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Neue Einsichten in die Pathogenese der Multisystematrophie

Mit einer rezenten, im renommierten American Journal of Pathology publizierten Forschungsarbeit bietet die Innsbrucker MSA Arbeitsgruppe aus der Abteilung für Klinische Neurobiologie unter der Leitung von Univ.-Prof. Gregor Wenning, neue, essentielle Einsichten in die Pathogenese und Therapieforschung der Multisystematrophie (MSA). Für diese rasch fortschreitende, tödlich verlaufende neurodegenerative Erkrankung gibt es derzeit keine effektiven Therapiemöglichkeiten.

Von der fortschreitenden neurologische Erkrankung MSA sind in Österreich etwa 1000 Menschen betroffen. Verursacht durch den Untergang von Zellen in bestimmten Regionen des Gehirns, zeigt sich MSA klinisch in einer Vielzahl von Symptomen wie dem Parkinson-Syndrom, der zerebellären Ataxie, der Dysautonomie und in Pyramidenbahnzeichen (pathologische Reflexe) in unterschiedlichen Kombinationen.

Das Protein Alpha-Synuclein ist ein Hauptbestandteil von intrazellulären Proteinaggregaten bei der Parkinson-Krankheit, der MSA und der Lewy-Körper Demenz. Diese neurodegenerativen Erkrankungen werden deshalb auch als Alpha-Synucleinopathien bezeichnet. Alpha-Synuclein, das im gesunden Gehirn nicht in glialen Zellen exprimiert wird, kommt bei der MSA vor allem in oligodendroglialen Zellen (Zelltyp im Nervengewebe) vor. Zusätzlich wird der neuronale Verlust durch eine Neuroinflammation vorangetrieben. Jedoch ist die genaue Pathogenese der Krankheit noch unbekannt.

Verlust von toll-like Rezeptor 4 übersteigert MSA

In einer kürzlich im renommierten American Journal of Pathology publizierten Arbeit konnte die Innsbrucker MSA Arbeitsgruppe die Rolle des toll-like Rezeptors 4 (TLR4) in einem transgenen Mausmodell der MSA untersuchen und dabei wichtige Einsichten in die Pathogenese und Therapieforschung dieser Erkrankung gewinnen. Das internationale Renommee der Innsbrucker MSA-Forschung wird damit weiter gestärkt.

Im transgenen MSA Mausmodell mit TLR4-knock-out (KO) wurde ein aggravierter Phänotyp mit Beeinträchtigung motorischer Funktionen und Verlust dopaminerger Neurone festgestellt. Außerdem zeigte sich, dass der Verlust von TLR4 wegen einer reduzierten Phagozytose (Phagozyten sind Zellen der Immunabwehr) von alpha-Synuklein in TLR4-KO Mikrogliazellen zu einer Erhöhung der alpha-Synuklein Anhäufung im Gehirn führte.

„Der TLR4 Signalweg wird damit zum ersten Mal als natürlicher endogener sowie neuroprotektiver Mechanismus im Abbau von alpha-Synuklein beschrieben“, erklärt Priv.-Doz.in Nadia Stefanova aus dem Team um Prof. Wenning. Die neuen Daten zeigen neue Mechanismen in der Pathogenese der alpha-Synukleinopathien auf und wurden bereits bei bedeutenden internationalen Kongressen präsentiert. Die Studie wurde durch den neuen Innsbrucker Spezialforschungsbereich „Cell Signalling in in Chronic CNS Disorders“ F44, sowie FWF P 19989-B05 gefördert.

Auf dem Weg zu innovativen Therapiestrategien

In der experimentellen und klinischen Erforschung der MSA liegt das wesentliche Interesse der 2006 am Department für Neurologie gegründeten Abteilung für Klinische Neurobiologie. So konnten in den letzten Jahren wesentliche Beiträge zur klinischen Präsentation, Diagnostik sowie experimentellen Pathogenese-Forschung geleistet werde. Aktuelle Projekte konzentrieren sich auf die präklinische Evaluierung von innovativen neuroprotektiven und neuroregenerativen Therapiestrategien, die in klinischen Studien der europäischen MSA Studiengruppe (EMSA-SG) geprüft werden.