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PreCanMed: Grenzübergreifende Krebsforschung

Das italienisch-österreichische Team von PreCanMed traf sich Ende Mai zum ersten PreCanMed Workshop in Innsbruck und stellte Perspektiven ihrer Forschungs- und Innovationsinitiative in der Präzisions-Krebsmedizin vor. In öffentlichen Vorträgen gaben die ExpertInnen dabei auch Studierenden, ForscherInnen und interessierten BürgerInnen Einblick in die neuesten Erkenntnisse der Krebsforschung.

Im Fokus des ersten PreCanMed Workshop in Innsbruck standen Erkenntnisse im Verständnis der Tumorbiologie und neue Schlüsseltechnologien für die personalisierte Krebsmedizin. PreCanMed ist ein grenzüberschreitendes Projekt, finanziert vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung Interreg V-A Italia-Austria 2014-2020, das die Entwicklung einer dieser neuen Schlüsseltechnologien weiter vorantreiben soll. Im Rahmen des Partnertreffens wollen die Forscher des PreCanMed Konsortiums einem breiten Fachpublikum, aber auch der interessierten Öffentlichkeit, die neuen Ansätze in kurzen Vorträgen präsentieren.

Die Krebsmedizin verfolgt in den letzten Jahren verstärkt das Ziel, teure und oft schlecht wirksame Standardtherapien durch individuell auf die PatientInnen abgestimmte Therapien zu ersetzen. Es erfolgt eine Abkehr vom „one size fits all“ Paradigma mit Blockbuster-Medikamenten hin zu einer Therapie, die auf jede Patientin bzw. jeden Patienten individuell zugeschnitten ist. Dabei werden Medikamente und Therapiewege basierend auf molekularen und klinischen Daten der PatientInnen gezielt ausgewählt. Diese Strategie soll nicht nur positive sozio-ökonomischen Folgen in Bezug auf Kosten und Lebensqualität haben, sondern auch die Lebenserwartung und Heilungschancen erhöhen.

Gemeinsame Kompetenzplattform mit Tiroler Knowhow
Dennoch steht die Forschung erst am Anfang der Präzisionsmedizin, zu komplex und zu kostspielig sind viele Ansätze derzeit noch, was die Einführung in den klinischen Alltag hindert. In den Regionen Tirol und Friaul-Julisch-Venetien entwickelten sich in den vergangenen Jahren starke Kompetenzen in unterschiedlichen Bereichen der personalisierten Krebsmedizin. Um diese Kompetenzen zu bündeln und um eine gemeinsame Kompetenz-Plattform aufzubauen, hat sich ein überregionales Konsortium von wissenschaftlichen und klinischen Partnern zusammengeschlossen. Mit Fördermittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung wollen die Partner mit dem Interreg Projekt PreCanMed in den kommenden 3 Jahren gemeinsam an einer Verbesserung der Behandlung von Krebspatienten arbeiten. Das italienische Laboratorio Nazionale CIB aus Triest koordiniert das Projekt. Die beiden Tiroler Partner sind das ADSI (Austrian Drug Screening Institute GmbH) und das CCCI (Comprehensive Cancer Center Innsbruck) der Medizinischen Universität Innsbruck unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber.

Zusammen mit den Universitäten Udine und Triest und unter der Führung des Laboratorio Nazionale CIB in Triest soll Know-how für die Gewinnung, Kultivierung und Konservierung von Tumor-Organoiden aufgebaut werden. Das ADSI stellt in diesem Projekt modernste Geräte und Methoden zur Erzeugung von Tumor- Organoiden aus Darmkrebszellen und vor allem zur Testung von Krebsmedikamenten zur Verfügung. Mit dem CCCI gelang der Medizinischen Universität Innsbruck und den tirol kliniken die Gründung eines onkologischen Kompetenzzentrums, das der Forschung den Zugang zu klinischen Daten ermöglicht und das vor allem auch die Implementierung von Ergebnissen aus der experimentellen Krebsforschung in den klinischen Alltag beschleunigt.

Stefan Schöftner vom italienischen Laboratorio Nazionale CIB aus Triest erklärt: „Die PreCanMed-Biobank wird eine einzigartige, unschätzbare Ressource für die Krebsforschung darstellen, sowohl für die italienischen als auch für die österreichischen Projektpartner. Um diese Daten- und Biobank auch nachhaltig im Sinne des gemeinsamen Ziels im Kampf gegen Krebs zu nutzen, soll in Zukunft diese Ressource auch anderen regionalen, nationalen oder internationalen Forschungseinrichtungen zur Verfügung stehen.“

Tumor-Organoide
Im Zusammenhang mit der Präzisionsmedizin bekommen die sogenannten „Tumor-Organoide“ eine immer größere Bedeutung. Tumor-Organoide sind dreidimensionale Zellkomplexe, die aus Tumorproben oder -biopsien erzeugt und im Reagenzglas kultiviert werden. Die ursprünglichen Eigenschaften des Tumors bleiben in den Tumor-Organoiden fast gänzlich erhalten. Tumor-Organoide können rasch erzeugt werden und sind somit ein ideales Instrument zur umfassenden Charakterisierung von PatientInnentumoren im Reagenzglas, ohne die Betroffenen zusätzlich zu belasten. Sie ermöglichen einerseits die genotypische Charakterisierung des ursprünglichen Tumors und erlauben es, Medikamente auf ihre Wirksamkeit bei diesem spezifischen Tumorgewebe vorab zu testen. Andererseits sind tumor-organoide Zellkulturen ein innovatives Instrument für „Drug-screening“ Projekte, also für die Entwicklung von neuen Medikamenten und werden in der pharmazeutischen Wirkstofffindung bereits verwendet.

In PreCanMed werden Forscher grenzübergreifend zusammenarbeiten und vor allem Tumor-Organoide für Brust-, Lungen- und Darmkrebs züchten, aber auch Modelle des relativ seltenen Bindegewebstumor – dem sogenannten malignen Mesotheliom – sollen erstellt werden. Mittels Kombination der Organoid- und Omics-Technologien mit Hochdurchsatz-Screenings von Wirkstoffen und mit Unterstützung von bioinformatischen Lösungen wird Knowhow entwickelt und neues Wissen für die Krebsmedizin generiert werden. So soll zum Beispiel die genotypische Charakterisierung von Tumor-Organoiden standardisiert und zudem die Nutzung dieser Zellkomplexe für Wirkstofftests etabliert werden. Darüber hinaus wollen die Forscher die erste grenzübergreifende Tumor-Organoid-Biobank aufbauen, um molekulare Daten und generiertes Wissen nachhaltig zu sichern.

 

(Redaktion, B. Hoffmann-Ammann)

 

Weitere Informationen:

PreCanMed: www.precanmed.eu

 

 

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