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Der Schönheitsmedizin Grenzen setzen

An diesem Wochenende diskutierten in Innsbruck Expertinnen und Experten über Möglichkeiten und Grenzen der Schönheitschirurgie. Damit wurde ein Anstoß zu einer breiteren gesellschaftlichen Diskussion über diese in den letzten Jahren immer wichtiger werdenden Fragen gegeben. Initiiert wurde das Symposium von Prof. Hildegunde Piza von der Univ.-Klinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie.

In Österreich unterziehen sich jedes Jahr 40.000 Menschen einer Schönheitsoperation. Der überwiegende Teil der Patienten sind Frauen. Nach aktuellen Umfragen ist ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher bereit, sich für ein schöneres Körperbild unters Messer zu legen. Damit wächst auch der soziale Druck auf junge Menschen, sich dem herrschenden und medial vermittelten Schönheitsbegriff anzupassen. „Der Wunsch danach, schön zu sein, steckt in uns allen“, sagte Prof. Hildegunde Piza. Die Entwicklung im heutigen Markt der Schönheitsindustrie habe aber ihre Schattenseiten. Dem schloss sich LH-Stellvertreterin Dr. Elisabeth Zanon, selbst ausgebildete plastische Chirurgin, an. Sie verlangte eine breite gesellschaftliche Diskussion zu diesem Thema, appellierte an die Stärken des Selbstbewusstseins und warnte davor sich einen Lebensstil aufzwingen zu lassen: „Jeder chirurgisch ästhetische Eingriff bedeutet eine Operation, einen Einschnitt in den Körper, der mit allen Risiken einer Operation verbunden ist.“

Problem „Operationssucht“?

Jeder zweite Patient ist unzufrieden mit dem Resultat einer Schönheitsoperation. Dies liege sehr oft daran, dass Menschen ihre psychischen Probleme in den Körper hineinprojizieren und dann einfache Lösungen suchen, erklärte Dr. Christian Haring vom Psychiatrischen Krankenhaus Hall. Leider sei heute die Körpermedizin von der psychischen Medizin stark getrennt, Haring forderte deshalb eine stärkere Einbindung seines Berufsstandes in diese Fragen. Inzwischen gebe es schon den Begriff der „Operationssucht“: Die Nase passt dann, aber plötzlich stimmt bei den Ohren etwas nicht. „Als Ärzte müssen wir im Gespräch den ganzen Menschen in seiner Leib-Seele-Einheit im Blick haben“, betonte der Psychiater Dr. Haring.

Verantwortung liegt beim Kunden

Immer mehr Menschen lassen sich zu Billig-Tarifen operieren, auch im Ausland. Die Zahl der notwendigen Folgebehandlungen nach misslungenen ästhetischen Eingriffen steigt. Hier müsse sich auch die Politik der Diskussion stellen, inwieweit die Gesundheitsversorgung in der Lage ist diese Behandlungen zu finanzieren, so Gesundheitslandesrätin Elisabeth Zanon. Notwendig wären auch einheitlich festgelegte Qualitätsstandards für ästhetische Eingriffe, betonte Prof. Piza, denn bis heute sei die Ausbildung zu kurz und zu wenig intensiv, und es fehle an einem Rotationssystem zwischen den Kliniken. Es liege daher an den Frauen selbst, die Mediziner nach ihren Qualifikationen zu befragen. Denn „Schönheitschirurg“ ist kein geschützter Begriff.

Veranstaltet wurde das Symposium von der Universitätsklinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Universität Innsbruck, dem Institut für medizinische Anthropologie und Bioethik in Wien und dem Management Center Innsbruck.