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Liechtenstein Preis 2009 für Igor Theurl

Die Preise des Fürstentums Liechtenstein 2009 für wissenschaftliche Forschung an den beiden Universitäten Innsbrucks wurden gestern in den Räumen des Liechtensteinischen Landesmuseums im Rahmen eines gemeinsamen Festaktes feierlich übergeben. Igor Theurl von der Universitätsklinik für Inneren Medizin I ist der Preisträger der Medizinischen Universität Innsbruck, Johann Danzl und Martin Schennach erhielten die Auszeichnung für ihre Forschungen an der Universität Innsbruck.

Der Preis des Fürstentums Liechtenstein zählt zu den renommierten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an der Universität und der Medizinischen Universität Innsbruck und wird als freundschaftliches Zeichen der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen den Universitäten und dem Fürstentum Liechtenstein seit 1983 jährlich vergeben. Die Delegation der Innsbrucker Universitäten, angeführt vom Rektor der Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Karlheinz Töchterle und von Univ.-Prof. Günther Sperk, Vizerektor für Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck wurde in Vaduz von Regierungsrat Hugo Quaderer empfangen, der auch die mit 4.000 Euro dotierten Preise überreichte. Sowohl Rektor Töchterle als auch Vizerektor Sperk nahmen die Feierstunde zum Anlass, um die Bedeutung der Zusammenarbeit der beiden Innsbrucker Universitäten herauszustreichen. Rektor Töchterle: „Heute ist ein Anlass, sich über die Fülle und Stärke unserer Forschungsleistungen zu freuen. Ebenso so erfreulich ist es, dass wir diesen Preis und die Preisträger immer gemeinsam mit der Medizinischen Universität feiern, denn es zeigt uns einmal mehr, dass die Forschungsstärke am Standort Innsbruck auch in einer engen Zusammenarbeit der beiden Universitäten begründet ist.“ Günter Sperk ergänzte diesen Aspekt: „Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass man die Anstrengungen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die gerade im Bereich der Medizin nicht selten unter der Mehrfachbelastung Patientenversorgung, Lehre und Forschung erbracht werden, entsprechend hervorheben und belohnen kann. Das ist ein wichtiges Zeichen nach innen und nach außen“.

Weil Dr. Igor Theurl derzeit im Ausland weilt, nahm an seiner Stelle der Bruder des Preisträgers, Dr. Milan Theurl, den Preis entgegen, der selbst maßgeblich an den Forschungsarbeiten sowie an der prämierten Arbeit beteiligt war.

Die Rolle von Hepcidin im Eisenstoffwechsel

Die im renommierten Wissenschaftsmagazin Blood veröffentlichte Forschungsarbeit von Dr. Theurl fokussiert einen neuen Mechanismus des Eisenstoffwechsels bei Anämien chronischer Erkrankungen und erhellt dabei die Rolle des wichtigsten Eisenregulators, Hepcidin.

Patienten mit Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder Tumoren leiden oft an Blutarmut. Bei diesen Krankheiten mit einer chronischen Aktivierung der zellvermittelten Immunität spricht man deshalb von einer Anämie chronischer Erkrankungen (ACD). Als wesentlicher pathophysiologischer Mechanismus liegt der ACD eine vermehrte Speicherung von Eisen in den Fresszellen des Immunsystems (Monozyten, Makrophagen) zugrunde. Dies führt zu einer verminderten Verfügbarkeit des Eisens für die Blutbildung, wo das Eisen für die Herstellung des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin benötigt wird. Die Folge ist die Entwicklung einer Anämie. Durch die Eisenspeicherung in den Immunzellen entzieht das Immunsystem den rasch wachsenden Mikroorganismen oder Tumorzellen das für ihre Entwicklung essentielle Eisen.

„Einerseits hemmen Immunbotenstoffe, so genannte Zytokine, die Ferroportintranskription, andererseits führt eine Interaktion von Ferroportin mit dem in der Leber gebildeten Peptid Hepcidin zum Abbau von Ferroportin und damit zur Blockade des Eisenexports aus den Fresszellen“, erklärt Dr. Igor Theurl, der als Mitglied des Teams von Univ.-Prof. Günter Weiss unter anderem auf molekularer Ebene eine verminderte Expression des einzigen bekannten Eisenexporteurs, Ferroportin, in den Monozyten von ACD-Patienten belegen konnte. Erstmals gelang Dr. Theurl auch der Nachweis, dass Hepcidin auch in menschlichen Fresszellen gebildet und diese Bildung zytokinabhänigig reguliert wird. In einer Reihe von aufwendigen Experimenten konnte das Forscherteam zeigen, dass das von den Monozyten gebildete Hepcidin den Eisenstoffwechsel in diesen Zellen durch die Interaktion mit membranständigem Ferroportin in autokriner Weise reguliert.

Preisträger Igor Theurl

Igor Maximilian Theurl wurde 1974 in Innsbruck geboren und studierte von 1993 bis 2000 an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und an der Albert-Ludwigs Universität Freiburg Medizin. Seit 2000 forscht er an der Universitätsklinik für Innere Medizin I, seit 2004 auch gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Milan Theurl, der nun an der Universitätsklinik für Augenheilkunde tätig ist.

Für seine Forschungstätigkeit wurde Igor Theurl bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Preis der Stadt Innsbruck 2006 und dem Paracelsuspreis der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin 2008.

Das Zusammenspiel von pathologischen Veränderungen im Eisenstoffwechsel in verschiedenen Organen im Rahmen der ACD bleibt auch weiterhin zentrales Thema seines Forschungsinteresses; hier ist das im Labor von Prof. Dr. Guenter Weiss durch Igor Theurl etablierte ACD-Tiermodell richtungsweisend für die Entwicklung neuer Optionen der ACD-Therapie. In den Startlöchern befinden sich derzeit Projekte, welche die Bedeutung von Eisenüberschuss für verschiedene Netzhauterkrankungen untersuchen. In der Netzhaut führt Eisen durch den ständigen Lichteinfall zu besonders starkem oxidativem Stress.

Von der Universität Innsbruck erhielten der Experimentalphysiker Dr. Johann Danzl für seine vielbeachteten Experimente mit ultrakalten Molekülen und der Rechtshistoriker DDr. Martin Schennach für seine Habilitationsschrift zur spätmittelalterliche Entstehung des Gesetzgebungsstaates am Beispiel Tirols die Auszeichnung des Fürstentums Liechtenstein.