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Petra Obexer Neuroblastom

Junge ForscherInnen an der MUI: Petra Obexer

Im Rahmen der Reportageserie „Junge ForscherInnen an der MUI“ werden NachwuchswissenschaftlerInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen)Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.

Diesmal portraitieren wir Assoz. Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in rer.nat Petra Obexer. Die Mikrobiologin hat sich am Department für Kinder- und Jugendheilkunde auf die Erforschung der Funktion des Proteins FOXO3 im Zusammenhang mit der kindlichen Krebserkrankung Neuroblastom spezialisiert.

Es sind vor allem Neuroblastomzellen, Tumorzellen, die im Inkubator im Labor für Experimentelle Neonatologie, dem Arbeitsbereich von Petra Obexer, gelagert sind. Das Neuroblastom ist eine Krebserkrankung im Kindesalter, der Tumor entsteht aus embryonalen, neuronalen Stammzellen. Seit über zehn Jahren sind diese Zellen das wichtigste Untersuchungsobjekt der Mikrobiologin. „Als ich im Jahr 2002 die Laborleitung der Pädiatrischen Onkologie am Tiroler Krebsforschungsinstitut übernommen habe, lag der Forschungsschwerpunkt bereits auf dem Neuroblastom. Im Rahmen der Diplomarbeit kam ich zur klinisch-orientierten Forschung und damit zur Untersuchung menschlicher Zellen. Diese Faszination, welch kleine Elemente in menschlichen Zellen für eine enorme Wirkung sorgen, wie einzelne Proteine oder Signalwege ausschlaggebend für die Gesundheit der Menschen sind, hat mich seither nicht mehr losgelassen“, erklärt die Forscherin begeistert.

Dabei ist es vor allem das Protein FOXO3, das als Transkriptionsfaktor vielfältige Auswirkungen auf Nerven- wie Tumorzellen, beispielsweise Neuroblastomzellen, haben kann und dem sich Petra Obexer besonders widmet. „Je nachdem welche Proteine durch FOXO3 angeschalten werden, können das Wachstum und die Zellteilung gehemmt und der programmierte Zelltod (Apoptose) bewirkt werden. In neuronalen Zellen führt FOXO3 durch die Hemmung des Apoptoseinhibitorproteins Survivin zum programmierten Zelltod. Abhängig davon, wie dieser Transkriptionsfaktor postranslationell aktiviert wird, ist er andererseits jedoch auch in der Langlebigkeit, Stressresistenz und Metastasierung involviert. Darüber hinaus wissen wir, dass FOXO3 durch Hypoxie, also oxidativen Stress, aktiviert wird – beide Phänomene treten beim Hirnschaden des frühgeborenen Kindes auf“, so Obexer über ihren Forschungsgegenstand.

Als assoziierte Professorin an der Innsbrucker Universitätsklinik für Pädiatrie II (Leiterin Univ.-Prof.in Dr.in Ursula Kiechl-Kohlendorfer) arbeitet sie daran, jene Gene, die durch FOXO3 in neuronalen Zellen reguliert werden, zu charakterisieren, sowie FOXO3-modulierende Wirkstoffe in Neuroblastomzellen zu analysieren. Dabei wurde eine Substanzbibliothek von 1280 bereits zugelassenen Medikamenten mittels Fluoreszenzpolarisationsassay auf ihre direkte Bindung mit der DNA-Bindedomäne von FOXO3 untersucht. Zur Zeit analysiert sie mit ihrem Team, inwiefern die identifizierten Substanzen die Funktion von FOXO3 in neuronalen Zellen verändern.

Ursprünglich kam die gebürtige Südtirolerin wegen des Studiums der Biologie nach Innsbruck. Nach ihrer Dissertation arbeitete sie als Post-Doc an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde und anschließend im Bereich Pädiatrische Onkologie am Tiroler Krebsforschungsinstitut. 2010 habilitierte sie im Fach „Experimentelle Pathophysiologie“. Seit drei Jahren ist Petra Obexer selbst Mutter einer kleinen Tochter, durch die ihre Arbeit eine ganz neue Bedeutung gewonnen hat: „Als Mutter sehe ich meine Forschungsarbeit natürlich mit anderen Augen. Das Neuroblastom ist die dritthäufigste Krebserkrankung bei Kindern. Je jünger die Kinder sind, desto größer sind die Heilungschancen. Sind die Kinder älter als ein Jahr und der Tumor im Stadium IV, beträgt ihre Überlebenschance nur mehr rund 30 Prozent. Die genaue Erforschung von FOXO3 kann insofern weiterhelfen, als wir bereits Wirkstoffe, die die Funktion von diesem Transkriptionsfaktor modulieren, an neuronalen Zellen testen – im Sinn der personalisierten Medizin.“

Um für die Notwendigkeit ihrer Forschung Bewusstsein zu schaffen, leistet Petra Obexer auch selbst aktive Öffentlichkeitsarbeit: „Ich freue mich immer wieder, wenn Schulklassen unser Labor besuchen und kleine Experimente, wie die Extraktion von DNA vornehmen. Dadurch gelingt es, die Neugierde und Faszination für Naturwissenschaften zu wecken. Regelmäßig bekommen wir auch Besuch von einer Südtiroler Frauenorganisation, die uns bereits seit Jahren durch Spendenaktionen unterstützt und damit einen wichtigen Beitrag zum Labor am Tiroler Krebsforschungsinstitut leistet. Dieses Labor ist schließlich zu 100 Prozent drittmittelfinanziert!“

Für die Mutter eines kleinen Kindes bedeuten diese vielseitigen Tätigkeiten auch immer wieder, einen Spagat machen zu müssen. „Ich arbeite derzeit nur 50 Prozent, glücklicherweise bietet mir die Medizinische Universität Innsbruck aber trotzdem einen Vollzeitplatz in der Kinderbetreuungsstätte. Das ermöglicht mir die notwendige Flexibilität in meiner Arbeit. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, ein Team zu haben, das sehr selbstständig, eigenverantwortlich und tatkräftig mitarbeitet“, meint Obexer. Ihre Freizeit wird natürlich vornehmlich durch ihre Tochter bestimmt, mit der sie jetzt schon ein Hobby teilt: „Ich habe immer schon sehr gerne gelesen, im Moment sind es vor allem Kinderbücher“, erzählt sie lachend.

(A. Schönherr)

Weitere Infos:
Department für Kinder und Jugendheilkunde; Pädiatrie II

Arbeitsgruppe „Pädiatrische Onkologie“ am Tiroler Krebsforschungsinstitut

Weitere Reportagen über NachwuchswissenschafterInnen an der Medzinischen Universität Innsbruck 

*  Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck. Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst.

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