search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Konservierungsmittel und Farbstoffe: mögliche Mitspieler bei der Entstehung von Fettleibigkeit

Die Zunahme der Fettleibigkeit stellt eines der größten Zivilisationsprobleme unserer Zeit dar. Bewegungsmangel und unangepasstes Ernährungsverhalten sind wesentliche Ursachen dafür. Zweifelsohne gibt es zahlreiche weitere Einflussfaktoren, deren pathogenetische Mechanismen noch zu klären sind. Eine gemeinsame Untersuchung der Abteilung für Stoffwechselerkrankungen der Univ.-Klinik für Innere Medizin I und der Sektion für Biologische Chemie des Biozentrums nahm nun den Effekt von Konservierungsmitteln und Farbstoffen in Nahrungsmitteln auf das hungerregulierende Hormon Leptin ins Visier.

Im Rahmen der Fettleibigkeit sind offensichtlich jene physiologischen Regelkreise, die das Hungergefühl und die Nahrungsaufnahme steuern sollten, aus dem Gleichgewicht. Dabei spielen Adipozytokine wie Leptin eine bedeutende Rolle. Das aus Adipozyten (Fettzellen) freigesetzte Hormon Leptin steuert über seine Wirkung auf das Zentralnervensystem das Hungergefühl und damit die Nahrungsaufnahme. Normalerweise führt eine Zunahme an Fettgewebe zu einer vermehrten Freisetzung von Leptin, wodurch das Hungergefühl und damit die weitere Nahrungsaufnahme unterdrückt werden sollten. Werden die Fettdepots des Körpers reduziert, nimmt auch die Konzentration des Leptins im Blutkreislauf ab, was wiederum eine Zunahme des Appetits bewirkt. Dieser Regelkreis scheint beim fettleibigen Menschen gestört zu sein, was sich häufig auch in einer verminderten Wirkung des freigesetzten Leptins auf die entsprechenden Leptinrezeptoren ausdrückt. Die Ursachen dieser Funktionsstörung sind noch weitgehend ungeklärt, die zunehmende Globalisierung und der damit verbundene, nahezu uneingeschränkte Einsatz von Konservierungsmitteln und Farbstoffen bei Nahrungsmitteln könnten jedoch ein relevantes Erklärungsmuster abgeben.

Nachweislicher Zusammenhang im Zellkulturmodell

So zeigen aktuelle in vitro Untersuchungen, die von Dr. Christian Ciardi in einem gemeinsamen Projekt an der Abteilung für Stoffwechselerkrankungen der Univ.-Klinik für Innere Medizin I (ao.Univ.-Prof. Christoph Ebenbichler) und an der Sektion für Biologische Chemie am Biozentrum (ao.Univ.-Prof. Dietmar Fuchs) durchgeführt wurden, dass typische Konservierungsmittel wie Natriumsulfit und Natriumbenzoat sowie der natürliche Farbstoff Curcumin in die Regulation der Leptinfreisetzung von Fettzellen eingreifen. “In stimulierten Adipozyten unterdrückten diese Stoffe die Leptinfreisetzung abhängig von der zugesetzten Dosis, und diese Wirkung wurde vermutlich aufgrund der antioxidativen Eigenschaften, die allen drei Wirkstoffen gemeinsam ist, ausgeübt“, erklärt Prof. Fuchs.

Aus den erhobenen Befunden kann geschlossen werden, dass die angesprochenen Nahrungsmittelzusatzstoffe über eine Wirkung auf das Hormon Leptin das Hungergefühl beeinträchtigen könnten. Dementsprechend würde auch das Ernährungsverhalten beeinflusst. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass sich diese Ergebnisse bis dato nur auf Zellkulturexperimente beziehen. „Sollten sich die gefundenen Zusammenhänge aber auch für den fettleibigen Patienten als relevant erweisen, wäre ein bedeutender Schlüssel für ein besseres Verständnis der Fettleibigkeit und damit auch für eine bessere Interventionsstrategie gefunden“, schließt Dr. Ciardi. Die Forschungsarbeit wurde rezent im Fachmagazin British Journal of Nutrition veröffentlicht.