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Forschung ohne Umwege

"From bench to bedside" - so könnte man jenes Merkmal bezeichnen, das wissenschaftlichen Untersuchungen an der Medizinischen Universität Innsbruck stets als gemeinsamer Nenner dient. Von der räumlichen und kollegialen Nähe zwischen theoretischen und klinischen Instituten profitiert die Bevölkerung in Tirol direkt und schnell. Die kürzlich in Stroke veröffentlichte Arteriosklerose-Präventionsstudie ARFY unter der Leitung von Univ.-Prof. Georg Wick ist ein weiteres Beispiel für diesen positiven Effekt.

„Der Vorteil der Forschungsarbeit in Innsbruck liegt zu einem Großteil im Campuscharakter der Medizinischen Universität begründet“, betont der Immunologe Prof. Georg Wick, ehemaliger Vorstand der Sektion für Experimentelle Pathophysiologe und Immunlogie und jetziger Leiter des Labors für Autoimmunität am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck. Seine jüngste Forschungsarbeit zum Risikoverhalten junger Tirolerinnen im Hinblick auf Arteriosklerose wurde im März 2009 im US-Magazin Stroke publiziert.

Direkter Nutzen

Wie die, ebenfalls von Prof. Wick initiierte ARMY-Studie (Atherosclerosis Risk-Factors in Male Youngsters), baut auch die ARFY-Studie (Atherosclerosis Risk-Factors in Female Youngsters) auf der seit 1990 laufenden Bruneck-Studie auf. Bei der Bruneck-Studie unter der Leitung von Univ.-Prof. Johann Willeit und Univ.-Prof. Stephan Kiechl von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie handelt es sich um eine Langzeitbeobachtung von 1.000 Einwohnern der Stadt Bruneck in Südtirol, die auf die Erforschung der Ursachen von Herzinfarkt und Schlaganfall abzielt. „Die Bruneck-Studie hat geholfen, das Arteriosklerose-Risiko um 33% zu senken“, weist Wick auf den direkten Nutzen für die Tiroler Bevölkerung hin. Im Rahmen der ARMY- und ARFY-Studien wurde in Zusammenarbeit mit den Neurologen die Risikokonstellation junger Tirolerinnen und Tiroler analysiert. Zusätzlich zu immunologischen Werten und spezifischen Immunreaktionen wurden die Arterien der Probanden mittels Ultraschall untersucht. Die Ergebnisse beider Studien konnten belegen, dass ein Risikoverhalten schon im jugendlichen Alter einen signifikanten Einfluss auf die Gefäßwanddicke hat.

Arteriosklerose ist - vor allem am Beginn ihrer Entstehung - eine entzündliche Autoimmunerkrankung, die im höheren Erwachsenenalter schlimmstenfalls zum Schlaganfall oder Herzinfarkt führt. Die Entwicklung der Arteriosklerose beruht auf einer krankhaften Überreaktion des Immunsystems. Risikofaktoren, wie zu hoher Blutdruck , hohes Cholesterin oder Rauchen, führen zu „Stressreaktionen“ in den Blutgefäßen. Als Reaktion produzieren die Gefäßwände Proteine, die die Gefäßwände schützen sollen. Eines dieser Proteine, das evolutionär weit verbreitete Hitzeschockprotein HSP60, spielt eine besonders prominente Rolle in diesem Geschehen, das von Prof. Wick in den letzten Jahren maßgeblich aufgeklärt werden konnte.

Gender-Perspektive

Im Rahmen der nunmehr veröffentlichten ARFY-Studie lag der Fokus der Forschergruppe um Erstautor Dr. Michael Knoflach von der Univ.-Klinik für Neurologie auf einer, unter dem Aspekt der arteriosklerotische Gefäßerkrankung bislang wenig untersuchten Gruppe: jungen Frauen. So schwierig sich die Finanzierung des Forschungsvorhabens gestaltete, so relevant erwiesen sich die Ergebnisse. Die Untersuchung von 205 gesunden 19 bis 21-jährigen Schülerinnen des Ausbildungszentrums West für Gesundenberufe (AZW) zeigte, dass bei 17 Prozent dieser Gruppe bereits frühe Gefäßveränderungen im Sinn einer beginnenden Arteriosklerose zu finden sind. Die Liste der Risikofaktoren wird angeführt von Bluthochdruck in der Familienanamnese, gefolgt von passivem Rauchen, Umweltbelastung, erhöhter Immunreaktion gegen HSP60 und gestörtem Fettstoffwechsel.

Optimale Kooperation

Die Zusammenarbeit von Neurologen (Univ.-Prof. Johann Willeit, Univ.-Prof. Stephan Kiechl, Dr. Michael Knoflach, Univ.-Klinik für Neurologie), Zahnmedizinern und Kardiologen, theoretischen Instituten, wie dem Zentrallabor für medizinische und chemische Labordiagnostik (Univ.-Prof. Andrea Griesmacher) und der Sektion für Experimentelle Pathophysiologe und Immunlogie sowie dem AZW funktionierte auch bei diesem Projekt wieder einwandfrei. „Schon der zeitliche Aufwand“, resümiert Wick, „ließ sich durch kurze Wege und kollegiale Nähe gering halten. Die Forschungsergebnisse der seit 1990 laufenden Bruneck-Studie sowie von ARMY und ARFY sind gerade auch für eine Universitätsklinik wie die Innsbrucker Neurologie, die eine hohe qualitative Krankenversorgung für Schlaganfallpatienten sichert, besonders wichtig“. In Tirol sind jährlich rund 2.000 Tirolerinnen und Tiroler von einem Schlaganfall betroffen.