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Weltweit größtes MSA Register soll Patientenversorgung verbessern

Die Multisystematrophie (MSA) ist nach der Parkinson-Krankheit die zweithäufigste Ursache eines degenerativen Parkinson-Syndroms mit etwa 1000 Erkrankten in Österreich. Die europäische MSA-Studiengruppe (EMSA-SG) unter der Leitung von Univ.-Prof. Werner Poewe und Univ.-Prof. Gregor Wenning von der Univ.-Klinik für Neurologie fordert nach eingehender Analyse des weltweit größten MSA Registers einheitliche Strategien, um die Versorgung von MSA-Patienten effektiv zu verbessern.

Typisch für MSA ist die Assoziation von fortschreitenden autonomen und motorischen Störungen mit einer Überlebenszeit von acht Jahren. „Zwar führt die symptomatische Therapie zu einer teilweisen Besserung“, so Prof. Wenning, „doch stehen den behandelnden Ärztinnen bislang keine krankheitsmodifizierenden Strategien zur Verfügung.“

Im namhaften „Movement Disorders Journal“ erschien kürzlich eine, durch Fördermittel der Europäischen Union ermöglichte, Auswertung des weltweit größten MSA Registers der europäischen MSA-Studiengruppe (EMSA-R). Die Analyse zeigte ein homogenes Krankheitsbild in den beteiligten europäischen Ländern, während sich bezüglich Diagnostik und Therapie zum Teil gravierende Unterschiede ergaben.

Homogenes Krankheitsbild bei heterogenen Therapieansätzen

In der EMSA-Registry Studie wurden nun systematisch die klinische Präsentation sowie die aktuellen Diagnose- und Behandlungsstrategien von 19 beteiligten europäischen Zentren erfasst. Die Ergebnisse zeichnen dabei ein weitgehend homogenes klinisches Bild der Erkrankung im europäischen Raum. So konnte gezeigt werden, dass die autonome Dysfunktion das häufigste, nahezu durchgehend vorkommende Krankheitssymptom ist. Ferner lag Parkinsonismus bei nahezu neunzig Prozent der Erkrankten vor. Der Vergleich einzelner Zentren hinsichtlich diagnostischer Zusatzuntersuchen ergab ein variables Bild mit deutlichen Abweichungen in der Verwendungshäufigkeit einzelner Untersuchungen. Ebenso gab es deutliche Unterschiede bezüglich der Therapieansätze in den untersuchten Kliniken. Vor allem in der symptomatischen Behandlung der autonomen Störungen, wie der neurogenen Blasenstörung und der orthostatischen Hypotonie (Regulationsstörung des Blutdrucks), waren diese deutlich ausgeprägt. So erhielten lediglich fünfzig Prozent der PatientInnen eine adäquate Therapie. „Vor dem Hintergrund dieser Studienresultate wird die Notwendigkeit der grenzübergreifenden Zusammenarbeit und der Etablierung von einheitlichen Behandlungsstrategien äußerst evident“, so Prof. Poewe und Prof. Wenning.

Forschungsgemeinschaft unter Innsbrucker Führung

Die europäische MSA Studiengruppe wurde von Prof. Poewe und Prof. Wenning im Januar 1999 in Innsbruck gegründet und repräsentiert ein wissenschaftliches Konsortium aus Forschern und akademischen Zentren in Europa und Israel. Das Hauptaugenmerk der EMSA-SG liegt auf der Entwicklung krankheitsmodifizierender Therapien durch eine intensive translationale Forschungsausrichtung mit Evaluierung von innovativen, neuroprotektiven Strategien. In den letzten Jahren konnten mehrere randomisiert-kontrollierte multizentrische Therapie-Studien durchgeführt werden. Dabei fühlt sich EMSA-SG den Prinzipien einer offenen und vollständigen wissenschaftlichen Kommunikation verpflichtet. Neben den Forschungsinteressen liegt ein weiterer Schwerpunkt der EMSA-SG in der Schaffung einer breiteren öffentlichen Wahrnehmung durch Bereitstellung von wissenschaftlichen und medizinischen Informationen über MSA. Die EMSA-SG verfolgt diese Ziele nicht nur in Europa, sondern versucht in enger Zusammenarbeit mit der nordamerikanischen MSA Studiengruppe (NAMSA-SG), der japanischen MSA Studiengruppe (JAMSA-SG) und der chinesischen MSA Studiengruppe (CNMSA-SG) eine globale Forschungsgemeinschaft zu schaffen.