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Raucherentwöhnung:
Österreichische Psychotherapieentwicklung Weltspitze

Jährlich unternimmt knapp die Hälfte aller Raucher den ernsthaften Versuch, von der Nikotinsucht loszukommen. Allerdings schaffen es maximal 5% derjenigen, die es auf eigene Faust versuchen wollen, ein Jahr lang kontinuierlich rauchfrei zu bleiben.  Entwöhnungswillige RaucherInnen haben Hilfe also dringend nötig. Und sind bereit, dafür zu zahlen.
Dementsprechend gibt es eine Fülle von Anbietern, die Raucherentwöhnungsprogramme und Hilfsmittel verkaufen – in der überwiegenden Zahl der Fälle jedoch ohne die Wirksamkeit ihres „Produktes “ klinisch-wissenschaftlich geprüft zu haben. „Der Raucherentwöhnungstherapiemarkt in Österreich gleicht dem Patentmedizinmarkt im Wilden Westen“, meint Gerald Zernig von der Abteilung für Experimentelle Psychiatrie der Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie und Sozialpsychiatrie der Medizinischen Universität Innsbruck. „ Es tummeln sich viele Bewerber mit den unglaublichsten Behauptungen in Bezug auf die Wirksamkeit ihrer Behandlung. Und fügt augenzwinkernd hinzu: „Ein Wunder, dass es bei dieser Fülle von fantastisch wirksamen Behandlungen überhaupt noch RaucherInnen in Österreich gibt.“ Im Ernst: „Wenn man bedenkt, dass alle diese Raucherentwöhnungsprodukte eigentlich der Behandlung einer Krankheit, der Nikotinabhängigkeit, dienen, ist es sehr, sehr schwer verständlich, warum die öffentliche Hand für Raucherentwöhnungbehandlungen keinen Wirksamkeitsnachweis über randomisierte kontrollierte klinische Studien fordert, wie sie bei anderen Krankheiten für andere Behandlungsmethoden wie Medikamente üblich ist“, so Zernig.

Aufsehenerregende neue Behandlungsmethode

Doch es geht auch anders. Als die Grazer Psychotherapeutin Dr. Ursula Grohs eine eineinhalbtägige Ultrakurzzeitgruppenpsychotherapie zur Raucherentwöhnung, das Psychodynamische Modell Training® (PDM®), entwickelte und erste aufsehenerregende Erfolge mit dieser neuartigen Behandlungsmethode erzielte, beauftragte 2005 die Steiermärkische Gebietskrankenkasse Prof.
Gerald Zernig mit der strengen klinisch-wissenschaftlichen Prüfung der Wirksamkeit dieser neuen Behandlungsmethode. Die in Österreich bisher einmalige Kostenübernahme durch eine Krankenkasse erlaubte es dem Team von Prof. Gerald Zernig, Prof. Alois Saria, Katja Zorn und Dr. Georg Kemmler zusammen mit Grazer PsychologInnen, dem Grazer Psychiater Dr. Norbert Kriechbaum und MitarbeiterInnen der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse, die Wirksamkeit der neuen Behandlungsmethode in einer randomisierten kontrollierten klinischen Studie an 779 TeilnehmerInnen zu prüfen. Als Vergleich diente den klinischen Forschern Zernig und Saria Zyban®, das zum Zeitpunkt der Studiendurchführung wirksamste Raucherentwöhnungsmedikament.
Einen Teil der Kosten für die aufwändigen biochemisch-pharmakologischen Analysen – die ForscherInnen verließen sich in der Beurteilung nicht nur auf die Aussagen der TeilnehmerInnen, sondern prüften den Wahrheitsgehalt der Angaben der StudienteilnehmerInnen durch Atem-Kohlenmonoxid-Messungen und Harn-Cotinin-Analysen – wurden vom Österreichischen Forschungsförderungsfonds (FWF) übernommen.

Was sind nun die Ergebnisse dieser nach dem höchsten Stand der klinischen Wissenschaft durchgeführten Studie?

