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Präziser Eingriff beseitigt Schmerzen

Die Trigeminusneuralgie ist eine besonders schmerzhafte neurologische Erkrankung. Mit einem einfachen, aber sehr präzisen Eingriff erlöst das Team um Prof. Reto Bale von der Abteilung für mikroinvasive Therapie der Univ.-Klinik für Radiodiagnostik Patienten von ihrem oft jahrelangen Leiden. Bereits über 50 Patientinnen und Patienten wurden in Innsbruck erfolgreich behandelt.

„Zahlreiche meiner Patienten leiden seit vielen Jahren an dieser äußerst schmerzhaften Erkrankung“, erzählt Prof. Reto Bale von der Abteilung für mikroinvasive Therapie der Universitätsklinik für Radiodiagnostik. „Den meisten von ihnen kann aber mit einem einfachen Eingriff geholfen werden.“ Die Trigeminusneuralgie verursacht heftige, attackenförmige Schmerzen im Gesicht. Alltägliche Tätigkeiten, wie Kauen, Rasieren und Zähneputzen, oder einfache Berührungen lösen die Schmerzattacken aus und werden so zur Qual. „Wie Blitze schießen die Schmerzen ins Gesicht“, erzählen Betroffene. Die Attacken führen meist auch zu lästigen Zuckungen der Gesichtsmuskulatur. Die Ursachen für diese Erkrankung sind bis heute unklar.

Schmerzen bekämpfen

Der Trigeminusnerv versorgt mit drei Nervenästen das Gesicht von der Stirn bis zum Unterkiefer mit sensiblen Nervenfasern und Schmerzfasern. Meist sind die unteren beiden Äste im Bereich des Ober- und Unterkiefers von der Erkrankung betroffen. Die Ursache ist meist unklar, allerdings kann die Trigeminusneuralgie in Zusammenhang mit anderen Krankheiten, wie Multiple Sklerose oder Tumoren, auftreten. Behandelt werden die Patientinnen und Patienten zunächst mit Schmerzmedikamenten. Falls diese nicht ansprechen oder unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen, muss operiert werden. Bei jüngeren Patienten, bei denen ein Kontakt zwischen dem Trigeminusnerv und einer Gefäßschlinge nachgewiesen werden kann, wird häufig eine aufwändige neurochirurgische Operation durchgeführt, bei der der Schädelknochen in Narkose eröffnet werden muss. Für ältere Patienten und jene, die eine ausgedehnte Operation ablehnen, bietet die Abteilung für mikroinvasive Therapie seit einigen Jahren ein anderes, sehr einfaches Verfahren an.

Schmerzfasern sind hitzeempfindlich

Dabei wird eine dünne Nadel in einem Nervengeflecht im Schädelinneren, dem so genannten „Ganglion Gasseri“, platziert. Nach einer feinen Austestung der genauen Positionierung wird das Gewebe um die Sondenspitze im Rahmen einer Kurznarkose mit hochfrequentem Wechselstrom auf 73 Grad erhitzt. Die für die Schmerzweiterleitung verantwortlichen Zellen sind am hitzeempfindlichsten und werden dabei zerstört. Die sensiblen und motorischen Nerven bleiben dagegen weitgehend intakt, sodass die Kaumuskulatur und das Gefühl im Gesicht nur geringgradig gestört werden. „Ein Großteil der Patienten ist nach dem Eingriff völlig schmerzfrei, in einigen Fällen kann aber am Anfang oder auch längerfristig ein leichtes Taubheitsgefühl zurückbleiben."

Millimetergenaue Positionierung

Der Eingriff dauert nur knapp eine Stunde und wird am wachen Patienten durchgeführt. Entscheidend dabei ist die exakte Positionierung der Nadel im Schädel. Und hier verfügt das Team um Prof. Bale über langjährige Erfahrung. Für unterschiedliche Interventionen haben sie spezielle Einrichtungen entwickelt, die weltweit einzigartig und inzwischen auch patentiert sind. Mit einer speziellen Halterung und mit Hilfe eines individuellen Zahnabdrucks kann der Kopf des Patienten über Unterdruck am Gaumen exakt fixiert werden. Im Computertomographen (CT) wird zunächst ein Bild vom Schädel gemacht. Anschließend werden die Daten in das Navigationssystem eingespeist und der Navigationspfad berechnet. Noch im CT wird dann die Zielvorrichtung eingestellt und der eigentliche Eingriff durchgeführt. Die Patienten bleiben üblicherweise zur Beobachtung über Nacht stationär und werden bereits am Folgetag entlassen.