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MUI Scientist to watch: Andreas Zollner

Um herausragende Wissenschafterinnen und Wissenschafter vor den Vorhang zu holen, hat die Medizinische Universität Innsbruck das Programm „MUI Scientist to watch“ etabliert. Damit haben ForscherInnen die Möglichkeit, alle drei Monate ihre jeweils beste Arbeit einzureichen und von einem unabhängigen Komitee bewerten zu lassen. Ein Portrait der erfolgreichen KandidatInnen und die Hintergründe ihrer Forschung lesen Sie in jedem Quartal auf myPoint.

In der vergangenen Ausschreibungsrunde des Programms „MUI Scientist to watch“ konnte sich Andreas Zollner, derzeit in Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin, mit seiner Forschungsarbeit zum Zusammenhang von SARS-CoV-2-Antigenen im Darm und post-COVID-Symptomen durchsetzen. In der klinischen Studie, die im Mai 2022 im Fachjournal Gastroenterology veröffentlicht worden war, wurden 46 Personen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen einer Endoskopie unterzogen. „65 Prozent der Patientinnen und Patienten, bei denen noch Monate nach der akuten Erkrankung Virusreste in der Darmschleimhaut nachgewiesen wurden, hatten post-COVID-Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Dort, wo wir keine Virus-Antigene im Gewebe nachweisen konnten, zeigte sich auch keine anhaltende Symptomatik“, erzählt Andreas Zollner, der zu Beginn der Studie noch skeptisch war, ob sich dieser Zusammenhang wirklich nachweisen lassen würde. Bislang war diese Korrelation noch nie gezeigt worden. Die Persistenz des viralen Antigens stand auch in keinem Zusammenhang zur Schwere der Erkrankung, 90 Prozent der Untersuchten hatten eine milde Corona-Erkrankung durchgemacht. Der weitreichende Zusammenhang ließ sich auch anhand der im Blut gemessenen Antikörper bestätigen. „Patientinnen und Patienten, bei denen am meisten Viren im Gewebe gefunden wurden, hatten weniger Antikörper“, so Zollner, der seit seiner PhD-Ausbildung (lnfection, lmmunity and Transplantation) in der Forschungsgruppe von Timon Adolph und Klinikdirektor Herbert Tilg hauptsächlich zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen forscht. Mit der Pandemie kamen Corona-spezifische Themen, wie Antikörperstudien und eben die Endoskopie-Studie zu verbleibenden Virus-Antigenen dazu. Neben einer Studie zur PatientInnnenachverfolgung wird derzeit der Nachweis des Virus-Antigens auch in der Leber analysiert.

Bei der Gastroenterologie ist der 29-jährige aus Reith bei Seefeld schon im dritten Jahr seines Humanmedizin-Studiums in Innsbruck „hängen geblieben“. Damals famulierte er an der Abteilung von Herbert Tilg und fand dort auch gleich das Thema für seine Diplomarbeit, in der er (damals in der Arbeitsgruppe von Alexander Moschen und Herbert Tilg) über die Rolle von Lipocalin-2 (LCN2) als Biomarker für chronisch entzündliche Darmerkrankungen berichtete. In der Untersuchung entpuppte sich fäkales Lipocalin-2 (FLCN2) als besonders sensitiver Biomarker, weshalb Andreas Zollner dem Protein auch in seiner Doktorarbeit treu blieb, ebenso den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. „In unserer Arbeitsgruppe fokussieren wir uns auf die Entschlüsselung von entzündungsbiologischen Mechanismen, die zu diesen multifaktoriellen Erkrankungen beitragen, um letztendlich therapeutische Optionen zu verbessern“, erzählt Zollner, der seit einem Jahr auch als Arzt an der Klinik tätig ist. „Während des PhD hatte ich mehr Zeit zum Forschen, aber auch die klinische Arbeit macht mir großen Spaß.“ Die Luft geht dem jungen Mediziner so schnell ohnehin nicht aus. Noch bis kurz vor Studienbeginn war Andreas Zollner Profisportler.

Schon mit vier begann er mit dem Langlaufen, mit neun sprang er zuerst von der Natterer und dann von der Seefelder Sprungschanze, die Nordische Kombination war schließlich das Seine und das Skispringen ist es heute noch. „An Wochenenden springe ich im Sommer von der Bergiselschanze, nicht nur mir, sondern auch den Touristen zuliebe. Mit dem Showspringen bleibe ich in Form“, so Zollner, der nicht nur Aufwind-, sondern als Rennradfahrer auch Fahrtwinderprobt ist. Dass die Medizin seine professionelle Sportkarriere beendete, ist auch dem Ergebnis einer Potenzialanalyse nach Abschluss des Skigymnasiums Stams geschuldet, das ihn als Mediziner prädestinierte. Nach erfolgreich absolviertem EMS (heute MedAT) war es schließlich auch die Zeit als Zivildiener beim Roten Kreuz, die ihn der Arbeit mit kranken Menschen näherbrachte.

Zielstrebigkeit und Ausdauer hat sich der ehemalige Leistungssportler beibehalten – Eigenschaften, die in der Forschung ebenso brauchbar sind. „Auf dem Gebiet der chronischen Darmerkrankungen hat sich in den letzten Jahren einiges getan, vor allem wissen wir heute mehr über die Ursachen. Trotzdem ist noch Vieles unverstanden, auch beim Thema Ernährung, das oft von Mythen und industriellen Interessen geprägt ist und wo es noch wenig wissenschaftliche Evidenz gibt. Es bleibt also spannend“.

Übrigens: Einreichungen für den laufenden Call zum Programm „MUI Scientist to watch“ sind noch bis 31. Dezember möglich.

(21.11.2022, Text und Bild: D. Heidegger)

 

Links:

Postacute COVID-19 is Characterized by Gut Viral Antigen Persistence in Inflammatory Bowel Diseases. https://doi.org/10.1053/j.gastro.2022.04.037

Faecal Biomarkers in Inflammatory Bowel Diseases: Calprotectin Versus Lipocalin-2 - a Comparative Study. https://doi.org/10.1093/ecco-jcc/jjaa124

Univ.-Klinik für Innere Medizin I 

Programm MUI Scientist to watch

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