Von den nach dem Zufallsprinzip der PDM®-Psychotherapie zugeteilten TeilnehmerInnen (intention-to-treat-Analyse) waren nach einem Jahr noch 39% rauchfrei, während dies nur 12% der nach dem Zufallsprinzip der Zyban®-Behandlung zugeteilten TeilnehmerInnen waren – ein Wert, der dem anderer internationaler Zyban®-Wirksamkeitsstudien entspricht. Das heißt, dass bei Zufallszuteilung die Ultrakurzzeitpsychotherapie PDM® mehr als 3-fach wirksamer was als das Medikament Zyban®.  Bei denjenigen TeilnehmerInnen, die die ihnen per Zufall zugeteilte Therapie voll akzeptiert und „durchgezogen“ haben (Completer-Analyse), waren 40% der mit Psychotherapie behandelten TeilnehmerInnen nach einem Jahr noch rauchfrei, während dies 23% der Zyban®-Behandelten waren.
Nach dem Wirksamkeitskriterium der Odds Ratio (OR) führt die in Österreich neu entwickelte PDM®-Psychotherapie (OR 4,55 vs. Zyban®) vor den Medikamenten Champix® (OR 3,02 vs. Placebo) und Zyban® (OR 1,94 vs.
Placebo).  Andere Gruppenpsychotherapien schaffen eine OR von 2,04 (vs.
Minimalintervention), Nikotinersatzmittel eine OR von 1,74 (vs. Placebo).
Die individuelle Beratung bringt es auf eine OR von nur 1,56 (vs.
Minimalintervention).

Worauf beruht diese belegt hervorragende Psychotherapie?

„Im Wesentlichen besteht das Psychodynamische Modell Training® (PDM®) aus einer Anleitung zur Aktivierung positiv wirkender körperlicher Botenstoffe mit Hilfe von Autosuggestion, die in nur eineinhalb Tagen den TeilnehmerInnen in Gruppenprogrammform beigebracht wird“, erklärt die Entwicklerin des Programms, Dr. Ursula Grohs. „Unser Verhalten ist durch neuronale Straßen im Gehirn mitgesteuert. Das psychodynamische Modelltraining schließt gewisse neuronale Straßen im Gehirn und öffnet neue Wege. Mit diesem tiefenpsychologischen Motivationstraining kann man Verhaltensänderung willentlich bewirken. Man muss dabei nicht im Verstand mit dem Rauchen aufhören wollen, das funktioniert mit dem psychodynamischen Modelltraining ganz von selbst“, so Dr. Grohs.

Wie wird es mit PDM® weitergehen?

„Wir wünschen dieser sehr wirksamen Behandlungsmethode weite Verbreitung“, meint Zernig, „auch deshalb, weil wir die für uns wirklich überraschend hervorragenden Ergebnisse in einer internationalen multizentrischen Studie bestätigen möchten. Kollegen aus Baltimore haben schon großes Interesse an einer solchen Studie gezeigt. Wir möchten auch mit Hilfe von bildgebenden Verfahren wie fMRT herausfinden, welche Hirnregionen in Rauchern aktiviert werden, die mit Hilfe von PDM® abstinent werden konnten. Was haben sie gelernt? Wo haben sie umgelernt?“

Quelle: G. Zernig, R. Wallner, U. Grohs, N. Kriechbaum, G. Kemmler, and A.
Saria, 2008 - A randomized trial of short psychotherapy vs sustained-release bupropion for smoking cessation. Zeitschrift Addiction Band 103, Seiten 2024-2031. Internetdokumentenidentifizierungsnummer:
10.1111/j.1360-0443.2008.02348.x.
 
 
Kontakt:

Ao.Univ.-Prof. Dr. Gerald Zernig
Stellvertretender Leiter der Abteilung für Experimentelle Psychiatrie der Univ.-Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Sozialpsychiatrie Department für Psychiatrie und Psychotherapie Innrain 66 a, 1.Stock 6020 Innsbruck Austria
Tel.:  +43-512-504-23711
E-Mail: gerald.zernig@i-med.ac.at
www.plasmaspiegel.at
 
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Alois Saria
Leiter der Abteilung für Experimentelle Psychiatrie der Univ.-Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Sozialpsychiatrie Department für Psychiatrie und Psychotherapie Innrain 66 a, 1. Stock 6020 Innsbruck Austria
Tel.: +43-512-504-23710
E-Mail: alois.saria@i-med.ac.at


Dr.Ursula Grohs
Leitung Institut für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Gesundheitsförderung
Hilmgasse12
8010 Graz
Austria
Tel.: +43-316-890-890
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