Gemeinsame Medieninformation der Medizinischen Universität Innsbruck und der tirol kliniken
Neuropathologie: Neuer Kooperationsvertrag regelt Zusammenarbeit in Innsbruck
Alle neuropathologischen Untersuchungen der Innsbrucker Univ.-Kliniken werden seit Juni 2025 vom Institut für Neuropathologie und Neuromolekularpathologie der Medizinischen Universität Innsbruck in Zusammenarbeit mit den tirol kliniken durchgeführt. Ermöglicht wird dies durch einen Kooperationsvertrag. Innsbruck ist aktuell eines von insgesamt nur zwei Zentren in Österreich, die schnelle interoperative Diagnosen bei Gehirntumoren mittels Nanopore-Sequenzierung anbieten können.
Pressebilder zum Herunterladen (MUI/D. Bullock):
Innsbruck, 17.09.2025: Hat die Patientin einen Gehirntumor, der auf eine Chemotherapie anspricht? Ist der Patient an einer Demenz verstorben? Liegt bei der Patientin eine seltene, neurologische Erkrankung vor? Es sind Fragen wie diese, die ein interdisziplinäres Team am Innsbrucker Institut für Neuropathologie und Neuromolekularpathologie der Medizinischen Universität Innsbruck in Kooperation mit MitarbeiterInnen der tirol kliniken beantwortet. Seit Juni 2025 werden alle neuropathologischen Befundungen der Innsbrucker Univ.-Kliniken an dem von Adelheid Wöhrer geleiteten Institut durchgeführt. Pro Jahr gibt es rund 600 Proben, die neuropathologisch untersucht werden, dazu kommen Forschung und Lehre in diesem Bereich. Geregelt wird die Zusammenarbeit durch einen Kooperationsvertrag zwischen der Medizinischen Universität Innsbruck und den tirol kliniken. Insgesamt sind 16 MitarbeiterInnen an dem Projekt beteilgt: vier MitarbeiterInnen der tirol kliniken und zwölf MitarbeiterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck.
Zusammenarbeit zum Wohle der PatientInnen
„Zusammenarbeit ist die Grundvoraussetzung für eine moderne Gesundheitsversorgung – das zeigt besonders die Kooperation zwischen den tirol kliniken und der Medizinischen Universität Innsbruck im Bereich der Pathologie. Mit neuesten Methoden wie dem ultraschnellen Nanopore-Sequencing setzen wir einen Meilenstein in der Diagnostik. Am meisten profitieren die Patientinnen und Patienten – denn durch gebündelte Expertise erhalten sie schneller Klarheit und optimale Therapieentscheidungen. Das ist Spitzenmedizin, wie wir sie in Tirol brauchen“, erklärt Landesrätin Cornelia Hagele. „Im Rahmen der Vereinbarung werden auch Forschung und Lehrtätigkeit in diesem wichtigen Fach geregelt. Ein besonderes Augenmerk wird zudem auf die Aus- und Weiterbildung gelegt, um auch für die Zukunft universitär geschulte NeuropathologInnen gewährleisten zu können“, sagt Rektor Wolfgang Fleischhacker, „und wir hoffen auch, dass diese Kooperationsvereinbarung als Blaupause für die weitere gute Zusammenarbeit zwischen unserer Universität und den tirol kliniken dienen möge.“ „Die vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der tirol kliniken leisten in dem Projekt in erster Linie einen Beitrag zu Diagnostik, werden aber zu 20 Prozent auch in der Forschung mitarbeiten“, ergänzt Christian Haring, Medizinischer Geschäftsführer der tirol kliniken. Die neue Kooperation soll eine Basis für eine weitere Verbesserung der Zusammenarbeit im Bereich der Pathologie in Innsbruck sein.
Interdisziplinare Zusammenarbeit ermöglicht die Analyse unterschiedlicher Proben
Die Neuropathologie in Innsbruck deckt ein breites diagnostisches Spektrum ab. „Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist in unserem Bereich sehr wichtig: Vom Molekularbiologen bis zur Bioinformatikerin – bei uns im Team arbeiten viele verschiedene Fachgruppen gemeinsam“, erklärt Adelheid Wöhrer. Sehr unterschiedlich sind auch die Proben, die eingeschickt werden. Dazu zählen etwa sogenannte Liquorproben aus der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit oder Biopsien von Hirn- oder auch Darmgewebe. Beispielsweise nach Entzündungen, bei medikamentös nicht beherrschbaren epileptischen Anfällen oder bei Verdacht auf eine Tumorerkrankung ist eine neuropathologische Abklärung notwendig. Auch Untersuchungen des Gehirns, nachdem eine Patientin oder ein Patient verstorben ist, werden durchgeführt, beispielsweise um eine Demenz-Diagnose abzusichern und zu klassifizieren. Auch seltene neurologische Erkrankungen wie Stoffwechselstörungen können so diagnostiziert werden.
