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Auf der Suche nach einer wirksamen Impfung gegen AIDS

Immunologen entwickeln immer raffiniertere Verfahren, um die Immunabwehr des Körpers gegen Retroviren wie HIV anzuregen. Eine internationale Forschergruppe mit Beteiligung von Prof. Heribert Stoiber von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie erhält dank EU-Förderung die Gelegenheit, ihren im Pilotversuch erfolgreichen, gezielten VLP-Impfstoff genauer zu testen und zu verfeinern.

VLP steht für „virus-like particles“, Schnipsel eines Krankheitserregers, in virusähnliche Eiweißpartikel verpackt. Ihre Oberfläche ähnelt dem Virus sehr, aber sie sind nicht infektiös und daher ungefährlich und sollen ohne die sonst üblichen Nebenwirkungen die Immunabwehr des Körpers anregen. Diese Art von Impfstoff gibt es schon seit etwa zehn Jahren, erste Versuche an Affen brachten eher bescheidene Erfolge. Die ForscherInnen der Gruppe im 6. EU-Rahmenprogramm, die in ähnlicher Konstellation bereits an zwei Vorläuferprojekten zusammenarbeiteten, haben die Methoden verfeinert und die VLPs „pseudotypisiert“. Dabei wurde in die Membran der VLPs ein VSV-G (vesicular stomatitis virus protein G) eingebracht. Diese pseudotypisierten VLPs sehen aus wie Affen-Aidsviren (SIV) und das G-Protein lenkt sie zu den dendritischen Zellen, die an der Immunabwehr beteiligt sind und von denen sie bevorzugt aufgenommen werden. Dieser Auftrieb für die Immunabwehr soll zu besserer Antigen-Präsentation, besserer T-Zellen-Antwort und somit zu besserer Kontrolle des Virus führen. Im Pilotprojekt bot dieses Verfahren bereits recht erfolgreich Schutz gegen die Entwicklung von Affen-Aids.

Zwei neue Projekte

Das neue Projekt mit dem Namen TIP-VAC geht nun den Fragen nach, ob die neuen, pseudotypisierten VLPs in größeren Tiergruppen ebenso wirksam sind, welche Immunantworten den Schutz bilden und ob bzw. wie man die Wirksamkeit der VLPs noch verbessern kann. Der Impfstoff wird dabei mit Wattestäbchen auf die Mandeln aufgebracht und sollte in Zukunft als Mundspray verfügbar sein. Im Versuch hat das außerdem den Vorteil, dass die Mandeln, als Teil des lymphatischen Gewebes, gezielt für Gewebeproben zur Kontrolle der Wirksamkeit herangezogen werden können. Genau diese Kontrolle ist die Hauptaufgabe von Prof. Stoiber und seinem Team. Die Innsbrucker Gruppe hat spezielle Verfahren dafür entwickelt, die Immunantwort in Körperflüssigkeiten quantitativ und qualitativ zu messen. Neben den international standardisierten Verfahren zur Prüfung von Antikörpern wendet Prof. Stoiber ein besonderes Verfahren zur Komplementmessung an. Sein spezielles Interesse gilt dem Zusammenspiel von Komplement und dendritischen Zellen bei der Immunabwehr.

Ein zweites, erst vor kurzem ebenfalls im 6. EU-Rahmenprogramm genehmigtes Projekt mit dem Namen DEC-VAC widmet sich verwandten Fragen: Wie kann man spezielle Antigene bilden, die ganz gezielt nur die dendritischen Zellen ansprechen? Gelänge das, so würde das die Immunabwehr enorm steigern, verglichen mit der Wirkung von VLPs mit VSV-G. An Expertise mangelt es nicht: Als amerikanischer Partner in dem Projekt nimmt der Entdecker der dendritischen Zellen, Prof. Ralph Steinman von der New Yorker Rockefeller University, teil. Der Virologe Prof. Klaus Überla von der Ruhr-Universität Bochum koordiniert beide Projekte.