search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

home>mypoint>news>690206.html

NEWS_final__DC_Wilflingseder.jpg

Junge ForscherInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck: Doris Wilflingseder

Im Rahmen der Reportageserie „Junge ForscherInnen an der MUI“ werden NachwuchswissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen)Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.

Diesmal portraitieren wir Assoz. Prof.in  Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Doris Wilflingseder von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie (Direktorin Univ.-Prof.in Dr.in Cornelia Lass-Flörl). Die Immunologin forscht bereits seit vielen Jahren an Wechselwirkungen von dendritischen Zellen (DCs) – den sogenannten Wächterzellen des Immunsystems – mit unterschiedlichen Krankheitserregern, wie HIV-1 und Pilzen.

„Neben Krankheitserregern und den DCs bildet das Komplementsystem einen zentralen Bestandteil unserer Forschung. Nach dem Eindringen von Krankheitserregern in den Körper werden diese vom Komplementsystem und später von spezifischen Antikörpern erkannt, bedeckt und für die Immunzellen als `fremd´ markiert“, erklärt  die Forscherin, die in Innsbruck Zoologie studierte und ursprünglich eigentlich Verhaltensforscherin werden wollte. „Die Praktika, die ich im Zuge meines Wahlfaches Zellbiologie absolvierte, haben mich so fasziniert, dass ich meine Diplomarbeit im Themenbereich der Signaltransduktion in Zellen verfasste. Mein Interesse galt dabei besonders den Vorgängen in Zellen nach Stress, etwa wenn der Organismus mit Erregern konfrontiert wird“, erzählt Wilflingseder, die letztendlich also doch so etwas wie eine Verhaltensforscherin geworden ist, indem sie nun in Zellkulturen das Verhalten von Zellen untersucht. Spätestens seit ihrer Dissertation, die sie am Institut für Theoretische Chirurgie abschloss, war klar: Es sollte in Richtung Immunologie gehen – ein Fach, in dem Doris Wilflingseder 2009 auch habilitierte.

Relevanz von Komplement für HIV-spezifische Immunantwort

An der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie, an der sie nun bereits seit mehr als 14 Jahren beschäftigt ist und der sie seit 2012 auch als stellvertretende Direktorin vorsteht, leitet die gebürtige Innsbruckerin eine eigene Arbeitsgruppe. Zentraler Forschungsfokus ist das Wechselspiel zwischen Krankheitserregern und Immunzellen in der Akutphase der Infektion. Die Immunologin ist besonders von HI-Viren und deren Mechanismen fasziniert, die es dem Virus ermöglichen, Immunantworten zu entkommen. „Obwohl weltweit seit über 30 Jahren intensiv an HIV-1 geforscht wird, ist es bisher nicht gelungen, ein Heilmittel gegen das Virus zu finden“, so Wilflingseder, die zusammen mit ihrer Arbeitsgruppe an alternativen Ansätzen arbeitet, dem entgegenzuwirken.

Im Mittelpunkt stehen also dendritische Zellen – die wichtigsten antigen-präsentierenden Zellen unseres Körpers –, sowie das Komplementsystem, das sofort nach Eintritt eines Krankheitserregers wie HIV-1 aktiviert wird, die Oberfläche des Eindringlings markiert (= opsonisiert) und damit für dendritische Zellen verstärkt erkenntlich macht. „Diese Rahmenbedingung ist deshalb stets auch der Ausgangspunkt unserer Forschung und wird bei keiner Forschungsfrage außer Acht gelassen. Diverse Krankheitserreger liegen im Körper ja nur selten in `nackter´, also nicht-opsonisierter, Form vor, daher stellen wir in unseren Zellkulturen genau diese realistische Situation nach“, betont die Immunologin, die überzeugt ist, auf diesem Weg effektiveren DC-basierenden Therapien einen Schritt näher kommen zu können.

Dendritische Zellen, HIV-1 und Komplement standen bei Doris Wilflingseder auch im Rahmen ihrer 3 FWF-unterstützten Forschungsprojekte immer im Mittelpunkt. Im Zuge ihres ersten FWF Projektes  sammelte sie am University College London Auslandserfahrung und erstellte dort Genexpressions-Profile von dendritischen Zellen, die mit unterschiedlich opsonisierten HIV-Partikeln beladen wurden. In diesen und weiteren Analysen konnte die Gruppe um Wilflingseder feststellen, dass dendritische Zellen HIV-1 in Abhängigkeit vom Opsonisierungsmuster gänzlich unterschiedlich verarbeiten. „Wir fanden, dass die HIV-1-Komplementopsonisierung deutlich effektivere Immunreaktionen via DCs auslöste und somit eine unterstützende Rolle zur Erkennung des Virus spielt. Besonders interessant waren die stärkere Aktivierung zytotoxischer T Zellen sowie die Induktion von antiviralen Typ I Interferonen – beides Immunantworten, die für die Bekämpfung von Virusinfektionen essentiell sind“, so Wilflingseder.  Die daraus gewonnen Erkenntnisse könnten nach eingehenderer Charakterisierung zukünftig zu verbesserten immuntherapeutischen Strategien zur Behandlung von HIV-1 führen. „Die Induktion der HIV-1-spezifischen zellulären Immunantwort durch dendritische Zellen ist neben der Wirkung von neutralisierenden Antikörpern der richtige Weg“, ist die Immunologin überzeugt. Auf der Suche nach wirkungsvolleren Impfstrategien ist Doris Wilflingseder international (Institut Pasteur, Paris; INSERM, Paris; Albert Einstein College, NYC; Amsterdam Medical Center) wie auch vor Ort an der Medizinischen Universität Innsbruck (MCBO, CIIT) gut vernetzt.  

Die Immunologie ist auch in der Lehrtätigkeit von Doris Wilflingseder ein Hauptthema, etwa bei den Immunologischen Methoden im Rahmen des MCBO-Doktoratskollegs. „Die Zusammenarbeit mit Studierenden und die Betreuung von PhDs machen Spaß und bringen Abwechslung in den Arbeitsalltag“, erzählt die Forscherin, die auch in universitären Gremien, wie etwa der Habilitationskommission, mitwirkt. Und wenn die Immunologin nicht gerade im Labor, in einem Seminarraum oder am Computer arbeitet, trifft man sie im Tierheim Mentlberg an oder  findet sie im Freien mit ihrem American Stafford/Boxer Mischling `Milow´ sowie ihrem Tierheim-Schützling `Joice´, deren Patenschaft sie übernommen hat. Ein Faible für treue Vierbeiner hatte Doris Wilflingseder schon immer. „Schon als Studentin hatte ich einen Berner Sennenhund-Brackenmischling und anschließend bin ich zehn Jahre lang mit zwei Bauernhunden spazieren gegangen“, erzählt sie. Und wenn sich Doris Wilflingseder am Wochenende ihre Touren-Skier oder die Rodel einpackt, sind  heute Milow und Joice mit dabei: „Auf den Bergen entspanne und erhole ich mich am besten und mir kommen die besten Ideen für neue Experimente“.

(D.Heidegger)

* Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck.  Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst.

 

Weitere Links:

Arbeitsgruppe Doris Wilflingseder
Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie
Tierschutzverein für Tirol
Weitere Reportagen über NachwuchswissenschafterInnen an der Medzinischen Universität Innsbruck 

Aktuell