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Univ.-Prof. Dr. Franz Gschnitzer. Foto: Bernhard Großruck.

Nachruf Univ.-Prof. Dr. Franz Gschnitzer

Am 30. April 2014 ist Univ.-Prof. Dr. Franz Gschnitzer, langjähriger Vorstand der Chirurgischen Universitätsklinik nach langer, mit bewundernswerter Geduld ertragener Krankheit, verstorben. Die Medizinische Universität Innsbruck trauert um einen „noblen Menschen“ und „großen Chirurgen“, wie em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Raimund Margreiter in seinem Nachruf schreibt.

Univ.-Prof. Dr. Franz Gschnitzer wurde 1929 als zweiter Sohn des bekannten Juristen gleichen Namens in Innsbruck geboren. Volksschule, Gymnasium und Medizinstudium hat er in seiner Heimatstadt absolviert, wo er 1953 mit Auszeichnung promovierte. Seine postpromotionelle Ausbildung begann er am pathologisch-anatomischen Institut in Innsbruck. Nach zweijähriger Tätigkeit wechselte er dann an die Chirurgische Klinik, wo er noch unter Prof. Burghard Breitner seine chirurgische Ausbildung begann. Da seine Stelle nach einem Jahr auslief, setzte er seine berufliche Laufbahn bei Prof. Walter Dick in Tübingen fort, wo er von 1957 bis 1961 tätig war. In diesem Jahr erfolgte die Zuerkennung des Facharztes für Chirurgie. Während seiner Ausbildung verbrachte er vier Monate bei Prof. Ernst Derra in Düsseldorf, um dort auch die noch junge Herzchirurgie kennen und sofort lieben zu lernen.

Der Neubau der Chirurgie in Innsbruck eröffnete die Möglichkeit, auch hier eine Herzchirurgie aufzubauen. So ging Prof. Gschnitzer nach Rücksprache mit Prof. Paul Huber für weitere vier Jahre nach Düsseldorf, um sich in Kardiochirurgie auszubilden und sich wissenschaftlich mit den Problemen der Herz-Lungen-Maschine zu beschäftigen. Im Mai 1965 kehrte Univ.-Prof. Gschnitzer schließlich nach Innsbruck zurück, wo er als chirurgischer Oberarzt die Etablierung der Herzchirurgie vorbereitete. Bald nach Wiedereintritt begann er herzchirurgische Eingriffe ohne Herz-Lungen-Maschine, wie instrumentelle Mitralklappensprengungen, Resektionen von Aortenisthmusstenosen sowie Ductus-Botalli-Ligaturen vorzunehmen, wie auch die ersten Herzschrittmacher zu implantieren.

Nachdem er sich 1968 mit einem kardiochirurgischen Thema habilitiert hatte und die Übersiedelung in das neue Haus erfolgt war, wurde am 18. November 1969  die erste Herzoperation unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine in Innsbruck von ihm durchgeführt und in der Folge diese Form der Chirurgie systematisch ausgebaut.  

Beginn der minimal-invasiven Chirurgie

Im Juni 1973 wurde Prof. Gschnitzer zum Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie ernannt. Unter seiner Leitung konnte auch die Allgemeinchirurgie entsprechend weiterentwickelt werden. So hat er selbst der schon fast vergessenen Methode der Magenresektion nach Billroth I zu einer Renaissance im Hause verholfen, die erste subtotale Ösophagustranssektion zur Behandlung von blutenden Speiseröhrenvarizen sowie die erste Thymektomie zur Behandlung der Myasthenia gravis, einer autoimmunologisch bedingten Muskelschwäche, erstmals im Hause durchgeführt und etabliert. Unter seine Ägide fiel auch der Beginn der minimal-invasiven Chirurgie in Innsbruck, wie auch der Aufbau der interventionellen Endoskopie.

Wesentlichen Anteil hatte Prof. Gschnitzer auch am Aufbau der Transplantationschirurgie in Innsbruck. So gelangen mit seiner tatkräftigen Unterstützung die erste Herz-, die erste Herz-Lungen- und die erste Lungentransplantation in Österreich. Prof. Gschnitzer emeritierte im Jahre 1998. In den 25 Jahren als Klinikvorstand hat er viele  Chirurgen ausgebildet und zahlreiche Primariate wurden mit seinen SchülerInnen besetzt. Darüber hinaus war Prof. Gschnitzer in den Studienjahren 1987/88 und 1988/89 Dekan der ehemaligen Medizinischen Fakultät Innsbruck.

 Vielfach ausgezeichnet

Für seine Verdienste wurde Prof. Gschnitzer vielfach ausgezeichnet: So haben ihn unter anderem die  Österreichische und Deutsche Gesellschaft für Chirurgie zu ihrem Ehrenmitglied ernannt und er war Träger des Ehrenzeichens des Landes Tirol sowie des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich.

Ein großer Chirurg und ein nobler Mensch ist nicht mehr. Zahlreiche SchülerInnen, KollegInnen und dankbare PatientInnen trauern um ihn.

Die Familie von Univ.-Prof. Dr. Franz Gschnitzer hat in aller Stille Abschied genommen.

em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Raimund Margreiter   

 

Foto Copyright: Bernhard Großruck.

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