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„Administration darf nicht zum Hindernis für Kooperationen werden!“

Seit Beginn des Jahres sind die Leopold Franzens-Universität und die Medizinische Universität getrennt. Als erfolgreicher Wissenschaftler an der Naturwissenschaftlichen Fakultät und als Universitätsrat der Medizin bildet Prof. Günther Bonn eine Brücke zwischen den beiden Universitäten. Die MyPoint-Redaktion sprach mit ihm über die aktuellen Entwicklungen.

MyPoint: Herr Prof. Bonn, wie sehen Sie die bestehenden Kooperationen zwischen der Medizinischen Universität und der Leopold Franzens-Universität?

Bonn: Mit dem Spezialforschungsbereich ’Zellproliferation und Zelltod in Tumoren’ haben wir eine Perle, die eigentlich nur der Beginn einer erweiterten Kooperation sein kann. Koordinator Lukas Huber hat sich hier sehr engagiert und den Grundstein gelegt. Man sieht schon nach den ersten Monaten, dass dieser Schwerpunkt eine große Bereichung ist. Die Kooperation zwischen der Leopold Franzens-Universität und der Medizinische Universität, aber auch mit der UMIT, ist eine wichtige Grundlage für einen erfolgreichen Forschungsstandort. Dabei ist es wichtig, dass alle fachlichen Schwerpunkte über die Grenzen der Universitäten hinaus kooperieren. Wenn uns das gelingt, wird der Uni-Standort Innsbruck deutlich gestärkt.

Es gibt aber auch andere Schwerpunkte, wie die molekularen Wissenschaften, in denen die Zusammenarbeit zwischen Chemie, Pharmazie, Biologie und den medizinischen Gruppen verstärkt werden muss. Hervorragend läuft die Zusammenarbeit im Rahmen des Genom-Programms GEN-AU. Hier arbeitet etwa mein Institut konkret in zwei Projekten mit der Urologie und mit der Gruppe von Lukas Huber zusammen. Auch die Proteomics-Plattform wird hauptsächlich von Innsbruck aus organisiert. Eine ebenso wichtige Rolle spielen die Kompetenzzentren. Hier ist auch die TILAK als Partner von Bedeutung.

Welche Voraussetzungen sind für erfolgreiche Kooperationen notwendig?

Wir sind sehr stark, allerdings müssen wir verhindern, dass administrative und persönliche Hindernisse die fachliche Zusammenarbeit schwächen. Administration zerstört jegliche Wissenschaft! Wir werden inzwischen österreichweit als wichtiger Forschungsstandort vor allem im Life Science-Bereich wahrgenommen. Wenn wir an einem Strang ziehen, wird es leichter werden Fördermittel anzuwerben.

Welchen Einfluss haben die aktuellen Trennungsverhandlungen?

Die beiden Universitäten sollten die Trennungsprobleme so rasch wie möglich lösen. Nicht nur die Rektoren und die Senate sind hier gefordert, sondern auch die Universitätsräte. Probleme lassen sich von außen oft leichter lösen als von innen. Standortvorteile, wie die Bibliotheken, sollten durchaus genutzt werden, oft ist es aber besser etwas zu trennen. Diese Trennungen dürfen auch Geld kosten.

Wie beurteilen Sie die Zukunft der Medizinischen Universität Innsbruck?

Ich schätze die Entwicklung der Medizinischen Universität sehr gut ein! Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben eine sehr hohe Reputation, so dass die Medizin keine Probleme haben wird als eigenständige Universität auch international hoch angesehen zu werden. Freilich sollte die Identitätsbildung rasch vorangetrieben werden.

Wichtig ist, dass die Administration nicht zum Hindernis wird! Beide Universitäten müssen sicherstellen, dass der administrative Aufwand für Kooperationen nicht zu hoch wird. Man sieht das auch im internationalen Feld. Manche amerikanische Universitäten sind da sehr offen, andere beginnen sofort mit einem Papierkrieg.

Als stellvertretender Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung gestalten Sie auch die österreichische Forschungspolitik mit.

Der Rat hat der Bundesregierung als wichtigsten Schwerpunkt die Life Sciences vorgeschlagen. 30% der Offensivmittel von insgesamt 600 Mio. Euro sollen von 2004 bis 2006 in dieses Feld fließen. Je stärker wir hier als Standort agieren, umso leichter wird es sein Gelder für die Innsbrucker Forscher zu lukrieren.

Vergangene Woche wurde das Unternehmen Biocrates präsentiert. Welche Rolle spielen Spin-off Unternehmen für die Entwicklung des Forschungsstandorts?

Was an den Universitäten entwickelt wird, muss nicht unbedingt ins Ausland lizenziert werden. Die Gründung solcher lokaler Unternehmen schafft zusätzliche Arbeitsplätze. Biocrates, das sich mit der Entwicklung neuer Pharmaka und der verbesserten Analyse von Stoffwechselerkrankungen befasst, beschäftigt bereits 18 Mitarbeiter. Neben internationalen Wissenschaftler finden hier auch Abgänger unserer Universitäten Arbeitsmöglichkeiten.