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Am 5. September ist Weltkopfschmerztag

„Jeder Kopfschmerz ist behandelbar“

An der Univ.-Klinik für Neurologie der Med Uni Innsbruck ist – basierend auf dem PatientInnenaufkommen – Österreichs größte Kopfschmerzambulanz angesiedelt. Von Kopfschmerzen sind rund 80 Prozent der Bevölkerung irgendwann im Leben geplagt, manche leiden extrem darunter. Wir haben den Neurologen Gregor Brössner, langjähriger Leiter der Innsbrucker Ambulanz für Kopf- und Gesichtsschmerzen, zum Interview gebeten.

Pressebild zum Herunterladen (Foto: Andreas Friedle):

Gregor Brössner, im weißen Kittel, lehnt lächelnd und mit verschränkten Händen an einer Mauer im Klinikareal.

Gregor Brössner, Leiter der Innsbrucker Ambulanz für Kopf- und Gesichtsschmerzen.

 

Innsbruck, am 1. September 2025: Es gibt 200 verschiedene Arten von Kopfschmerzen, alle werden an der Kopfschmerzambulanz der Univ.-Klinik für Neurologie behandelt. Pro Jahr werden dort ca. 1.000 Patient:innen mit allen weltweit verfügbaren Therapien versorgt. So manch bahnbrechende Erkenntnis zum Thema Schmerz – etwa, welche Hirnareale bei Kopfweh im MRT aufleuchten – resultiert aus Untersuchungen, die von Gregor Brössner und seinem Team durchgeführt wurden.

Herr Brössner, woran wird an der Medizinischen Universität Innsbruck geforscht?

Gregor Brössner: Mein Team und ich sind als Studienzentrum selbst an der Entwicklung von Prophylaktika wie etwa CGRP-Antikörpern – ein Migräne-Medikament, mit dem die Wirkung des Migräne auslösenden Proteins CGRP blockiert wird – sowie von Akutmedikamenten beteiligt. Wir betreiben auch neurobiologische Forschung, um der Entstehung von Kopfschmerz auf den Grund zu gehen. Dabei arbeiten wir natürlich eng mit anderen Universitäten zusammen.

Was weiß man heute über Kopfschmerzen?

Brössner: Es ist so, dass wir im Prinzip für die meisten primären Kopfschmerzarten – dazu zählen die Migräne, der Spannungs- und der Cluster-Kopfschmerz – schon sehr gut verstehen, welche Mechanismen im Gehirn ablaufen und welche Gehirnareale von diesem Schmerzempfinden betroffen sind. Das sehen wir im MRT. Kopfschmerzen sind nie etwas Eingebildetes, all diesen Erkrankungen liegt tatsächlich eine Fehlfunktion des Gehirns zu Grunde.

Welche Methoden stehen der modernen Medizin für die Diagnose von Kopfschmerzen zur Verfügung?

Brössner: Das wichtigste Instrument für die Diagnose ist schlicht und einfach das Gespräch zwischen Patientin/Patient und Ärztin/Arzt. Aus Selbstbeobachtungen lassen sich die wichtigsten Informationen ableiten. Wie oft und wann tritt der Schmerz auf? Wie lang dauert der Kopfschmerz? Wo ist der Kopfschmerz zu spüren? Um Antworten auf diese und andere Fragen bei der Sprechstunde parat zu haben, empfehle ich allen Betroffenen, ein Kopfschmerz-Tagebuch zu führen. Meist kann die richtige Diagnose allein durch die Anamnese gestellt werden. Bildgebende Verfahren sind eigentlich nur zum Ausschluss anderer Erkrankungen notwendig.

Hier ist es vielleicht interessant zu erwähnen, dass wir erst seit 1988 eine Klassifikation zu den verschiedenen, immerhin mehr als 200 Arten von Kopfschmerz, haben. Wir sind gerade dabei, diese Klassifikation zu überarbeiten. Denn nur einheitliche Diagnosekriterien ermöglichen einheitliche Behandlungspfade. 

Kann Kopfschmerz-Patientinnen und -Patienten heute immer geholfen werden?

Brössner: In der Therapieforschung hat sich in den letzten Jahren extrem viel getan. Es sind unglaublich viele neue Arzneimittel auf den Markt gekommen, Attacken-Medikamente genauso wie neue prophylaktische Medikamente, solche, die man schlucken oder sich selber spritzen kann. Es ist auch noch eine Reihe innovativer Therapien in klinischer Erprobung. Das heißt, in den nächsten fünf Jahren wird noch einiges auf den Markt kommen. Wir versuchen, für jede und jeden eine maßgeschneiderte Therapie zu finden und damit Lebensqualität zurückzugeben.

Der Cluster-Kopfschmerz wird als besonders belastend empfunden. Gibt es für diese PatientInnen auch eine wirksame Therapie?

Brössner: Der Cluster-Kopfschmerz ist die schlimmste Kopfschmerzerkrankung und wird in vielen Studien als zerstörender Schmerz beschrieben. Zur Veranschaulichung: Frauen, die spontan geboren haben, finden den Geburtsschmerz erträglicher als eine Cluster-Attacke. Etwa ein bzw. eine von 1.000 TirolerInnen leidet an dieser Erkrankung, bei der das Schmerznetzwerk verrückt spielt. Auch beim Clusterkopfschmerz wird zwischen Attacken- und Prophylaxe-Therapie unterschieden. In der Attacke helfen hochdosierter Sauerstoff oder Triptane so exzellent, dass ein Ansprechen auch die Diagnose untermauert.

Kann man gegen primäre Kopfschmerzen wie Migräne auch vorbeugend etwas tun?

Brössner: In Österreich leidet rund eine Million Menschen an Migräne, darunter etwa 100.000 in Tirol. Migräne betrifft vor allem junge Menschen, sie beginnt in der Pubertät, danach sind Frauen – u.a. zyklusbedingt – häufiger betroffen als Männer. Jede dritte Frau hat Migräne, damit ist diese Kopfschmerzform die häufigste neurologische Erkrankung. Vorbeugend helfen regelmäßiges Essen, Ausdauersport, ein gesunder Lebensstil, Physiotherapie und Verhaltenstherapie; manche PatientInnen bekommen auch dauerhaft Medikamente.

 

Das Interview führte Doris Heidegger.

Zur Person Gregor Brössner

 

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Tel. +43 512 9003-70083
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