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Afamin: von Proteomics zu einem Tumormarker

Einen neuen Biomarker für Eierstockkrebs haben Wissenschaftler um Prof. Hans Dieplinger von der Sektion für Genetische Epidemiologie entdeckt. Gemeinsam mit Forschern der Innsbrucker Frauenklinik sowie Partnern in Leeds und Linz haben sie das menschliche Plasmaprotein Afamin als spezifischen Tumormarker identifiziert. Die Ergebnisse wurden in der renommierten klinisch-onkologischen Zeitschrift Clinical Cancer Research publiziert.

Seit vielen Jahren sind umfangreiche Bemühungen im Gange, aussagekräftige Serummarker zur spezifischen Früherkennung von Eierstockkrebs zu finden. Der Innsbrucker Arbeitsgruppe um Prof. Hans Dieplinger ist es nun in Kooperation mit Kollegen der Frauenklinik, der Universität Leeds, dem Zentrallabor der Barmherzigen Brüder und Schwestern in Linz und dem Innsbrucker Unternehmen Vitateq Biotechnology GmbH gelungen, mittels vergleichender Proteomics ein spezifisches Markerprotein für die Diagnose des Ovarialkarzinoms ausfindig zu machen. „Wir haben dazu das Proteinmuster im Blutplasma von Patienten mit Ovarialkarzinom und gesunden Kontrollpersonen miteinander verglichen“, erklärt Prof. Dieplinger. „Mittels zweidimensionaler Gelelektrophorese haben wir eine Vielzahl verschiedener Plasmaproteine aufgetrennt und sichtbar gemacht. Proteine, die in deutlich unterschiedlichen Mengen auftraten, wurden weiter detailliert analysiert. Dabei zeigte sich, dass ein Protein, das so genannte Afamin, ein Plasmaprotein aus der Albumin-Genfamilie, besonders auffällig war“, so Dieplinger.

In mehreren Studien validiert

Mit einem in der Arbeitsgruppe etablierten Quantifizierungsassays (ELISA) gelang es, diese Befunde zuerst in einer kleinen Pilotstudie, später dann in einer größeren klinischen Studie zu bestätigen. Die Studie wurde in Kooperation mit klinischen Partnern in Leeds, Innsbruck, München und Linz multizentrisch durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass Patientinnen mit Ovarialkarzinom signifikant niedrigere Afaminwerte im Plasma besaßen. Nach einer erfolgreichen Tumorentfernung normalisierten sich diese Werte wieder. Auch hatten Patientinnen mit anderen Krebserkrankungen normale Afaminspiegel. „Damit sehen wir gute Chancen, dass dieser neue, spezifische Tumormarker nicht nur zur Erstdiagnose, sondern auch zur Kontrolle des Krankheits- und Therapieverlaufs zum Einsatz kommen wird“, freut sich Hans Dieplinger.

Bisher nur unzulängliche und unsichere Diagnoseverfahren

Eierstockkrebs ist die fünfthäufigste tumorbedingte Todesursache in den entwickelten Industriegesellschaften. Zur Erkennung der Erkrankung und als Diagnoseverfahren werden momentan vor allem die Quantifizierung des Tumorantigens CA125 im Serum und die transvaginale Sonographie eingesetzt. CA125, der derzeit einzige auf dem Markt befindliche Bluttest, hat eine nur geringe Spezifität für diese Erkrankung, da zahlreiche andere gut- und bösartige Tumore sowie entzündliche Erkrankungen ebenfalls zu einer Erhöhung des CA125-Spiegels führen. Das führt zu zahlreichen falsch positiven, aber auch falsch negativen Befunden, weshalb die CA125-Bestimmung nach wie vor keine Zulassung zum Screening und zur Frühdiagnose von Eierstockkrebs erhalten hat und lediglich zur Verlaufskontrolle und Therapieüberwachung nach Behandlung des Ovarialkarzinoms eingesetzt wird.