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Deutliche Einschränkung der Lebensqualität bei PatientInnen mit Myelodysplastischen Syndromen (MDS)

Eine soeben im renommierten Fachjournal Leukemia veröffentlichte Forschungsarbeit aus dem Team um den Hämatologen und Geriater Reinhard Stauder von der Univ.-Klinik für Innere Medizin V (Direktor: Günther Gastl) zeigt deutliche Beeinträchtigungen in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei PatientInnen mit MDS im Vergleich mit Referenzpopulationen. Diese Ergebnisse bilden die Basis für die individualisierte Therapieplanung bei MDS.

Myelodysplastische Syndrome (MDS) stellen eine heterogene Gruppe von malignen, hämatologischen Erkrankungen dar. Das klinische Bild ist gekennzeichnet durch Blutarmut (Anämie), durch Granulopenie (verminderte Anzahl von weißen Blutkörperchen) und Thrombopenie (Mangel an Blutplättchen) und es kann zum Übergang in eine aggressive akute Leukämie kommen. Ein wesentlicher Teil der PatientInnen klagt über konstitutionelle Symptome wie übermäßige Erschöpfung (Fatigue) oder eine Einschränkung der Lebensqualität (QoL).

Patient reported outcomes als Basis der maßgeschneiderten Therapieplanung
Im Rahmen des EU-Projektes MDS-RIGHT wird durch das Förderprogramm H2020 die Entwicklung individualisierter Therapien bei MDS unterstützt. In diesem Projekt koordiniert Reinhard Stauder das Arbeitspaket zu QoL und Anämie. Die Selbsteinschätzung der PatientInnen erfolgt dabei mit dem Gesundheitsfragebogen EQ-5D-3L (European Quality 5 Dimensions) – ein generisches Messinstrument, welches die gesundheitsbezogene QoL in den Dimensionen Mobilität, Selbstversorgung, alltägliche Tätigkeiten, Schmerzen und Angst/ Niedergeschlagenheit erfasst. Die QoL stellt ein typisches patient-reported outcome (PRO) dar, welches die Selbstwahrnehmung der PatientInnen erfasst und integriert und somit in der personalisierten Therapieplanung und der Zulassung von neuen Arzneimitteln ständig an Bedeutung gewinnt.

Angst schränkt die Lebensqualität bei MDS massiv ein
Analysen der EQ-5D scores bei 1690 Niedrig-Risiko MDS-PatientInnen  bei der Erstdiagnose lieferten Reinhard Stauder und seinen KollegInnen ein eindeutiges Ergebnis: „Wir konnten zeigen, dass MDS-Patienten aus dem EU-MDS Register gegenüber Kontrollpopulationen mit der selben Alters- und Geschlechtsverteilung eine deutliche Beeinträchtigung in verschiedenen Dimensionen der Lebensqualität aufweisen“, so Stauder.

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Grafik 1: Einschränkung der QoL in den verschiedenen Dimensionen des EQ-5D bei MDS im Vergleich zu alters- und geschlechtsgematchten EU-Kontrollpopulationen.

 

Signifikante Einschränkungen bei MDS-PatientInnen gegenüber der gesunden Kontrollgruppe zeigten sich vor allem in den Dimensionen Mobilität, alltägliche Aktivitäten und vor allem bei Angst / Niedergeschlagenheit. Subgruppenanalysen haben zudem gezeigt, dass sich diese Unterschiede auch in verschiedenen Altersgruppen und bei beiden Geschlechtern nachweisen lassen. Einschränkungen durch Schmerzen oder in der Selbstversorgung hingegen waren bei MDS und bei Kontrollpersonen vergleichbar (Grafik 1).

In der Dimension Angst / Niedergeschlagenheit konnte ein typischer Gender-Aspekt nachgewiesen werden (Grafik 2). „Frauen mit MDS weisen die größten Beeinträchtigungen auf: 34 Prozent haben häufiger mit Angst und Niedergeschlagenheit zu kämpfen als ihre Geschlechtsgenossinnen ohne MDS“, erläutert Projektmitarbeiterin Karin Koinig.

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Grafik 2: Einschränkung der QoL in den verschiedenen Dimensionen des EQ-5D bei MDS im Vergleich zu alters- und geschlechtsgematchten EU-Kontrollpopulationen bei Frauen.

 

“Mit unseren Daten zur Lebensqualität liefern wir wichtige Ansatzpunkte zur Anpassung und Optimierung von Therapiemaßnahmen und können entsprechend agieren, etwa in der Kommunikation oder durch psycho-onkologische Interventionen“, betont Stauder.

In weiterer Folge soll ein innovativer MDS-spezifischer Score (QUALMS) implementiert werden, um die spezifischen Symptome und Einschränkungen bei MDS gezielt erfassen zu können. Zudem soll in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Uwe Siebert, Leiter des Departments Public Health, Medical Decision Making und Health Technology Assessment (HTA) an der UMIT in Hall in Tirol, ein Frühwarnsystem zur Erfassung der Verschlechterung der Lebensqualität entwickelt werden.

BLOOD-Review zur Anämie bei Älteren
Die Anämie bei Älteren ist ein weiterer Forschungsschwerpunkt in der AG von Reinhard Stauder. Erst kürzlich wurde er vom renommierten Magazin Blood eingeladen, einen Beitrag zur Review-Serie „Hematologic disease at older age“ zu liefern. Gemeinsam mit seinen Kollegen Igor Theurl und Peter Valent berichtet Stauder in diesem Review über die klinische Relevanz und die pathophysiologischen Grundlagen der Anämie bei Älteren. Stauder propagiert eine differenzierte Abklärung und Therapie der Blutarmut bei Betagten. Einen der Schwerpunkte der Arbeit stellt die Darstellung des Übergangs der Anämie im Alter in Frühformen des MDS dar.

(D. Heidegger)

 

Links:

Health-related quality of life in lower-risk MDS patients compared with age- and sex-matched reference populations: a European LeukemiaNet study. Reinhard Stauder et al. Leukemia (2018), published online 06 March 2018
http://dx.doi.org/10.1038/s41375-018-0089-x 

Anemia at older age: etiologies, clinical implications, and management. R. Stauder, P. Valent and I. Theurl, Blood 2018 131:505-514
https://doi.org/10.1182/blood-2017-07-746446

Univ.-Klinik für Innere Medizin V
https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_inneremedizin5.html

Arbeitsgruppe MDS/ Geriatrische Onkologie
http://www.haematologie-onkologie.at/de/wissenschaft-forschung/arbeitsgruppen/arbeitsgruppe-mdsgeriatrische-haematologie-und-onkologie.html

NEWS-Archiv: EU-Projekt MDS-RIGHT zur personalisierten Therapie bei Blutkrebs gestartet
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/693606.html

EU-Projekt MDS-RIGHT / Medizinische Universität Innsbruck
https://mds-europe.eu/right
https://www.mds-europe.eu/right/partners/imu

EU-MDS Register
http://www.eumds.org/

Verein Senioren-Krebshilfe
https://www.senioren-krebshilfe.at/

 

 

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