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Univ.-Prof. Dr. Herbert Riechelmann, Direktor Univ.-Klinik für HNO; Dr. Andrea Posch, Oberärztin Univ.-Klinik für Strahlentherapie-Radioonkologie; Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl, Direktor Innsbrucker Univ. Klinik für Onkologie (v. li. n. re.) Fotos: C. Seiwald, tirol kliniken.

Kopf-Hals-Tumore: Früherkennung als Chance

Tumore im Kopf-Hals-Bereich gehören zu den belastendsten Krebserkrankungen. Nicht nur sind die Karzinome äußerst bösartig. Sie wachsen auch schnell und bedeuten für die Betroffenen eine besondere emotionale und soziale Belastung. Die besten Heilungschancen haben PatientInnen der Innsbrucker Universitätskliniken, wie aktuelle Zahlen zeigen.

Erschütternde Ergebnisse zeigen aktuelle Untersuchungen der Innsbrucker HNO-Klinik in Bezug auf das Wachstum von Tumoren im Kopf und Halsbereich. „Wir haben festgestellt, dass sich die Tumormasse pro Tag um ein Prozent vergrößert. Damit gehören diese Karzinome zu den am schnellsten wachsenden und das wiederum zeigt, wie wichtig die Früherkennung ist“, erklärt Herbert Riechelmann, Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für HNO.

Eins für drei
Als Grundregel für die Früherkennung gilt, dass dann Handlungsbedarf besteht, wenn EINES dieser Symptome länger als DREI Wochen anhält:

  • Zungenschmerzen, nicht heilende Mundgeschwüre und/oder rote oder weiße Flecken im Mund
  • Schmerzhaftes oder erschwertes Schlucken
  • Heiserkeit
  • Einseitig verstopfte Nase und/oder blutige Absonderungen aus der Nase
  • Halsschmerzen
  • Schwellungen am Hals

Wie bei vielen Krebserkrankungen heißen die Risikofaktoren Alkohol und Rauchen. Eine lange unterschätzte Rolle spielt aber auch das Humane Papilloma-Virus (HPV). Als Auslöser für Gebärmutterhals-Krebs ist es schon länger bekannt. Wie groß die Rolle des Virus als Auslöser für Rachen-Krebs ist, ist erst in den letzten Jahren deutlich geworden. Das HPV ist ein sehr verbreitetes Virus, von dem bisher über 100 Typen bekannt sind. Gegen die häufigsten existiert eine Impfung, die die Entstehung von Gebärmutterhals-Krebs verhindert.

Das HPV befällt vor allem Schleimhäute und die Haut. Infektionen sind sehr häufig und die Übertragung erfolgt meist bei sexuellen Kontakten (einschließlich vaginalem, analem oder oralem Sex). Oft reicht bereits der Kontakt mit einem infizierten Menschen, weshalb die Impfung für Kinder, vor dem ersten sexuellen Kontakt, empfohlen ist. Da das Virus sehr lange inaktiv im Körper schlummern kann, kann die Infektion auch Monate zurückliegen. Bei vielen Menschen verlaufen Infektionen mit dem Virus aber auch völlig symptomlos.

Steigende Zahlen
Weltweit steigen die Fälle von Kopf-Hals-Tumoren, besonders bei Frauen. Derzeit machen diese Tumore rund fünf Prozent aller Krebserkrankungen aus. In Tirol erkranken jedes Jahr etwa 100 Personen. Leider werden die Erkrankungen erst relativ spät erkannt und diagnostiziert

Mehr als 90 Prozent der Kopf-Hals-Tumoren entstehen in den Epithelzellen der Schleimhäute in Kopf und Hals. Die am häufigsten betroffenen Bereiche:

  • Mundhöhle 42 %
  • Rachen 35 %
  • Kehlkopf 24 %

Interdisziplinäre Behandlung
Die Chancen auf Heilung sind umso höher, je früher die Erkrankung diagnostiziert wird. Die Art der Behandlung hängt vor allem von der Lage des Tumors ab und davon, ob er bereits gestreut hat. Die Behandlung erfolgt außerdem immer interdisziplinär, wobei vor allem HNO, Onkologie und Strahlentherapie involviert sind. „Gerade Tumore, die durch HPV ausgelöst wurden, können mittels Bestrahlung äußerst effektiv behandelt werden, sie schmelzen regelrecht dahin“, beschreibt es Andrea Posch, geschäftsführende Oberärztin an der Univ.-Klinik für Strahlentherapie-Radioonkologie. „Typisch ist hier eine Serie von 35 Bestrahlungen über einen Zeitraum von sieben Wochen“, so Posch weiter. Wichtig ist aber auch die Kooperation mit der Plastischen Chirurgie, Radiologie, Physiotherapie, Pflege, Logopädie, Diätologie und Psychoonkologie. Vor allem Letztere hat eine oft unterschätzte Rolle. PatientInnen mit Kopf-Hals-Tumoren sind mehr noch als andere Krebs-PatientInnen von Depressionen betroffen und die Suizidrate ist dreimal so hoch wie im Bevölkerungsschnitt.

Immuntherapie erfolgreich gegen Kopf-Hals-Karzinome
Immunologische Mechanismen spielen für die Entwicklung von Kopf-Hals-Tumoren eine große Rolle. Bei einer HPV-Infektion und der Krebsverursachung durch Tabakrauch und Alkohol wird die körpereigene Immunabwehr gestört. Das ermöglicht die Entstehung, das örtliche Wachstum und die Metastasierung dieser Tumoren. Um die Funktion des Immunsystems zu stärken, werden auf Grundlage dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse Immuntherapien zur Verhütung und Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren entwickelt. „Dazu zählen die HPV-Schutzimpfung, die nicht nur gegen Gebärmutterhalskrebs, sondern nach einer neuen Studie auch gegen HPV-Infektionen im HNO-Bereich schützen kann. Die Behandlung bereits fortgeschrittener HNO-Karzinome kann neben der Strahlen- und Chemotherapie auch durch immunstimulierende Antikörper signifikant verbessert werden. Diese neuen Immuntherapien stehen unseren Patientinnen und Patienten im Tumorzentrum Innsbruck zur Verfügung“, sagt Günther Gastl, Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin V (Hämatologie und Onkologie).

Innsbrucker Klinik bei Behandlung führend
Daten der Statistik Austria zeigen, dass die Heilungschancen bei einer Behandlung in Innsbruck besonders hoch sind. Die Gründe dafür dürften vielfältig sein: Zum einen sollten Krebserkrankungen dieser Art immer in einem großen Zentrum wie der Innsbrucker Klinik behandelt werde. Zum anderen bestätigen die Zahlen die hohe Expertise aller involvierten Fachbereiche und nicht zuletzt die besonders gute Geräteausstattung wie zum Beispiel in der Strahlentherapie.

(J. Schwamberger, tirol kliniken)

 

Weitere Informationen:

- Univ.-Klinik für HNO

- Univ.-Klinik für Strahlentherapie-Radioonkologie

- Univ.-Klinik für Innere Medizin V (Hämatologie und Onkologie)

      

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