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Neuer Professor für translationale Epilepsieforschung

Der Neurobiochemiker und Molekularbiologe Christoph Schwarzer wurde von Rektor Wolfgang Fleischhacker zum Professor für translationale Epilepsieforschung berufen. Der gebürtige Innsbrucker ist auf die Erforschung neuer Therapieformen für Epilepsie spezialisiert und bringt seine Expertise unter anderem bei einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin ein.

Das Team um Christoph Schwarzer beschäftigt sich derzeit hauptsächlich mit der Untersuchung von therapeutischen Ansätzen für Epilepsie. Hierbei vorrangig mit der Temporallappenepilepsie, eine der häufigsten Formen fokaler Epilepsien in Erwachsenen und zugleich die am schwersten zu therapierende. Die neue Methode basiert auf einer Therapie, mit der ein spezielles Gen selektiv in die Nervenzellen in jener Gehirnregion eingeschleust wird, von der die epileptischen Anfälle ausgehen. „Derzeit kann man bei etwa 70 Prozent der Patientinnen und Patienten mittels einer Medikamententherapie die fokale Epilepsie sehr gut behandeln. Bei etwa 30 Prozent ist eine solche Therapie allerdings nicht erfolgreich. Hier bleibt oft nur die operative Entfernung des epileptogenen Fokus als Therapie“, erklärt Schwarzer. Diesen 30 Prozent soll, so das Ziel, mittels Gentherapie, bei der die betroffene Region im Anfall stillgelegt wird, geholfen werden.

Zusammenarbeit

Die beiden Forschungsgruppen der Medizinischen Universität Innsbruck und dem Institut für Virologie unter Regine Heilbronn der Berliner Charité, mit Unterstützung der Berliner Klinik für Neurologie und Experimenteller Neurologie und gefördert vom österreichischen FWF – dem Wissenschaftsfonds und dem deutschen GO-Bio-Funds zur Förderung für Gründungen in den Lebenswissenschaften, haben einen neuen Ansatz zur Behandlung entwickelt: Eine Gentherapie soll ermöglichen, dass beginnende Krampfanfälle gezielt am Ort ihrer Entstehung und nur bei Bedarf unterdrückt werden. Das Gen liefert die Anweisung Dynorphin, eine körpereigene Substanz, die vor übermäßiger neuronaler Erregung schützen kann, zu produzieren. Sobald die Neuronen das Gen aufgenommen und gespeichert haben, produzieren sie dauerhaft den Wirkstoff auf Vorrat. „Bei hochfrequenter Stimulation der Nervenzellen, wie zu Beginn eines Anfalls, wird Dynorphin ausgeschüttet. Es bewirkt eine Dämpfung der Reizweiterleitung und der epileptische Anfall bleibt aus“, beschreibt der Epilepsie-Experte Christoph Schwarzer die Methode. „Da der Wirkstoff nur bei Bedarf von den Zellen abgegeben wird, sprechen wir von einer ‘drug on demand‘-Gentherapie.“ Der große Vorteil dieser Therapie wäre, dass man den PatientInnen eine Operation erspart und man nicht ein Stück des Gehirns zu entnehmen hätte. Derzeit ist man zwar noch im Bereich der Grundlagenforschung ansässig, allerdings, so erklärt Schwarzer, sei man tief in den Vorbereitungen für klinische Studien. Zeigt sich die Behandlung erfolgreich, würde für Temporallappenepilepsie-PatientInnen, bei denen eine medikamentöse Therapie nicht wirkt, eine alternative, minimalinvasive Einmaltherapie zur Verfügung stehen.


Zur Person:

Der gebürtige Innsbrucker studierte an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Mikrobiologie, mit interessiertem Blick auf die medizinische Forschung, weswegen er seinen Schwerpunkt auf Neurobiochemie legte. Im Doktoratsstudium beschäftigte sich Schwarzer vermehrt mit Molekularbiologie und wechselte Anfang der 1990er Jahren, nach seiner Dissertation, an das Institut für Pharmakologie – mit Schwerpunkt Epilepsieforschung. Nach einem Forschungsaufenthalt (2001/2002) in Sydney, Australien, um Konstrukte für genetisch veränderte Mäuse zu lernen und untersuchen, knapp zehn Jahr später, gründete er nach seiner Rückkehr nach Innsbruck eine eigene Forschungsgruppe um mit den neu erlernten Wissen an Epilepsiemodellen zu arbeiten. Dies war der Startschuss für seine Erforschung der Bedeutung von Dynorphinen in der Anfallskontrolle.

(24.06.2020; Text und Fotos: David Bullock)

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