cholesterin wird wahrscheinlich durch eine beginnende Krebserkrankung gesenkt,  ist aber nicht auslösender Faktor einer Krebserkrankung“, erklärt Prof. Ulmer.

Auch in früheren Analysen lieferte das Department für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie  bereits wichtige Hinweise für die Effekte des Metabolischen Syndroms auf die Tumorentstehung. „Personen, die die Faktoren Fettleibigkeit, Bluthochdruck, veränderte Blutfettwerte und Insulinresistenz in ihrem Krankheitsbild vereinen, zeigen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Nieren- und Leberkrebs sowie von gynäkologischen Tumoren", bestätigt Prof. Ulmer. Beim Bauchspeicheldrüsen- und Leberkrebs sind es vor allem erhöhte Blutzuckerwerte, die zu diesen Erkrankungen führen können. Beim Darmkrebs und beim Endometriumkrebs ist es eher das Übergewicht, während für die Entstehung von Tumoren der Niere  der Faktor Hypertonie relevant zu sein scheint.

„In Anbetracht zunehmender, auf der Basis groß angelegter Studien erbrachter, Nachweise von krebsrelevanten Zusammenhängen gewinnen Lebensstilfaktoren nicht nur für die  Prognose, sondern auch für die Therapie an Bedeutung“, erklärt Prof. Ulmer vor dem Hintergrund, dass sich Bewegung und Sport als Komponenten in Therapieprogrammen bei Krebs positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.

Hochkarätiger internationaler Vortrag

Auf Einladung von Prof. Hanno Ulmer und Michael Edlinger MSc.MSc. wird die international renommierte Wissenschaftlerin Prof.in Petra H. Peeters zu einem Vortrag und Forschungsaufenthalt nach Innsbruck kommen. Die niederländische Forscherin und Leiterin des Krebsforschungsprogramm am Julius Zentrum, UMC Utrecht, Niederlande sowie Lehrstuhlinhaberin für die Epidemiologie chronischer Erkrankungen am Imperial College in London, wird am Donnerstag, den 7. Februar um 16.00, im Hörsaal der Histologie (Müllerstraße 59, 2. OG) einen wissenschaftlichen Vortrag zum Thema  „Breast cancer: aetiology and prevention“ halten. Die Redaktionsleiterin des European Journal of Cancer ist auch Präsidiumsmitglied der europäischen EPIC Langzeitstudie zur Ermittlung von Ernährung und Lebensweise bei Krebserkrankungen (über  eine halbe Million StudienteilnehmerInnen in 10 europäischen Ländern).

 

Fotos zum Download:

Die Bilder können unter Beachtung der Copyrightangabe honorarfrei verwendet werden.

med_stat_team_small

v. l.: ao.Univ.-Prof. Hanno Ulmer (interim. Leiter des Departments für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie). Michael Edlinger MSc.MSc und Dr. Georg Göbel  (Medizinische Universität Innsbruck/ MUI).

petra_peeters_small

Die niederländische Epidemiologin Prof.in Petra H. Peeters (Foto privat).

 

Weiterführende Links:

Lifestyle-related biomarkers and endometrial cancer survival: Elevated gamma-glutamyltransferase as an important risk factor Edlinger M, Concin N, Concin H, Nagel G, Ulmer H, Göbel G., Cancer Epidemiol. 2013 Jan 4. S1877-7821(12)00161-0.[Epub ahead of print]
http://dx.doi.org/10.1016/j.canep.2012.12.003

Strohmaier S, Edlinger M, Manjer J, Stocks T, Bjørge T, Borena W, Häggström C, Engeland A, Nagel G, Almquist M, Selmer R, Tretli S, Concin H, Hallmans G, Jonsson H, Stattin P, Ulmer H. Total serum cholesterol and cancer incidence in the Metabolic syndrome and Cancer project (Me-Can). PLoS One. 23 Jan 2013 .
http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0054242

Einladung zum Vortrag
https://gin.i-med.ac.at/download/public/Einladung_EMSIG_Peeters.pdf 

Prof.in Petra H. Peeters MD, PhD
http://people.juliuscentrum.nl/profile.aspx?id=1703

http://www1.imperial.ac.uk/medicine/people/p.peeters/

http://www.wcrf.org/cancer_research/regular_grant_programme/grant_panel/petra_peeters.php

Department für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie
https://www.i-med.ac.at/msig/

Vorarlberg Health Monitoring and Promotion Programmes (VHM&PP)
https://www.i-med.ac.at/msig/vhmpp.html

 

Für Rückfragen:
ao.Univ.-Prof. Mag.Dr.rer.soc.oec. Hanno Ulmer
Sektion für Medizinische Statistik und Informatik
Tel.: +43 512 9003 72900
E-Mail: Hanno.Ulmer@i-med.ac.at

Michael Edlinger MSc.
Sektion für Medizinische Statistik und Informatik
Tel.: +43 512 9003 70920
E-Mail: Michael.Edlinger@i-med.ac.at

Medienkontakt:
Medizinische Universität Innsbruck
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit
Mag.a Doris Heidegger
Innrain 52, 6020 Innsbruck, Austria
Telefon: +43 512 9003 70083, Mobil: +43 676 8716 72083
public-relations@i-med.ac.at, www.i-med.ac.at


Details zur Medizinischen Universität Innsbruck

Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.400* MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. Neu im Studienplan seit Herbst 2011 ist das Bachelor-Studium der Molekularen Medizin. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.

Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Die Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Darüber hinaus ist die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.

*vollzeitäquivalent