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Rückblick Tiroler Impftag: Influenza und COVID-19

Der Ausbruch von COVID-19 sowie die neuesten Impfstoffentwicklungen bezüglich Influenza zählten zu den wichtigsten Themen des Tiroler Impftages. Über die aktuellsten Entwicklungen informierten internationale und Innsbrucker ExpertInnen Mitte Februar. Die Institute für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene sowie Virologie und die Univ.-Klinik für Pädiatrie I veranstalteten das stets gut besuchte Meeting gemeinsam.

Bereits zum fünfzehnten Mal fand der Tiroler Impftag am 15. Februar 2020 in Innsbruck statt. MedizinerInnen, ApothekerInnen und MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen nutzten an diesem Tag die Gelegenheit, neue Daten und Erkenntnisse sowie einen Überblick zum Thema „Impfungen“ zu erhalten. Wie schon in den 14 Jahren davor wurde der Impftag von Reinhard Würzner (Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie, Direktorin: Cornelia Lass-Flörl) organisiert. Zahlreiche hochkarätige ReferentInnen wurden eingeladen, um die medizinische Fachwelt auf den neuesten Stand in Sachen Vorsorge durch Impfungen zu bringen.

Neuigkeiten bei den Impfungen in Österreich und Update über COVID-19

Reinhard Würzner gab einen Überblick über die Impfungen bei jungen Erwachsenen und betonte die Notwendigkeit einer VZV-Impfung (Varicella-Zoster-Virus) für alle, die vorher noch keine Schafblattern (Windpocken) gehabt haben. Wichtig sei eine Verifizierung mittels Titerbestimmung. Darüber hinaus betonte der Experte, dass auch eine Impfung in der Schwangerschaft gegen Pertussis und auch Influenza im Anfang des dritten Trimenons notwendig ist, wenn der Geburtstermin zwischen Dezember und Mai liegt. Maria Kitchen vom österreichischen Impfausschuss ging den Impfplan 2020 detailliert durch und wies auf Neuerungen gegenüber dem früheren hin. Kitchen betonte nochmals, dass der Impfplan 2020 auch dann eine Pertussis-Impfung empfiehlt, wenn kurz vor der Schwangerschaft schon eine solche verabreicht wurde. Peter Kreidl stellte nicht nur die erfolgreichen Aktionen in Innsbruck anlässlich der Europäischen Impfwoche 2019 vor, sondern berichtete auch vom aktuellen Coronavirus-Ausbruch in China.

Impfungen für Kinder- und Jugendliche: Große Impflücken bei Masern

Heidemarie Holzmann vom Virologischen Institut in Wien präsentierte aufsehenerregende Zahlen von diversen Masern-Ausbrüchen und den durch eine einfache Impfung vermeidbaren Todesfällen. Die Faustregel, dass jeder Hundertste durch eine Infektion schwerst geschädigt bleibt, jeder Tausendste stirbt und jeder Zehntausendste die Komplikation „SSPE“ Monate bis Jahre später erleidet, muss demnach einer genaueren Evaluation der Daten revidiert werden: Bei SSPE handelt es sich um die sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis, an der tatsächlich jeder 600ste verstirbt. SSPE verläuft immer tödlich. Holzmann legte  auch eindrucksvolle Daten dar, die zeigen, dass eine Maserninfektion regelrecht zu einer völligen Zerstörung des Immunsystems über Jahre hinaus führt, so, dass “Masernparties“, nun auch wissenschaftlich genauestens untermauert, völlig abzulehnen sind. Jürgen Brunner und Wegene Borena, von der Innsbrucker Pädiatrie bzw. Virologie, gaben ein Update zu Pneumokokken, einem gefährlichen Keim für SeniorInnen bzw. Papillomaviren, einem bedeutenden Krebsauslöser. Claudia Mikula von der Referenzzentrale in Graz berichtete hingegen von erfreulichen Zahlen: So haben sich in den letzten zehn Jahren die Meningokokken-Todesfälle von ca. 6-7 pro Jahr auf 2-3 mehr als halbiert. Trotzdem bleibt die unbedingte Empfehlung zur Impfung nicht nur der Kleinkinder, sondern auch der Jugendlichen (Stichwort: Sprachferien) aufrecht.

Alte und neuen Gefahren durch Flaviviren und andere in Österreich und der Welt

Barbara Falkensammer von der Innsbrucker Virologie berichtete über eine dramatische FSME-Infektion eines FSME-geimpften Kindes, welches sich über Wochen nur langsam besserte und das – Monate nach dem akuten Ereignis– noch immer nicht völlig gesund ist. Dieser Fall zeigt eindrücklich, wie wichtig es ist, das Impfintervall von fünf Jahren einzuhalten. In diesem Fall war die letzte Auffrischung vor sieben Jahren erfolgt. Reinhard Würzner warnte vor einer möglichen Ausbreitung eines anderen Flavivirus, nämlich des West Nil Virus in Zentraleuropa, obwohl die Zahlen von 2019, anders als die von 2018, zunächst nicht so bedrohlich wirkten. Auf ein weiteres Flavivirus ging Ursula Hollenstein vom Reisemedizinischen Zentrum in Wien ein und plädierte – obwohl nun lebenslange Immunität nach einer Impfung angenommen wird – doch für eine Auffrischung, wenn eine Exposition weit mehr als zehn Jahre nach der Erstimpfung möglich ist. Otfried Kistner, langjähriger Wissenschafter und Projektleiter bei Immuno und Baxter und nun unabhängiger Impfexperte, erklärte einen neuartigen Ansatz zur Optimierung der Influenzaimpfung: Anstelle nach neuen Herstellungsmethoden oder Adjuvantien zu suchen, sei eine Wirkungsverstärkung wohl ganz einfach über eine Vervierfachung der Impfstoffdosis möglich, ohne dass die Nebenwirkungsrate deutlich steigt. „Wir haben den Impftag mit der Hoffnung geschlossen, dass die Anstrengungen in China die Welt vor größerem Schaden bewahrt und die Menschen mehr den rationalen und wissenschaftlich bewiesenen Erkenntnissen bei den Impfungen folgen und die Impfpläne einhalten“, meint Reinhard Würzner.

(R. Würzner, Redaktion, 26.02.2020)

Weitere Informationen:

- Institut für Hygiene und Mikrobiologie
- Institut für Virologie
- Department für Kinder- und Jugendheilkunde

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