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Enzian schützt vor Zigarettenrauch

Ein Inhaltsstoff aus den Wurzeln des Gelben Enzians schützt Endothelzellen in Blutgefässen vor Rauchinhaltsstoffen, oxidativem Stress und dem durch ultraviolettes Licht induzierten Zelltod. Das haben Forscher des Herzchirurgischen Forschungslabors der Medizinischen Universität gemeinsam mit Wissenschaftlern des Instituts für Pharmakognosie der Universität Innsbruck herausgefunden.

Weltweit raucht über eine Milliarde Menschen. Österreich ist in der westlichen Welt das Land mit dem höchsten Raucheranteil in der Bevölkerung. Fast die Hälfte der Erwachsenen konsumiert Zigaretten, bei den Jugendlichen ist es rund ein Drittel. Dem stehen auch die Innsbruck Medizinstudenten nicht nach. Wie bereits berichtet, deklariert sich rund ein Drittel der Studierenden als Raucher. Die gesundheitlichen Konsequenzen sind beträchtlich, rund die Hälfte der Raucher stirbt an den Folgen des Rauchens. Viele Abhängige kommen trotz therapeutischer Angebote nicht von den Zigaretten los. Neben der Prävention und der Suchtforschung ist deshalb die Erforschung der krankmachenden Nebenwirkungen des Rauchens und möglicher Schutzmaßnahmen von großer Bedeutung.

Suche nach schützenden Stoffe

Seit einigen Jahren untersucht Doz. David Bernhard vom Herzchirurgischen Forschungslabor den Einfluss von Rauchinhaltsstoffen auf die Blutgefässe und die Entstehung der Arteriosklerose. Dazu hat er gemeinsam mit seinen ehemaligen Kollegen von der Sektion für Experimentelle Pathophysiologie und Immunologie ein Modell entwickelt, in dem Zellen den rund 4.800 Inhaltsstoffen des Zigarettenrauches ausgesetzt werden können. Auf der Suche nach schützenden Substanzen haben die Forscher nun 22 Extrakte von alpinen Pflanzen in diesem System getestet. Fündig geworden sind sie dabei im Wurzelextrakt des Gelben Enzians (Gentiana lutea), das von Stefan Schwaiger vom Institut für Pharmakognosie nach und nach in seine Bestandteile zerlegt und von Astrid Schmieder vom Herzchirurgischen Labor an Endothelzellen getestet wurde. So konnten die Forscher zeigen, dass Isogentisin die Innenschicht von Blutgefässen vor Rauchinhaltsstoffen, oxidativem Stress und vor dem durch UV-Strahlung induzierten Zelltod schützt. „Dieser Stoff aus den Wurzeln des Gelben Enzians scheint die zellulären Reparaturmechanismen zu aktivieren und so das Überleben der Zellen zu fördern“, erklärt David Bernhard. Für den Schutz vor Arteriosklerose wäre das ein vielversprechender Ansatz, setzt er doch genau dort an, wo die Erkrankung entsteht.

Drei Forschungsschwerpunkte

Nun wollen die Wissenschaftler um Doz. Bernhard jene molekularen Mechanismen genauer untersuchen, die die Zellen schützen. Außerdem soll überprüft werden, ob Isogentisin in Tiermodellen die gleiche Wirkung zeigt. „Am Ende könnte eine Therapie für die Reparatur von Zellschäden stehen“, sagt David Bernhard, der seit knapp einem Jahr das Forschungslabors der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie leitet. In kurzer Zeit hat er das Labor neu organisiert und ein Team geformt, das sich drei Schwerpunkte gesetzt hat: Neben der Pathophysiologie der Arteriosklerose erforschen sie pharmakologische und gentherapeutische Ansätze zur Erhaltung von Bypässen und Möglichkeiten der Zelltherapie bei akutem Herzinfarkt oder chronischer Herzinsuffizienz.