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Stiftungsprofessur für Allgemeinmedizin wird eingerichtet

Die demografische Entwicklung macht auch vor dem Tiroler Ärztestand nicht halt. Viele MedizinerInnen gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Bei den LandärztInnen betrifft das rund ein Drittel in den nächsten zehn Jahren. Das Land Tirol, die Sozialversicherung, die Medizinische Universität Innsbruck, die Ärztekammer Tirol und die Tiroler Spitäler wollen daher junge Menschen für die Berufsausübung im Bereich Allgemeinmedizin motivieren.

Die Einrichtung einer eigenen Stiftungsprofessur für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck ist Teil eines Bündels von Maßnahmen im Rahmen des Programmes „Tiroler Impulse Allgemeinmedizin“ (TIAM) zur Stärkung der Allgemeinmedizin und Primärversorgung in Tirol.

LH Günther Platter: „Damit wird in Tirol ein klares Zeichen gesetzt, um dieses wichtige Fach, die Forschung und Lehre aufzuwerten und einem drohenden Ärztemangel entgegenzuwirken. Letztlich geht es vor allem darum, Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner vermehrt für den Hausarztberuf zu begeistern, um die hausärztliche Versorgung der Tiroler Bevölkerung in den Gemeinden sicherzustellen.“

Attraktivität des Hausarztberufes ausbauen

Im Jahr 2018 wurde am Landesinstitut für Integrierte Versorgung (LIV) Tirol eine Koordinationsstelle für die Ärzteausbildung installiert. Dort wird das von der Landeszielsteuerungskommission des Tiroler Gesundheitsfonds beschlossene Programm „Tiroler Impulse Allgemeinmedizin“ – kurz TIAM – koordiniert. TIAM umfasst mehrere Maßnahmen, um die universitäre und klinische Ausbildung zu attraktivieren und Anreize für die Berufsausübung in der Allgemeinmedizin zu schaffen. „Wir wollen den Hausarztberuf attraktiver machen, damit sich wieder mehr junge Ärztinnen und Ärzte für die Primärversorgung entscheiden. Sie werden deshalb zukünftig beim Schritt in die Selbstständigkeit und ihrer Berufsausübung in Tirol noch besser unterstützt“, gibt LH Platter die Richtung vor.

„Das übergeordnete Ziel ist es, die flächendeckende, wohnortnahe und interprofessionell abgestimmte Primärversorgung durch Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner in Kooperation mit Vertreterinnen und -vertretern anderer Gesundheitsberufe in Tirol weiterhin abzusichern und zu verbessern“, erklärt Gesundheitslandesrat und Vorsitzender der Landeszielsteuerungskommission Bernhard Tilg. Innerhalb der klinischen Ausbildung werde vor allem der Austausch mit erfahrenen AllgemeinmedizinerInnen forciert, um das Wissen aus dem Gesundheitswesen, der Betriebsführung sowie der professionellen Zusammenarbeit mit allen Gesundheitsberufen zu vertiefen und Interessierte noch besser auf die Niederlassung vorzubereiten. Auch ein Ausbau der Flexibilität der Arbeitsmöglichkeiten und Arbeitszeitmodellen von HausärztInnen sei angedacht.

Forschung, Lehre und Praxis im Fach Allgemeinmedizin stärken

„Uns als Rektoratsteam ist die Förderung der Allgemeinmedizin ein großes Anliegen“, erklärt der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker. An der Medizinischen Universität Innsbruck sind in diesem Sinne bereits Maßnahmen gesetzt worden: So wurde beispielsweise erstmals an einer österreichischen Universität die Allgemeinmedizin als verpflichtendes Modul im klinisch-praktischen-Jahr in Innsbruck eingeführt.

2019 erfolgte die Gründung des Instituts für Allgemeinmedizin, das zukünftig durch eine neue Professur geleitet werden soll. „Mit der Stiftungsprofessur wird dem Fach Allgemeinmedizin ein noch größerer Stellenwert eingeräumt. Das ist damit auch ein wichtiger Beitrag zur Sicherstellung des allgemeinmedizinischen Nachwuchses. Eine optimale allgemeinmedizinische Versorgung gelingt vor allem dann, wenn Forschung, Lehre und Praxis Hand in Hand gehen“, ergänzt Rektor Fleischhacker.

„Es freut uns sehr, dass nun ein eigener Lehrstuhl für Allgemeinmedizin etabliert wird, der vonseiten der Sozialversicherung federführend finanziert wird. Damit wird nun vor allem bei der ärztlichen Ausbildung angesetzt. Es ist dies ein weiterer wichtiger Mosaikstein für die Stärkung des Arztberufes“, sagt Arno Melitopulos-Daum, Landesstellenleiter der Österreichischen Gesundheitskasse. 

Erweiterungsstudium für Allgemeinmedizin und Primärversorgung angedacht

Studierende müssen sehr früh mit den allgemeinmedizinischen Ordinationen in Kontakt treten, damit das Interesse an der Allgemeinmedizin gefördert werden kann. „Das Studium an der Medizinischen Universität Innsbruck erfolgt sehr praxisorientiert. Mit der Allgemeinmedizin kommen die Studierenden bereits im ersten Semester ihres Studiums in Kontakt und es gibt während des gesamten Studiums allgemeinmedizinische Lehrveranstaltungen“, sagt der Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten, Peter Loidl. Derzeit gibt es beispielsweise 172 akademische Lehrpraxen der Medizinischen Universität Innsbruck in ganz Österreich. Studierende erhalten sehr viel Praxis: Neben dem 48 Wochen dauernden klinisch-praktischen Jahr, absolvieren die angehenden Ärztinnen und Ärzte 19 Wochen Pflichtfamulaturen, also klinische Praktika. „Mit der Professur für Allgemeinmedizin und dem Institut erhalten wir weitere Ressourcen für neue allgemeinmedizinische Vertiefungen und Erweiterungen im Studium“, so Loidl. Ein Erweiterungsstudium für Allgemeinmedizin und Primärversorgung im Curriculum Humanmedizin ist derzeit in Vorbereitung.

(02.03.2020; Land Tirol - Thomas Pichler; Foto: MUI/Bullock)

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