Forschungserfolge verbessern Diagnose: Tumordiagnostik innerhalb von Stunden
Die Neuropathologie ist ein besonders forschungsintensiver Bereich. Zuletzt konnten hier neue Methoden entwickelt werden, die jetzt auch in Innsbruck bei der Krebsdiagnostik zum Einsatz kommen. „Gerade die genaue Klassifizierung von Gehirntumoren ist sehr komplex, dafür braucht es Spezialistinnen und Spezialisten. Für Innsbruck ist es eine Auszeichnung, über eine eigene Neuropathologie zu verfügen, denn nicht jedes Krankenhaus ist in dieser glücklichen Situation“, sagt Wöhrer. Die Nanopore-Sequenzierung ist eine der neuen molekularen Methoden, die seit heuer eingesetzt werden. Damit wird die Hirntumordiagnostik in vielen Fällen enorm beschleunigt. Aktuell gibt es in Österreich mit Wien nur ein weiteres Zentrum, das bereits auf diese moderne Technik setzt. „Um den epigenetischen Fingerabdruck eines Tumors zu erstellen, mussten wir bisher 950.000 Methylierungsstellen im Genom analysieren“, erklärt Wöhrer. Auf Grund der dafür notwendigen, aufwändigen Analyseverfahren hat es rund zwei bis drei Wochen gedauert, bis ein Befund vorlag. „Beim Nanopore-Sequencing kann ein erster Fingerabdruck bereits nach den ersten beispielsweise 20.000 Methylierungsstellen erstellt werden, wobei KI-basierte Alghorithmen diese ultraschnelle Diagnostik ermöglichen.“ Bereits nach wenigen Stunden liegt so die Diagnose vor, um welchen Gehirntumor es sich handelt. Aktuell sind rund 180 verschiedene Tumortypen bekannt. Auf Basis dieser schnell vorliegenden Ergebnisse können die behandelnden ÄrztInnen sofort mit einer Therapie beginnen. „Mit der Diagnose wissen wir beispielsweise, ob ein Tumor besonders gut auf eine Chemotherapie anspricht und deshalb etwa eine komplette operative Entfernung, die mit Risiken wie neurologischen Ausfällen verbunden sein kann, verzichtbar ist“, so Wöhrer. „Auch für die Betroffenen ist es natürlich eine sehr große Erleichterung, nicht mehr so lange auf eine Diagnose warten zu müssen.“
Neuropathologie Innsbruck stellte Arbeit vor
Im Rahmen eines Presserundgangs haben Wöhrer und ihr Team die Arbeit am Institut für Neuropathologie und Neuromolekularpathologie vorgestellt. Schritt für Schritt wurde unter anderem gezeigt, wie eine Probe für das Nanopore-Sequencing vorbereitet wird. Mittels eines kleinen Plug-in-Gerätes wird die aufbereitete Probe an einen Laptop angeschlossen und analysiert. „Es sind keine großen DNA-Sequenzier-Geräte mehr notwendig, was auch ein enormer zusätzlicher Vorteil ist“, erklärt Wöhrer. Eine weitere Methode, die eine Diagnose innerhalb von Minuten ermöglicht, ist die sogenannte stimulierte Raman-Histologie. Dabei kommt Laserlicht zum Einsatz, dessen Streumuster virtuelle histologische Schnitte ermöglicht, und es werden Bilder von frischem Gewebe innerhalb von Sekunden erstellt, ohne dass Färbungen oder Schnitte notwendig sind. „Das ist eine Methode, die direkt im Operationssaal eingesetzt werden kann. Jedenfalls wird es im Bereich der Neuropathologie in naher Zukunft noch viele weitere, neue und verbesserte Methoden geben“, ist die Expertin überzeugt.
PR & Medien
Medienkontakt:
Medizinische Universität Innsbruck
Public Relations und Medien
Barbara Hoffmann-Ammann
Innrain 52, 6020 Innsbruck, Austria
Telefon: +43 512 9003 71830
public-relations@i-med.ac.at, www.i-med.ac.at
Medienkontakt:
Medizinische Universität Innsbruck
Public Relations und Medien
Barbara Hoffmann-Ammann
Innrain 52, 6020 Innsbruck, Austria
Telefon: +43 512 9003 71830
public-relations@i-med.ac.at, www.i-med.ac.at