Vorgestellt: Prof. Michael Rasse
Verletzungen, angeborene Fehlbildungen, Tumoren im Gesicht und oral-chirurgische Erkrankungen werden in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie behandelt. Der sensitive und komplexe Bereich erfordert eine besonders umfangreiche Ausbildung in Medizin und Zahnmedizin und die Zusammenarbeit mit zahlreichen Nachbardisziplinen. Prof. DDr. Michael Rasse bringt reiche Erfahrung in dem Spezialfach mit und leitet seit zwei Jahren die Abteilung für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie der Medizinischen Universität Innsbruck.
An der Innsbrucker Universitätsklinik schätzt Prof. Michael Rasse die Möglichkeit, das gesamte Spektrum seines Faches ausloten und mit hervorragenden Kolleginnen und Kollegen aus den Nachbardisziplinen arbeiten zu können. Ein Beispiel: Angeborene Fehlbildungen werden meist noch im ersten Lebensjahr des Kindes chirurgisch behandelt. Hier ist das Zusammenspiel mit spezialisierten AnästhesistInnen und mit der Kinderintensivmedizin von großer Bedeutung. Mit der Plastischen Chirurgie, der Klinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen und der Sektion für Humangenetik besteht z.B. eine Sprechstunde für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. In die Korrektur von kraniofazialen Fehlbildungen ist weiters die Universitätsklinik für Neurochirurgie einbezogen.
Großes Einzugsgebiet für Tumorbehandlungen
Innsbruck hat in diesem Bereich einen großen Zustrom von Patienten nicht nur aus Tirol, sondern auch aus anderen Bundesländern und aus Südtirol. Prof. Rasse hat an seiner Abteilung die Mikrochirurgie aufgebaut und die operative Tumorchirurgie auf ausgedehnte Tumoren mit Rekonstruktion erweitert. Bei der Operation organüberschreitender Tumoren arbeiten z.B. auch Gesichts- und Neurochirurgie Hand in Hand und haben in den letzten Jahren erstaunliches geleistet. Tumor- und Rekonstruktionschirurgie sind sehr langwierige und aufwendige Behandlungen, die die derzeit vorhandenen Kapazitäten erschöpfen. Prof. Rasse hofft auf die Einrichtung einer Tagesklinik für kleinere Eingriffe, vor allem im zahnärztlichen Bereich, um freie Kapazitäten zu gewinnen.
In Innsbruck hat die Traumatologie traditionell ein reiches Betätigungsfeld und durch die hohe Frequenz eine einzigartige Expertise entwickelt, gerade auch im Gesichtsbereich, weiß Prof. Rase zu berichten.
Datenvernetzung
In der Forschung interessiert sich Prof. Rasse für die klinische Anwendung und Entwicklung neuer Operationsmethoden, speziell in der Rekonstruktionschirurgie, sowie für die Operationsplanung mit computergestützten Simulationen an 3D-Modellen. Schon an seiner vorherigen Station in Wels hatte er sich mit gewebetechnologischen Fragen beschäftigt, jetzt arbeiten mehrere Mitarbeiter der Abteilung an einem EU-Projekt zur Erforschung der Integration von Transplantaten und der Verbesserung ihrer Oberflächenbeschaffenheit mit, an dem sich Institute und Industrien aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz beteiligen. Nicht nur die Gewebestruktur, auch die Struktur bildgebender Daten beschäftigt den Gesichtschirurgen. Schon in den 1990er Jahren hatte er, damals noch in Wien, an mehreren Fotogrammetrieprojekten mitgemacht. Inzwischen hat sich einiges getan. Prof. Rasse lobt speziell die CT-Daten. Sorgen macht ihm lediglich die Vernetzung der bildgebenden Patientendaten und die Einbindung der Bilddaten aus der Pathologie. An der Medizinischen Universität Gießen wurde eine Software entwickelt, die vorbildliche Vernetzung ermöglicht, wovon sich Prof. Rasse bei einem Besuch überzeugen konnte. In Innsbruck herrschen derzeit noch Insellösungen vor. Eine Sorge ist die mangelhafte Ausstattung mit Forschungsflächen zur Installation von Laboreinrichtungen für die Forschung.
Die myPoint-Redaktion wird in Zukunft in unregelmäßigen Abständen die neuberufenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Medizinischen Universität Innsbruck vorstellen.