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Reinhard Würzner ist neuer Präsident des Europäischen Komplement-Netzwerkes. Foto: MUI.

Reinhard Würzner neuer Präsident

Das Komplementsystem ist Teil des Immunsystems. Forschungsgruppen in Europa, die sich mit diesem Bereich der angeborenen Abwehrkräfte befassen, haben sich vor 20 Jahren zum „Europäischen Komplement-Netzwerk“ zusammengeschlossen und bei der letzten Jahrestagung ao.Univ.-Prof. DDr. Reinhard Würzner von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie zu ihrem Präsidenten gewählt.

Die Zellen und Eiweiße des Komplementsystems haben eine wichtige Funktion für den Schutz des Körpers vor Viren und anderen Erregern: Sie werden für die Immunantwort benötigt, bevor sich Antikörper gebildet haben. Regulatorproteine verhindern, dass bei einer Aktivierung des Komplementsystems zu viele eigene Zellen zerstört werden. Wenn dieses System gestört wird, führt das zu gravierenden Erkrankungen. Eine bekannte ist zum Beispiel HUS. Das atypische Hämolytisch Urämische Syndrom hat seine Ursache in einer Dysregulation des Komplementsystems. Das durch den Erreger EHEC (Subtyp von Escherichia coli) assoziierte HUS, welches die häufigste Ursache des akuten Nierenversagens im Kindesalter darstellt ist, ist ebenfalls Komplement-assoziiert und auch das paradontale Ehlers-Danlos-Syndroms, eine angeborene Bindegewebsschwäche mit schwerer Parodontitis, die sich durch rasche Progredienz und ein junges Manifestationsalter mit Zahnverlust vor dem 20. Lebensjahr auszeichnet, steht mit einer Störung im Komplementsystem in Zusammenhang. Zu beiden Krankheiten gibt es in Innsbruck an verschiedenen Kliniken und Sektionen Forschungsarbeiten: Interdisziplinarität ist eines der Merkmale der internationalen Forschungsbemühungen zum Komplementsystem, da die Erkrankungen in der Regel verschiedene Fachdisziplinen beschäftigen. 1997 wurde das „Europäische Komplement-Netzwerk“ (European Complement Network) bei einer Jahrestagung in Innsbruck gegründet, um die Forschungsinitiativen zu intensivieren und zu bündeln. Inzwischen sind mehr als 1.000 ForscherInnen Teil des Zusammenschlusses von WissenschaftlerInnen und ÄrztInnen verschiedenster Fachrichtungen.

Komplementforschung erlebt Renaissance
Ziel des Netzwerkes ist es, auf die enorme Bedeutung des Komplementsystems aufmerksam zu machen und die wissenschaftliche Erforschung zu fördern. Weitere Anliegen sind die Standardisierung der Diagnostik sowie der internationale Austausch und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Hierbei ist viel passiert in den letzten Jahren. „Derzeit erfährt die Forschung innerhalb des Komplementsystems eine regelrechte Renaissance“, erklärt Reinhard Würzner von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie. (Direktorin: Univ.-Prof.in Dr.in C. Lass-Flörl). Grund dafür ist, dass in Kürze neue Therapiemöglichkeiten zugelassen werden könnten. „Bisher konnte nur ein humanisierter Antikörper gegen das C5-Protein des Komplementsystems klinisch eingesetzt werden, um bei Erkrankungen, wie zum Beispiel HUS, die Zerstörung körpereigener Zellen zu unterdrücken oder zu verhindern.“ An dieser Entwicklung waren Reinhard Würzner und seine KollegInnen aus Innsbruck maßgeblich beteiligt. Durch die internationalen Forschungsbemühungen kommen in den nächsten Jahren allerdings weitere industriell gefertigte Inhibitoren des Komplementsystems auf den Markt.

Auszeichnung für Forschungsschwerpunkt
Die Wahl von Reinhard Würzner zum Präsidenten des Netzwerkes im Rahmen der Jahrestagung Anfang September diesen Jahres in Kopenhagen ist dementsprechend eine große Auszeichnung und auch Anerkennung für die Forschungsarbeiten am Medizinstandort Innsbruck. Reinhard Würzner hat Medizin und „Medical Sciences“ (Immunpathologie) in Deutschland, den USA, Österreich und Großbritannien studiert. Der Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie ist seit 1993 in Innsbruck tätig. Seit 2014 leitet Würzner das FWF-PhD Doktoratsprogramm „HOROS“ (host response in opportunistic infections). HOROS stützt den bestehenden Forschungsschwerpunkt der Medizinischen Universität Innsbruck, „Infektion, Immunität und Transplantation“, und setzt sich aus klinischen sowie präklinischen Arbeitsgruppen zusammen.

(B. Hoffmann-Ammann)

Weitere Informationen:

-European Complement Network

-Forschungsseite ao.Univ.-Prof. Dr. Reinhard Würzner

-HOROS

-“Neuer Subtyp einer erblichen Bindegewebsschwäche entdeckt”, MyPointBeitrag vom 13.12.2016

 

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