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Herzinfarkt: Junger Kardiologe widerlegt „Raucher-Paradoxon“

Hinweise aus Studien, wonach RaucherInnen nach Herzinfarkt ein besseres Outcome haben als NichtraucherInnen begründen das sog. „Raucher-Paradoxon“. Auf der Grundlage von spezifischen Magnetresonanzuntersuchungen ist es dem jungen Kardiologen Dr. Sebastian Reinstadler im Rahmen einer groß angelegten MRT-Studie nun gelungen, diese widersprüchliche Beobachtung zu entkräften.

Obwohl Rauchen nachweislich  als starker Risikofaktor für die Entwicklung von atherosklerotischen Veränderungen in den Herzkranzarterien gilt, welche die pathophysiologische Grundlage des Herzinfarktes darstellen, zeigten ältere Untersuchungen, dass Raucherinnen möglicherweise einen kleineren Herzinfarkt erleiden und somit eine bessere Prognose als NichtraucherInnen haben. Dieser widersprüchliche Zusammenhang wird in der Herzinfarkt-Literatur als „Raucher-Paradoxon“ bezeichnet.

Dr. Sebastian Reinstadler aus der Arbeitsgruppe um Prof. Bernhard Metzler an der Univ.-Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie) ist es nun gelungen, im Rahmen einer Multicenterstudie mittels Magnetresonanzuntersuchungen (MRT) nachzuweisen, dass RaucherInnen und NichtraucherInnen keine relevanten Unterschiede in der myokardialen und mikrovaskulären Schädigung aufweisen. Allerdings sind RaucherInnen zum Zeitpunkt des Herzinfarktes deutlich jünger und haben entsprechend weniger Ko-Morbiditäten (z.B. Hypertonie, Diabetes). Nahezu die Hälfte der eingeschlossenen PatientInnen  waren RaucherInnen. Die Analyse ergab zudem, dass Rauchen nach Berücksichtigung dieser Unterschiede in den Ko-Morbiditäten weder mit einer niedrigeren MACE-Rate (die Major Advers Cardiac Event-Rate beschreibt das klinische Überleben nach Herzinfarkt) noch mit einer geringeren Mortalitätsrate verbunden ist und widerlegt damit das „Raucher-Paradoxon“. „Die Magnetresonanzuntersuchung bietet in vivo und direkt am Herzmuskel derzeit die beste Möglichkeit, die Größe des geschädigten Areals nach einem Myokardinfarkt im Detail darzustellen“, erklärt Dr. Reinstadler, der diese bildgebenden Untersuchungen während eines mehrmonatigen Gastarztaufenthaltes im Rahmen seiner Clinical PhD-Ausbildung (Programm „Intensive Care and Emergency Medicine“) an der Universitätsklinik in Lübeck durchführte. Die Auswertung der Magnetresonanzuntersuchungen von über 700 HerzinfarktpatientInnen aus Lübeck, Leipzig und Innsbruck stellt zudem die erste MRT-Studie in dieser Größe dar. Die Ergebnisse wurden kürzlich im renommierten European Heart Journal – Cardiovascular Imaging veröffentlicht.

In diesem Journal konnte das Team im Februar dieses Jahres eine weitere Arbeit aus dem, gemeinsam mit der Univ.-Klinik für Radiologie (Direktor Univ.-Prof. Dr. Werner Jaschke) getragenen, MRT-Schwerpunkt publizieren. Darin wird die Relevanz der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) als globaler Marker für die Myokardfunktion untersucht. Hier kommen Prof. Metzler und sein Team zum Schluss, dass die Aussagekraft dieses Markers für die Risikoeinschätzung nach Herzinfarkt erhöht wird, wenn auch die myokardiale Muskelmasse als Einflussgröße mit berücksichtigt wird. Die MRT-Untersuchung ist auch für die Abklärung dieser Herzfunktions-Parameter die Methode erster Wahl.

(D. Heidegger)

 

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