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Preise für Gender Medizin Forschung 2021 verliehen

Preise für Gender Medizin Forschung 2021 verliehen

Julian Mangesius von der Univ.-Klinik für Strahlentherapie-Radioonkologie und der Urologe Gennadi Tulchiner dürfen sich über den Preis für Gender Medizin Forschung 2021 der Medizinischen Universität Innsbruck freuen. Evi Holzknecht und Stephanie Mangesius wurden die Preise für 2020 bzw. 2019 überreicht.

Jedes Jahr sind Studierende und WissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck, die sich in ihren Diplomarbeiten oder Publikationen mit gendermedizinischen Fragestellungen beschäftigt haben, eingeladen, ihre Arbeiten für den Preis für Gender Medizin Forschung einzureichen. Am 22. November durften nun die Preisträger des Jahres 2021, Julian Mangesius und Gennadi Tulchiner, sowie Evi Holzknecht und Stephanie Mangesius, die 2020 bzw. 2019 ausgezeichnet worden waren, ihre Preise in Höhe von 1.500 Euro entgegennehmen.  Die Freude bei allen Anwesenden war groß, dass zum ersten Mal seit 2019 wieder eine Preisverleihung in entspannter Atmosphäre und mit musikalischer Umrahmung stattfinden konnte. 

Margarethe Hochleitner, die einst den Preis für Gender Medizin Forschung initiiert hat, betonte die Wichtigkeit der Auszeichnung. Der Preis verhelfe dazu, das Fach sichtbar zu machen und sei gleichzeitig ein Zeichen dafür, dass das Thema Gender Medizin anerkannt und akzeptiert werde und die wissenschaftliche Beschäftigung damit honoriert werde. Sie hob besonders hervor, dass es sich bei Gender Medizin um eine „Querschnittsmaterie handelt, die in alle Fachgebiete der Universität hineingehört.“ Dies bestätigten die PreistägerInnen, die allesamt nicht aus dem Genderforschungsbereich kommen, sondern aus der Urologie, Radiologie, Strahlentherapie und der Schlafforschung. Im Sinne der Anerkennung der ausgezeichneten Forschungsarbeiten stockte Christine Bandtlow, Vizerektorin für Forschung, die Preisgelder für Julian Mangesius und Gennadi Tulchiner, die sich den Preis für 2021 geteilt hatten von Seiten der Medizin Uni ebenfalls auf jeweils 1.500 Euro auf. Wie Hochleitner und Bandtlow bedankte sich auch Rektor Wolfgang Fleischhacker bei den ForscherInnen: „Danke an alle, die Sie bei und für uns arbeiten. Wir sind unglaublich stolz auf Sie!“

Die Ausschreibung für den Preis für Gender Medizin Forschung 2022 läuft noch bis 30. November.

Das Spezialgebiet von Julian Mangesius ist die stereotaktische Bestrahlung von Hirnmetastasen und Hirntumoren. In der nun mit dem Gendermedizin-Preis der Medizinischen Universität Innsbruck ausgezeichneten Arbeit beschäftigte sich der Assistenzarzt (Univ.-Klinik für Strahlentherapie-Radioonkologie, Direktorin Ute Ganswindt) mit geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Lebenserwartung bei Hirnmetastasen. „Die Abschätzung der Prognose hat große Auswirkung darauf, welches Therapiekonzept wir bei PatientInnen mit Hirnmetastasen wählen. Gehen wir von einer höheren Lebenserwartung aus, streben wir eine präzise Lokaltherapie der Metastasen an. In palliativ eingeschätzten Situationen steht die Lebensqualität im Vordergrund, sodass wir eine kurze, schonende Therapie bevorzugen. In der Literatur finden sich mehrere Hinweise darauf, dass es hier signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede geben könnte. Diese sind bisher aber noch nie systematisch untersucht worden“, sagt Mangesius. Für die vorliegende Untersuchung schlossen die WissenschafterInnen 281 radiochirurgisch behandelte PatientInnen im fortgeschrittenen Krankheitsstadium mit Hirnmetastasen ein und führten erstmals eine Matched-Pair-Analyse durch. Damit korrigierten sie Störfaktoren, welche die Analyse beeinflussen könnten. Dabei zeigte sich, dass das durchschnittliche Überleben von Frauen nach Hirnmetastasen mit 16 Monaten doppelt so hoch war wie bei Männern. „Frauen haben durchschnittlich 16 Monaten gelebt, Männer acht Monate. Wir konnten ausschließen, dass der beobachtete Unterschied auf einen anderen Faktor, wie beispielsweise Tumorart oder Erkrankungsstadium, zurückzuführen ist. Daher ist davon auszugehen, dass das Geschlecht auch bei PatienInnen mit Hirnmetastasen einen unabhängigen und wichtigen Prognosefaktor darstellt“, schildert Mangesius. Dies würde bedeuten, dass das Geschlecht künftig bei der Therapieplanung berücksichtigt werden sollte, da bei Frauen das Überleben durchaus größer sein könnte, als es das Krankheitsstadium vermuten lassen würde. „Weitere Studien sind notwendig, um näher zu untersuchen, warum Frauen auch in diesem späten Tumorstadium einen signifikanten Vorteil gegenüber Männern haben.“

