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Spurenelement spielt wichtige Rolle

Aufgrund veränderter Lebens- und Ernährungsweisen oder natürlicher Umstände fallen manche Spurenelemente aus der Nahrungskette. Dies obwohl sie für biologische Prozesse im Körper notwendig und wichtig sind. Ein Team um Prof. Roy Moncayo von der Univ.-Klinik für Nuklearmedizin hat nun in einer umfangreichen Studie nachgewiesen, dass Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen an deutlichem Selenmangel leiden.

Während seiner medizinischen Laufbahn hat sich der Nuklearmediziner Prof. Roy Moncayo schon seit 1979 intensiv mit dem Zusammenhang zwischen Jodmangel und Schilddrüsenerkrankungen beschäftigt. Obwohl durch gesundheitspolitische Maßnahmen die Unterversorgung mit Jod in der Bevölkerung beseitigt wurde, blieben Schilddrüsenerkrankungen weiterhin verbreitet. Im Rahmen einer Weiterbildung an der Universität Salzburg (MAS Health and Fitness) begann Moncayo sich für andere Spurenelementen und deren Zusammenhang mit Schilddrüsenerkrankungen zu interessieren. Eines dieser Elemente war Selen, das sowohl für den antioxidativen Schutz der Schilddrüse als auch für deren Funktion wichtig ist, wie zahlreiche Studien bereits gezeigt hatten. Aus der Molekularbiologie ist bekannt, dass viele Proteine auf den Einbau dieses Spurenelements angewiesen sind. Derzeit sind 25 solche Selenoproteine bekannt. „Das Selen ist also nur die Spitze des biologischen Eisberges“, betont Roy Moncayo die Bedeutung des Mineralstoffs für den menschlichen Körper.

Selenwerte deutlich erniedrigt

In einer Studie untersuchte die Forschungsgruppe um Prof. Moncayo nun in enger Kooperation mit Prof. Heribert Talasz von der Sektion für Klinische Biochemie die Werte der Antioxidantien Vitamin C, Zink und Selen im Blut von 1.401 Personen. In der untersuchten Gruppe waren Kinder und Erwachsene mit gutartigen und bösartigen Schilddrüsenerkrankungen sowie eine Kontrollkohorte (WOMED, Innsbruck). „Patienten mit entzündlichen Erkrankungen der Schilddrüse (Thyreoiditis) wiesen dabei deutlich niedrigere Selenwert auf, als die Kontrollgruppe“, zitiert Moncayo die Ergebnisse der Studie. „Aber auch bei anderen Patientengruppen konnten erniedrigte Selenwerte festgestellt werden.“ Für Vitamin C und Zink konnten keine eindeutigen Zusammenhänge gefunden werden, obwohl eine Unterversorgung mit Vitamin C zu erkennen ist. „Die genauen Ursachen für den Selenmangel bei diesen Patienten müssen noch erforscht werden“, so der Nuklearmediziner. „Es kann sowohl mit einer Unterversorgung als auch einem höheren Verbrauch zusammenhängen. Die Bilanz ist jedenfalls nicht ausgeglichen.“ Die Forscher widersprechen mit ihrer Studie jedenfalls dem Österreichischen Ernährungsbericht von 2003, in dem keine Mangelernährung für das Spurenelement Selen festgestellt wurde.

Bedeutende Rolle als Antioxidantie

Prof. Moncayo appelliert deshalb an die Gesundheitspolitik und die medizinischen Versorgungseinrichtungen, die Ergebnisse ernst zu nehmen. „Die Empfehlungen der Ernähungswissenschaftler beruhen auf alten Richtwerten, die angesichts dieser Studie nicht mehr toleriert werden dürfen“, betont Moncayo. „Auch wenn wir die molekularen Zusammenhänge noch genauer untersuchen müssen, deutet vieles darauf hin, dass Selen als Antioxidantie eine wesentliche Rolle bei sehr vielen biologischen Prozessen im Körper spielt.“ Die meisten Menschen nehmen mit der Nahrung zu wenig Selen auf, weil gerade in Europa die Böden viel selenärmer sind als zum Beispiel in den USA. Deshalb liegen dort die Selenwerte im Blut deutlich über jenen von Europäern. Natürliche Lieferanten für das Spurenelement sind Fisch, Fleisch, Datteln und Getreide. In Finnland hat man deshalb zum Beispiel bereits vor Jahren damit begonnen, den Düngemitteln Selen beizumengen, um so mehr von dem Mineralstoff in die Nahrungskette zu bringen.