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Innsbrucker Forscherin mit dem renommierten Hugo Husslein Preis ausgezeichnet

Dr.in Katharina Winkler-Crepaz wurde bei der diesjährigen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe mit dem renommierten Hugo Husslein Preis ausgezeichnet. Winkler-Crepaz und ihre KollegInnen von der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin haben ein neuartiges Verfahren zur dynamischen In-vitro-Kultur von Ovarialgewebe entwickelt, das unter anderem zum Fertilitätserhalt von Krebspatientinnen dienen soll.

Jährlich erkranken in Österreich etwa 17.500 Frauen an Krebs. 1.600 dieser Frauen sind bei Diagnosestellung unter 45 Jahre alt. Dank verbesserter Therapieoptionen nahm die Langzeitüberlebensrate onkologischer PatientInnen in den letzten Jahrzehnten deutlich zu. Der Preis dafür ist jedoch ein Leben mit den Langzeitfolgen der Krebstherapie.

Krebs und Fruchtbarkeit

Die Schädigung der Ovarien ist eine häufig vernachlässigte Nebenwirkung vieler Chemotherapeutika, sowie der Bestrahlung im Bereich des kleinen Beckens. Sie kann zu einem verfrühten Einsetzen der Menopause und den damit assoziierten Erkrankungen wie einem schweren klimakterischen Syndrom, Osteoporose und koronarer Herzkrankheit führen. Neben diesen unmittelbaren gesundheitlichen Konsequenzen kann der frühzeitige Verlust der Ovarialfunktion auch zu ungewollter Kinderlosigkeit führen.

Die daraus entstehende Notwendigkeit, diesen Patientinnen fertilitätserhaltende Maßnahmen anbieten zu können, führte sowohl zur Entwicklung neuer, als auch zur Verbesserung bereits etablierter Verfahren im Bereich der Reproduktionsmedizin.

Eine vielversprechende Strategie ist die Entnahme und Kryokonservierung von Ovarialgewebe vor geplanter Therapie, mit dem primären Ziel einer späteren Autotransplantation des Gewebes.

Als eines der ersten Zentren Österreichs führt die Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin (Direktor Univ.-Prof. Dr. Ludwig Wildt) die Kryokonservierung von Ovarialgewebe seit 2003 durch. Bisher wurde Ovarialgewebe von über 175 Patientinnen aus ganz Österreich, Südtirol und Süddeutschland eingefroren.

Entwicklung eines neuen In-vitro-Kulturverfahrens für Ovarialgewebe

Bei einigen Krebserkrankungen, bei denen mit dem Vorhandensein von Tumorzellen in dem entnommenen Gewebe (z.B. Leukämien) zu rechnen ist, könnte die Autotransplantation jedoch theoretisch zu einem Rezidiv führen. In-vitro-Kultursysteme für Ovarialgewebe und Follikel wären hier sichere Alternativen, befinden sich aber in Ihrer Entwicklung im Menschen noch im Anfangsstadium und konnten bisher noch zu keinen Lebendgeburten führen. Darüber hinaus erlauben In-vitro-Systeme Einblicke in die Regulation von Follikel- und Oozytenreifung und stellen damit zudem wichtige Forschungsmodelle in der Reproduktionsmedizin dar.

Durch Gewebekultur kann das Wachstum ruhender Follikelstadien, die den größten Anteil der im Ovar vorhandenen Follikel ausmachen, initiiert werden. Zu diesem Zweck wurde in Innsbruck ein innovatives dynamisches System zur Kultur von Ovarialgewebe entwickelt. Im Unterschied zu herkömmlichen In-vitro-Kultursystemen, bei denen das Kulturmedium einmalig alle 24 bis48 Stunden ausgetauscht wird, bietet die dynamische In-vitro-Kultur einen kontinuierlichen Austausch. Über ein Schlauchsystem wird frisches Kulturmedium durch eine Peristaltikpumpe in die Kulturkammern befördert und das gesamte Kulturmedium so innerhalb von 24 Stunden komplett erneuert. Dadurch werden Metabolite laufend entfernt und neue Stoffwechselsubstrate zugeführt. Darüber hinaus bietet das dynamische Kultursystem auch die Möglichkeit, neue hormonelle Stimulationsverfahren in vitro zu entwickeln.

Im Rahmen der von der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe mit dem Hugo-Husslein-Preis ausgezeichneten Arbeit, konnten Dr.in Winkler-Crepaz und ihre KollegInnen die erfolgreiche Initiierung des frühen Follikelwachstums durch dynamische In-vitro-Kultur im Mausmodell zeigen. Das beobachtete Wachstumsmuster entsprach jenem des physiologischen Wachstums in vivo. Nun gilt es, für die Arbeitsgruppe an der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin das System auch für die Anwendung im Menschen zu etablieren.

Erfolgreiche Nachwuchswissenschaftlerin

Dr.in Katharina Winkler-Crepaz studierte und promovierte an der Medizinischen Universität Innsbruck und ist aktuell als Assistenzärztin und PhD-Studentin an der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin und am Institut für Biomedizinische Alternsforschung der Universität Innsbruck tätig. Bereits im Rahmen Ihrer Diplomarbeit forschte sie an der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie unter Anleitung von Univ.-Prof. Dr. Ludwig Wildt auf den Gebieten der Reproduktionsbiologie und Fertilitätsprotektion. Ein Auslandsaufenthalt führte sie an die University of Michigan in Ann Arbor, wo sie verschiedene Techniken der In-vitro-Kultur erlernte. Ihr PhD-Studium wurde vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft durch ein DOC-fForte Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gefördert. Des Weiteren wurden die Projekte von Dr.in Winkler-Crepaz durch den Tiroler Wissenschaftsfonds und den Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank unterstützt.

Der Hugo-Husslein-Preis der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe wird nur alle zwei Jahre verliehen und ist die  renommierteste Auszeichnung dieser wissenschaftlichen Gesellschaft.

(L. Wildt/red))

 

Links:

Univ.-Klinik für Gynäkologische. Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_gyn_endo_repromed.html

Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
http://www.oeggg.at/

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