Gennadi Tulchiner, inzwischen Facharzt für Urologie, hat sich im Rahmen seines PhD unter anderem den Genderaspekten bei der Behandlung des Nierenzellkarzinoms mittels Immuntherapie gewidmet. Zwar seien seit 2015, als die erste Immuntherapie zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms zugelassen wurde, genderspezifische Unterschiede bei unterschiedlichen Karzinomen beobachtet, diese aber in den Zulassungsstudien zur Behandlung des Nierenzellkarzinoms kaum berücksichtigt worden. Gennadi Tulchiner untersuchte nun in der uroonkologischen Arbeitsgruppe von Renate Pichler und Martin Thurnher, ob es unter laufender Immuntherapie mit dem Checkpoint Inhibitor Nivolumab (Monotherapie, zumind. in Zweitlinie) zu hormonellen Veränderungen und hierbei auch zu Unterschieden zwischen Männern und Frauen kommt. „Es ist bekannt, dass Geschlechtshormone einen Einfluss auf unser angeborenes Immunsystem haben und es auch geschlechterspezifische Unterschiede gibt. Deswegen war die Hypothese, dass es zu unterschiedlichen Auslenkungen der Sexualhormone unter der laufenden Immuntherapie kommen konnte naheliegend, was wir auch beobachtet haben. Bei den Männern, die auf die Therapie angesprochen haben, kam es zu Veränderungen der Sexualhormone, während wir dies bei den Patientinnen nicht beobachten konnten. Zudem konnten wir eine Assoziation zwischen dieser Veränderung und dem progressionsfreiem Überleben bei unseren Patienten identifizieren, während bei unseren Patientinnen diese Beobachtung nicht bestätigt werden konnte“, erläutert Tulchiner die Ergebnisse. Bei der 2021 publizierten Untersuchung handelt es sich um eine Pilotstudie, in der zehn Frauen und zwölf Männer eingeschlossen waren. In einer Folgeuntersuchung soll es darum gehen, die Unterschiede genau zu identifizieren und zu differenzieren. Gennadi Tulchiner hat im Zuge seines klinischen PhD die Gendermedizinausbildung absolviert, die ihn dazu motivierte, geschlechterspezifische Aspekte in der Uroonkologie näher zu beleuchten.

(Innsbruck, am 23. Nov. 2022, Text: T. Mair, Fotos: D. Bullock)

 

Links:

Die aktuelle Ausschreibungsrunde für den Preis für Gender Medizin Forschung läuft noch bis 30. November: Preis für Gender Medizin Forschung an der Medizinischen Universtät Innsbruck - Medizinische Universität Innsbruck (i-med.ac.at)

Preis für Gendermedizin-Forschung an Stephanie Mangesius - myPoint (i-med.ac.at)

Preis für Gender Medizin Forschung an Evi Holzknecht - myPoint (i-med.ac.at)

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