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EU-Projekt: Neue und reine Radionuklide für die Nuklearmedizin

PRISMAP heißt ein neues, im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 gefördertes EU-Projekt, das darauf abzielt, neue Radionuklide für die Forschung und die Entwicklung neuer Arzneimittel verfügbar zu machen. An dem von der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) koordinierten Projekt ist auch der Radiopharmazeut Clemens Decristoforo von der Univ.-Klinik für Nuklearmedizin beteiligt.

Radiopharmaka sind radioaktiv markierte Arzneimittel, die zur Diagnostik oder Therapie von Krankheiten eingesetzt und meist intravenös verabreicht werden. Je nach den radioaktiven Eigenschaften des Radionuklids kann die Substanz im Körper Strahlung aussenden, die mittels bildgebender Verfahren wie SPECT (Singlephotonen-Emissionscomputertomographie) oder PET (Positronen-Emissions-Tomographie) außerhalb des Körpers dreidimensional mess- und sichtbar gemacht wird. Alternativ kann die Substanz zur Behandlung von Tumoren mit gezielter Radionuklidtherapie (TRNT) eingesetzt werden. Viele künstliche Radionuklide sind jedoch nicht kommerziell erhältlich und auch nicht immer verfügbar. Das erschwert die Weiterentwicklung neuer medizinischer Methoden.

Impuls für nuklearmedizinische Forschung

Das ausgewiesene Ziel von PRISMAP ist es nun, ForscherInnen aus der Medizin leichter Zugang zu neuartigen Radionukliden von hoher Reinheit zu verschaffen und dabei große europäische Infrastrukturen bereits von Beginn an einzubeziehen. Im Rahmen von PRISMAP sollen vor allem im Bereich der gezielten Krebstherapie Akzente für den europäischen Raum gesetzt werden. Durch die Zusammenarbeit zwischen Forschungskrankenhäusern und Metrologie-Instituten werden neue Daten generiert und zusammengestellt, um eine schnelle und reibungslose Einführung der neuartigen Radioisotope in der Medizin zu ermöglichen. Neben innovativen Produktionstechnologien ist auch die Entwicklung neuer Reinigungsmethoden ein zentrales Projektziel, denn gleichzeitig mit den gewünschten Teilchen entsteht auch unerwünschte Radioaktivität, welche die Qualität des Arzneimittels beeinträchtigt. Mit geeigneten Verfahren, die auf physikalischer Massentrennung und Radiochemie basieren, soll eine hochreine Radionuklidproduktion erreicht werden.

Innsbrucker Expertise


BU: Radiopharmazeut Clemens Decristoforo und seine aus den USA stammende Mitarbeiterin Sason Hayashi.

Das von der Großforschungseinrichtung CERN – in der Cern-Medicis-Anlage steht eine Massentrennung zur Verfügung, die die physikalische Trennung von Isotopen eines Elements ermöglicht – angeführte PRISMAP-Konsortium besteht aus 23 akademischen und forschenden Einrichtungen in ganz Europa, darunter auch die Medizinische Universität Innsbruck. Im modernst ausgestatteten radiopharmazeutischen Labor der Univ.-Klinik für Nuklearmedizin (Direktorin Irene Virgolini) ist Clemens Decristoforo verantwortlich für die Herstellung radioaktiver Arzneimittel, die Zubereitung der Radiopharmaka erfolgt direkt und rasch – ein großer Vorteil, da Radiopharmaka eine sehr kurze Halbwertszeit von nur wenigen Minuten bis Tagen haben. Mit seiner Mitarbeiterin Sason Hayashi ist Decristoforo nun mit einem PRISMAP-Arbeitspaket betraut. „In unserem Teilprojekt ‘Standardisierung und Harmonisierung’ geht es darum, die neuen Radionuklide und die daraus entwickelten radioaktiven Arzneimittel so zu standardisieren, dass sie letztlich in die medizinische Anwendung überführt werden können. Speziell die Notwendigkeit, Daten zur Qualität und Sicherjheit zu generieren, die einer Überprüfung durch die europäischen Arzneimittelbehörden standhalten, stellt auf Grund fehlender Richtlinien in diesem Bereich eine der großen Herausforderungen für die Forschenden dar. In unserem Arbeitspaket geht es darum auch durch Einbeziehung dieser pharmazeutischen Aspekte die Entwicklung in diesem Bereich zu stärken“, so Decristoforo, der seit kurzem gemeinsam mit Elke Gizewski, Direktorin der Univ.-Klinik für Neuroradiologie, ein neues, vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF gefördertes und von den Tiroler Universitäten getragenes «doc.funds PhD-Programm für digitale medizinische Bildgebung und Bild-gestützte Therapien (IGDT)» koordiniert.

Um die europäische Forschungsaktivität auf diesem Gebiet zu forcieren, wird der schnelle und reibungslose Zugang zu neuen Radionukliden zusätzlich durch eine zentrale Informationsplattform auf der PRISMAP-Website, auf der alle Produktions- und Unterstützungsmöglichkeiten vorgestellt werden, erleichtert.

Clemens Decristoforo ist Pharmazeut und Experte für radioaktive Arzneimittel an der Univ.-Klinik für Nuklearmedizin, wo er für die vor Ort Herstellung neuer Radiopharmaka zuständig ist und forscht an Verbindungen für die molekulare Bildgebung und TRNT. Zahlreiche internationale Aktivitäten im regulatorischen Bereich (u.a. im Rahmen des Europäischen Arzneibuchs, der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA) begründen die Einbindung in das PRISMAP Projekt.

Sason Hayashi arbeitete lange in den USA in der Nuklearmedizin und absolvierte ein Masterstudium in International Studies an der University of Washington. Im Rahmen eines Fellowship Programs as Technical Nuclear Medicine Expert für das Department of Energy, sammelte sie spezielle Erfahrung im regulatorischen Bereich, ehe sie aus privaten Gründen nach Tirol kam.

(19.10.2021, Text: Presse CERN/D. Heidegger, Bilder: © CERN 2018-2021, Heidegger)

Links:

Projekt-Website: https://www.prismap.eu/  

PRISMAP-Konsortium: https://www.prismap.eu/consortium/

Zugangsplattform: https://www.prismap.eu/radionuclides/

Univ.-Klinik für Nuklearmedizin: http://www.nuklearmedizin-innsbruck.com/

 

 

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