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Neue Erkenntnisse für chronischen Erkrankungen und Depression

PatientInnen mit chronischen Erkrankungen wie Infektionen oder bösartigen Tumoren entwickeln oft auch kognitive Störungen oder depressive Verstimmungen. Mit einem interdisziplinären Forschungsansatz gelang es einer Arbeitsgruppe aus der "Sektion für Biologische Chemie" des Innsbrucker Biozentrums nun, die Wechselwirkung zwischen der Verfügbarkeit von Neurotransmittern und der Entstehung von Depressionen zu erhellen.

Neurotransmitter wie Adrenalin, Serotonin oder Dopamin sind Botenstoffe, die Informationen von einer Nervenzelle zur anderen weitergeben. Das Forschungsteam um Univ.-Prof. Dietmar Fuchs von der Sektion für Biologische Chemie am Biozentrum verfolgt seit Jahren den Ansatz, dass Entzündungsvorgänge grundlegend in die Verfügbarkeit von Neurotransmittern eingreifen und ihnen damit in der Pathogenese der Depression eine entscheidende Rolle zukommt. „Vergangene Untersuchungen haben zum Beispiel gezeigt, dass Krebspatienten oder AIDS-Patienten einen Mangel an Serotonin und damit verbunden Depressionen haben“, unterstreicht der Biochemiker.

Zahlreiche Kooperationsarbeiten mit Univ.-Prof.in Barbara Sperner-Unterweger von der hiesigen Univ.-Klinik für Biologische Psychiatrie und mit Wissenschaftern aus dem In- und Ausland erbrachten zudem den Nachweis, dass der vom Immunsystem zur Zellteilungshemmung bewirkte Abbau von Tryptophan (eine essentielle Aminosäure, die vom menschlichen Körper nicht selbst gebildet wird und daher mit der Nahrung zugeführt werden muss) auch Auswirkungen auf die Neurotransmission mittels Serotonin hat.

Therapeutischer Nutzen

In einem nächsten Schritt wurde nun von Prof. Fuchs und seinen MitarbeiterInnen ein neues, weiter führendes Konzept entwickelt, in dem bei diesen Patientengruppen eine mögliche dopaminerge Störung genauer untersucht wurde. „Tatsächlich scheint der Immunstatus bei Patienten mit entzündlichen Erkrankungen auch die Aktivität des Enzyms Phenylalanin-Hydroxylase (PAH) zu stören - dem geschwindigkeitsbestimmenden Schritt im Aufbau der Neurotransmitter bzw. biogenen Amine Dopamin, Adrenalin and Noradrenalin“, informiert Prof. Fuchs. Zunächst wurde ein gestörter Umsatz der essentiellen Aminosäure Phenylalanin bei Patienten mit Polytrauma und Sepsis sowie bei Frauen mit Eierstockkrebs nachgewiesen. Schließlich wurde in einer im renommierten „Brain, Behavior and Immunity“ publizierten Kooperationsstudie mit Univ.-Prof. Robert Zangerle von der AIDS-Station der Univ.-Klinik für Dermatologie eine ähnliche Assoziation bei Patienten mit HIV-1 Infektion beobachtet. In dieser Untersuchung zeigte sich außerdem, dass im Gleichschritt mit der Verbesserung der Immunsituation auch die Störung der PAH Aktivität unter erfolgreicher medikamentöser HIV-Therapie weitgehend korrigiert wird. Diese Erkenntnisse wurden auch am derzeit in Wien stattfindenden AIDS-Kongress vorgestellt und diskutiert.

„Aus diesen kontinuierlichen Untersuchungen ergibt sich sukzessive ein besseres Verständnis der Pathogenese neuropsychiatrischer Störungen beim chronisch Kranken, das schließlich auch zur Verbesserung therapeutischer Maßnahmen führen wird“, schließt Fuchs.