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Brigitte Kircher

Unsere ForscherInnen an der MUI: Brigitte Kircher

Im Rahmen der Reportageserie „Unsere ForscherInnen an der MUI“ werden engagierte WissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen-)Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.

Diesmal portraitieren wir Assoz. Prof.in Univ.-Doz.in Mag.a Dr.in Brigitte Kircher. Den zentralen Forschungsbereich stellt für die Biologin die Experimentelle Immunbiologie, insbesondere die Untersuchung von Minor-Histokompatibilitätsantigenen dar.

Wenn Brigitte Kircher über ihre Forschungsarbeit und ihre Faszination dafür spricht, drängt sich der Vergleich einer Medaille mit zwei Seiten auf: „Minor-Histokompatibilitätsantigene befinden sich an der Oberfläche menschlicher und tierischer Zellen. Sie sind einerseits für Abstoßungsreaktionen nach Stammzelltransplantationen verantwortlich, gleichzeitig dienen sie aber auch der  Erkennung von Tumor- und Leukämiezellen und induzieren deren Bekämpfung. Eines meiner großen Ziele ist es, herauszufinden, welche dieser Minor-Histokompatibilitätsantigene für die positiven Effekte, also die Bekämpfung von Leukämien und Tumoren, und welche für die negativen Reaktionen verantwortlich sind.“

Ihre Wirkungsstätte ist das Immunbiologie und Stammzelllabor  der Universitätsklinik für Innere Medizin  V,  Hämatologie und Onkologie (Direktor  O. Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl). Zu den Routinearbeiten zählen die Präparierung und Kryokonservierung der Stammzellen, die SpenderInnen bzw. PatientInnen entnommen und transplantiert werden. Da das Immunsystem sehr genau zwischen „eigenen“ und „fremden“ Gewebezellen unterscheidet und übertragenes Gewebe abstößt, ist die vorangehende Identifikation sowohl der Spender- als auch der Empfängerzellen entscheidend für den Verlauf der Behandlung. „Je näher und genetisch ähnlicher die Zellen von SpenderIn- und EmpfängerIn sind, desto niedriger sind nicht nur die Abstoßungsreaktionen, davon hängt auch die gesamte weitere Lebensdauer und Lebensqualität der PatientInnen ab. Wir versuchen daher, die Identifikation von  Minor-Histokompatibilitätsantigenen weiter voranzutreiben, um das Matching zwischen SpenderInnen und EmpfängerInnen weiter zu optimieren und PatientInnen bei Transplantationen nahezu personalisiert behandeln zu können“, erläutert Brigitte Kircher die Bedeutung ihrer Arbeit.

Ursprünglich widmete sich die Forscherin, die in Innsbruck Biologie studierte und nach ihrer Dissertation im Rahmen eines Schrödinger-Stipendiums an der Medizinischen Universität Leiden in den Niederlanden arbeitete, vor allem der Rolle von Minor-Histokompatibilitätsantigenen bei Krebserkrankungen. Am Fall einer Patientin mit Brustkrebs, der Blutstammzellen ihrer Schwester transplantiert wurden, konnte sie als Erstautorin nachweisen, dass diese Peptide als Teil des HLA (Human-Leukocyte-Antigen)-Systems T-Zellen aktivieren, die wiederum Tumoren wirksam bekämpfen können. „Während die Immunzellen des Spenders nach einer Stammzelltransplantation mit der unerwünschten Abstoßung des Empfängergewebes reagieren – wir nennen dieses Phänomen auch Graft-versus-Host-Reaktion –, ist die ähnliche Reaktion, also das Erkennen und Zerstören von Leukämiezellen, auch als Graft-versus-Leukämie-Effekt bezeichnet, durchaus erwünscht,“ so die Forscherin, die bedauert, dass dieses Forschungsthema in ihrer Arbeit derzeit etwas zu kurz kommt.

Das liegt nicht nur daran, dass die Mutter eines vierjährigen Zwillingspaares – ein Bub und ein Mädchen – derzeit in Teilzeit arbeitet, sondern vor allem daran, dass sie durch ihre Lehrtätigkeit, die Betreuung von DiplomandInnen und eine Kooperation mit der pharmazeutischen Chemie an der Universität Innsbruck bereits einen weiteren Forschungsgegenstand für sich entdeckt hat: „Wir testen dabei Substanzen, die von PharmazeutInnen  entwickelt werden, dahingehend, ob sie biologisch aktiv sind. Beispielsweise entstehen dabei Substanzen, die Gold- oder Platinkomponenten beinhalten. Einerseits können solche Substanzen natürlich toxisch wirken, gleichzeitig ist es durchaus möglich, dass sie Lymphom-, Leukämie- oder andere Tumorzellen zerstören können.“

Ihre Freizeit widmet Brigitte Kircher derzeit vor allem ihren Kindern: „Die beiden halten mich tatsächlich ziemlich auf Trab, so dass ich eigentlich nicht wirklich zu Hobbies komme. Ich muss aber auch sagen, dass ich sehr gerne arbeite und die Tätigkeit im Labor großen Spaß macht. Das liegt auch daran, dass ich sehr frei und eigenständig sowie zeitlich recht flexibel arbeiten kann“ erzählt sie. Neben dem Verfassen von wissenschaftlichen Aufsätzen oder dem Schreiben von Projektanträgen zieht sie sich dabei aber immer noch gerne den Labormantel über, greift zur Pipette und beobachtet ihre Zellen unter dem Mikroskop. Ihre Motivation: „Zellen zeigen immer sehr schnell, ob`s ihnen gut geht. Das lässt sich beispielsweise an Verfärbungen des Mediums erkennen oder auch daran, wie schnell die Zellen wachsen. Für mich ist es immer wieder spannend zu beobachten, wie sich die Zellen entwickeln. Und in den Versuchen, die Zellen dahin zu bringen, dass sie beispielsweise Leukämiezellen erkennen, gibt es immer wieder kleine Erkenntnisgewinne, die mich inspirieren und zu neuen Ideen und neuen Fragen anregen.“

 

(A.Schönherr)

Links:

Immunbiologie- und Stammzelllabor der Univ.-Klinik für Innere Medizin V (Schwerpunkte: Hämatologie und Onkologie)

 

*) Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck.  Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst.

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