Zwischen Routine und Forschung
Eine wichtige Brückenfunktion zwischen Grundlagenforschung und patientenorientierter Medizin nimmt das Urologische Labor an der Universitätsklinik für Urologie ein. In den letzten 15 Jahren hat es sich zu einem wichtigen Zentrum der urologischen Forschung entwickelt, an dem bestehende Therapien optimiert und neue Methoden entwickelt werden.
Unsere Aufgabengebiete umfassen Routineanalytik für Patienten, aber zu einem gewichtigen Teil auch klinisch orientierte und biochemische Forschung, so Prof. Helmut Klocker, Leiter des Urologielabors, über die Arbeit an seiner Abteilung. 1968 gegründet galt das Hauptinteresse des Labors zunächst der Hormonanalytik. Mit der Berufung von Prof. Georg Bartsch 1987 an die Urologie wurde das Labor deutlich aufgewertet. Eines der Ziele des neuen Vorstands war es, die Forschung an der Klinik zu stärken. Zu dieser Zeit war das Labor noch auf verschiedene Räume in der Chirurgie verteilt, erläutert Prof. Klocker, der selbst 1988 an die Klinik kam. Mit dem Umzug in die Frauen- und Kopfklinik 1991 hat sich die Situation deutlich verbessert. Hier haben wir ein Labor erhalten, das den Namen auch wirklich verdient, so Klocker. Von nun an standen über 200 m² Laborfläche zur Verfügung und die Forschung konnte in Richtung Molekularbiologie und Biochemie ausgebaut werden.
Noch an der Chirurgie wurde das erste FWF-Projekt gestartet. Damals begann die Beschäftigung mit der Funktion der androgenen Signalkette und des Androgenrezeptors bei urologischen Erkrankungen. Daneben konnte eine selbständige immuntherapeutische Arbeitsgruppe etabliert werden, die 1996 unter der Leitung von Prof. Thurnher in ein eigenes Labor übersiedelt ist. In der Zwischenzeit arbeiten im Urologielabor durchschnittlich zwischen 14 bis 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, je nach dem wie viele Diplomanden und Dissertanten im Labor beschäftigt sind.
Drittmittelfinanzierte Forschung
Sehr vieles unserer Arbeit wird über Drittmittelprojekte finanziert. Auf nationaler Ebene waren wir schon im ersten Spezialforschungsbereich unter Leitung von Prof. Grunicke tätig. Nun sind wir auch im zweiten SFB Zellproliferation und Zelltod in Tumoren mit dabei. Auf EU-Ebene hatten wir zwei Projekte im 5. Rahmenprogramm und starten im Juli in ein weiteres Projekt zum Prostatakarzinom im 6. Rahmenprogramm. Beim FWF ist derzeit ein Projekt in Begutachtung, von dem wir hoffen, dass es Ende Juni genehmigt wird, so Prof. Klocker zur Finanzierung der Forschung. Auch mit der Industrie wird kooperiert: Prof. Zoran Culig führt derzeit ein Projekt zur Wirkung von Interleukin-6 beim Prostatakarzinom durch. Ein Projekt mit der Firma Schering wurde bereits abgeschlossen.
Breites Forschungsspektrum
Hormon- und Tumormarkeranalysen für die Kliniken sowie auswärtige Ärzte stellen einen wichtigen Teil der Arbeit am Urologischen Labor dar. So wird das sehr erfolgreiche Tiroler PSA-Screening Programm von hier aus organisiert und ein großer Teil der PSA Analysen hier abgewickelt. Außerdem werden Analysen bei Kindern mit genitalen Missbildungen durchgeführt, um festzustellen inwieweit die androgene Signalfunktion intakt ist.
Neben den Routineuntersuchungen betreibt das Labor eine breite Palette von Forschungen zur Prostata, dem Prostatakarzinom und den Wirkungsmechanismen der androgenen Hormone. Wir versuchen von der Grundinformation, über neue Konzepte bis zur Umsetzung von Therapien das ganze Feld abzudecken, von Zellkulturmodellen über Tiermodelle bis zu klinischen Studien, erläutert Prof. Klocker. Hier geht es auch darum, die molekularen Mechanismen bei Therapieresistenzen zu verstehen und abzuklären inwieweit diese mit Veränderungen des Androgenrezeptors zusammenhängen. Bei der Antisense-Therapie soll zum Beispiel die Synthese von bestimmten Proteinen blockiert werden. Gemeinsam mit der Radiologie wird eine Methode entwickelt, mit der Antisense-Moleküle effizienter in den Tumor eingebracht werden können. Auch das Interleukin-6 spielt bei der Therapieresistenz eine Rolle. Prof. Culig versucht dessen stimulierende Wirkung auf den Tumor zu blockieren.
Die Suche nach neuen Markern
Mit der Suche nach neuen Markern und Therapietargets sollen die Diagnose- und Prognosemöglichkeiten verbessert werden, denn die sehr erfolgreichen PSA-Screenings haben auch Limitierungen. So beobachtet man bei gutartigen Erkrankungen ebenfalls erhöhte PSA-Werte. Gemeinsam mit Prof. Bonn vom Institut für Analytische Chemie und Radiochemie führt das Labor im Rahmen des GEN-AU-Programms eine Studie mittels Proteomik-Methoden durch. Auch in den abgeschlossenen EU-Projekten ging es in Kooperation mit dem Institut für Pathologie und mehreren europäischen Gruppen darum mit verschiedenen Methoden neue Proteine zu identifizieren, die als Marker in Frage kommen. Mittels Genarray-Methoden wurden ebenfalls im Rahmen der EU-Projekte Östrogen-regulierende Gene in der Prostata identifiziert.
Qualität wird großgeschrieben
Wir investieren sehr viel in das Qualitätsmanagement, so Helmut Klocker. In einem Qualitätsmanagementprozess hat sich das Labor Ende 2000 für das ISO-Zertifikat 9001 qualifiziert. Die ISO-Zertifizierung des Urologielabors ist ein weiterer wesentlicher Schritt in der Qualitätssicherung der Urologischen Universitätsklinik, betonte Vorstand Prof. Georg Bartsch damals.