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Neue Funktion von Afamin im Gehirn

Ein Team um Univ.-Prof. Hans Dieplinger von der Division für Genetische Epidemiologie des Departments für Medizinische Genetik, Molekulare und Klinische Pharmakologie der Medizinischen Universität Innsbruck konnte eine bislang unentdeckte Funktion des Vitamin E-Bindungsproteins Afamin im Gehirn nachweisen. Die überraschenden Befunde wurden kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Neurochemistry publiziert und könnten zu einem neuartigen Therapiekonzept für die Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen führen.

Das Vitamin E-Bindungsprotein Afamin kann in einem Zellkultur-Modell nicht nur Vitamin E sehr effektiv über die Blut-Hirn-Schranke transportieren, sondern wird auch in den Endothelzellen der Blut-Hirn-Schranke gebildet. Diese neue Erkenntnis gelang einer Forschergruppe um Prof. Dieplinger von der Division für Genetische Epidemiologie in Kooperation mit der Medizinischen Universität Graz.

Afamin - ein Multifunktionsprotein mit vielen Baustellen

Das Vitamin E-Bindungsprotein Afamin gehört zur Albumin-Genfamilie, wird hauptsächlich in der Leber exprimiert und in die Blutbahn abgesondert. Da Vitamin E jedoch großteils über das Lipoproteinsystem des Blutes transportiert wird, werden die Hauptfunktionen von Afamin nicht im Blut, sondern in extravaskulären Flüssigkeiten und nicht-hepatischen Geweben vermutet. Weitere von der Innsbrucker Arbeitsgruppe untersuchte mögliche Wirksamkeiten von Afamin liegen im Bereich Unfruchtbarkeit, kardiovaskulärer Erkrankungen und Tumordiagnostik. Um diese Funktionsbereiche zu untersuchen, wird derzeit an einer ganzen Reihe von Tier- und Zellmodellen sowie auch epidemiologischen Studien gearbeitet.

Afamin als neuroprotektiver Faktor

Aus Vorarbeiten der Innsbrucker Arbeitsgruppe an neuronalen Primärzellen aus dem Huhn, welche mit Vitamin E-beladenem Afamin behandelt worden waren, war eine signifikante Neuroprotektion dieser Zellen vor verschiedenen in vitro Schädigungseinflüssen durch Afamin bekannt. Zur Relevanz der neuesten Forschungsarbeit meint Prof. Dieplinger: „Die nun vorliegende Arbeit ging einen wesentlichen Schritt weiter in Richtung einer möglichen therapeutischen Anwendbarkeit dieses protektiven Prinzips. In einem geeigneten Zellkultur-Modellsystem konnten wir demonstrieren, dass Afamin den Vitamin E-Transport über die Blut-Hirn-Schranke deutlich erleichtern kann. Sowohl mit immunhistochemischen Methoden als auch auf mRNA-Ebene in mehreren Spezies – u.a. auch im Menschen - gelang uns die Bestätigung der Expression von Afamin in den Endothelzellen der Blut-Hirn-Schranke bzw. der Kapillargefäße“.

In weiteren geeigneten Zell- und Tiermodellen werden diese überraschenden Befunde nun einer Überprüfung unterzogen, um letztendlich eine therapeutische Anwendbarkeit zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen zu validieren.