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Blei: Bedeutender Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen

Herzkreislauferkrankungen stellen weltweit die Todesursache Nr. 1 dar, allein in Österreich beträgt die Mortalitätsrate über 50 Prozent. Obwohl zahlreiche Risikofaktoren bereits beschrieben wurden, bleiben bis zu 25 Prozent aller Herzkreislauferkrankungen durch die bekannten Risikofaktoren ungeklärt. Eine neue, von Innsbrucker und Wiener WissenschafterInnen getragene Forschungsarbeit kann nun das Schwermetall Blei als relevanten Risikofaktor identifizieren.

Die Arbeitsgruppe um Doz. David Bernhard - vormals an der Innsbrucker Herzchirurgie und seit einem Jahr an der Abteilung für Herzchirurgie der Medizinischen Universität Wien tätig - fokussierte auf der Suche nach neuen kardiovaskulären Parametern auf Metalle und kann in einer im international renommierten Fachmagazin ATVB (Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology) veröffentlichten Arbeit die athersosklerotische Wirkung von Blei belegen.

Atherosklerose schon durch geringste Bleibelastung

Im Rahmen einer Humanstudie an jungen ProbandInnen konnte das Team um Doz. Bernhard in Kooperation mit dem Labor für Autoimmunität am Biozentrum die Wirkungsweise der Substanz Blei auf die menschlichen Blutgefäßwände aufzeigen sowie den zugrundeliegenden Pathomechanismus detailliert aufklären. „Bereits niedrigste, deutlich unter den derzeit geltenden Richtwerten liegende Bleiwerte im Serum, führen zu Veränderungen der Blutgefäßwände, die als Vorstufen der Atherosklerose gelten“, kann Studienautor Bernhard schlußfolgern.

Blei, das in die Blutbahn gelangt, wird von Endothelzellen (Endothelzellen stellen die erste, dem Blutstrom zugewandte Zellschicht der Gefäßwand dar - „Intima“) aufgenommen und aktiviert den Transkriptionsfaktor Nrf2 (ein, die Transkription beeinflussendes Protein). Diese Aktivierung führt zur Synthese von Interleukin-8 (IL-8 ist ein körpereigener Botenstoff), das von Endothelzellen freigesetzt wird. IL-8 stimuliert schließlich die Wanderung von Glatten Muskelzellen aus einer tiefer liegenden Schicht (der sogenannten Media) der Blutgefäßwand in die Intima und führt zu deren Verdickung und Umbau. Dieser Vorgang stellt ein zentrales Element in der Entstehung der Atherosklerose dar.

Obwohl die gesundheitsschädliche Wirkung dieser gefährlichen Substanz seit langem bekannt ist, findet sich Blei heute nach wie vor in Industrieabgasen (Kohleverbrennung), Wasserleitungsrohren älterer Gebäude, in Lacken, Farben und ähnlichem. Selbst die Aufnahme von kleinsten Bleimengen führt über einen längeren Zeitraum zur stetigen Anreicherung des Metalls im Körper, vor allem in Knochen und - wie in der aktuellen Studie belegt - auch an den Blutgefäßwänden. Blei kann so eine chronische Vergiftung hervorrufen, die sich unter anderem in Kopfschmerzen, Müdigkeit, Abmagerung und Defekten der Blutbildung, des Nervensystems und der Muskulatur zeigt. Bleivergiftungen sind besonders für Kinder und Schwangere gefährlich und können auch Fruchtschäden und Zeugungsunfähigkeit bewirken. „Basierend auf dieser Studie sollte die Exposition mit Blei als Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen auch bei geringen Konzentrationen des Metalls neu bewertet werden“, unterstreicht Bernhard die hohe Relevanz der Studienergebnisse.