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Junge ForscherInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck: Gerald Obermair

Im Rahmen der Reportageserie „Junge ForscherInnen an der MUI“ werden NachwuchswissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen)Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.

Diesmal porträtieren wir Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr.rer.nat. Gerald Obermair.  Er erforscht die Rolle spannungsgesteuerter Kalziumkanäle in der „Kommunikation“ zwischen Nervenzellen, um herauszufinden, wie diese Kanäle grundlegenden Hirnfunktionen wie Lernen regulieren und bei Störungen den Verlauf neurologischer Erkrankungen wie zum Beispiel Parkinson beeinflussen können.

„Ich wollte immer schon Wissenschafter werden!“, erzählt Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr.rer.nat Gerald Obermair mit einem strahlenden Lachen. Schon in der Volksschule wusste er, dass er Zoologie studieren und anschließend forschen werde. Eine Inspiration für den gebürtigen Salzburger war dabei auch das „Haus der Natur“, das er als Kind und Jugendlicher gerne besuchte. „Damals habe ich mir vorgestellt, dass ich einmal in diesem Haus arbeiten würde“, schmunzelt er heute. Sein Berufsziel hat er konsequent verfolgt: Der Abschluss des Studiums der Zoologie an der Universität Salzburg hat ihn zwar nicht ins „Haus der Natur“, sondern erst in die USA, an die Bowling Green State University in Ohio geführt, wo sein Interesse für Nervenzellen und die damit verbundenen Prozesse geweckt wurde.

Anschließend kam Obermair als Dissertant in die Arbeitsgruppe von ao.Univ.-Prof. Dr. Bernhard Flucher an die Sektion für Physiologie in Innsbruck. Seit damals befasst sich der in der Zwischenzeit habilitierte Forscher mit spannungsgesteuerten Kalziumkanälen. „Nerven- und Muskelzellen sind elektrisch aktivierbar. Dabei übernimmt Kalzium insofern eine entscheidende Rolle, als es den Zellen als wichtiger Botenstoff dient und dabei elektrische Signale in zelluläre Abläufe übersetzt. Die wesentlichsten Spieler in diesen  Prozessen kennen wir, viele weitere Proteine, die ebenfalls involviert sind, sind jedoch nach wie vor beinahe unerforscht“, erläutert er seinen Forschungsbereich.

Es gibt vermutlich kaum eine Funktion von Nervenzellen, die ohne Kalziumkanäle funktionieren kann.  „Wenn wir an der Zelloberfläche von Nervenzellen mehrere Kanalproteine ausschalten, kann sich das Gehirn nicht mehr richtig entwickeln. Wenn nur ein Bestandteil ausgeschaltet wird, ist der Organismus zwar lebensfähig, zeigt aber funktionelle Störungen“, so Obermair, der weiter ausführt: „Diese Kalziumkanäle sind dabei auch am Lernen und der Gedächtnisbildung beteiligt. Funktionsstörungen dieser Kanäle zeigen sich daher bei neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie, Parkinson, Alzheimer oder auch Migräne.“

Die Grundlagenforschung, in der Gerald Obermair und sein Team aktiv sind, kann zwar auf eine Reihe wichtiger Erkenntnisse blicken, gleichzeitig werden aber immer wieder neue Fragen aufgeworfen. „Heute wissen wir zum Beispiel welche grundlegenden Bestandteile von Kalziumkanälen die synaptische Übertragung zwischen Nervenzellen ermöglichen. Diese Bestandteile können theoretisch beliebig miteinander kombiniert werden und damit Zellfunktionen unterschiedlich steuern. Was uns daher jetzt interessiert ist, welche dieser verschiedenen Teile tatsächlich miteinander verbunden sind und welche Funktionen diese einzelnen Proteine in Nervenzellen genau übernehmen“, so der Forscher. Die Ergebnisse der Untersuchungen können in die weitere Erforschung und Therapieentwicklung von verschiedenen Krankheiten einfließen. Seine Arbeitsgruppe ist mit dem Elektrophysiologen Dr. Ruslan Stanika derzeit auch in den Spezialforschungsbereich „Cell signaling in chronic CNS disease“ eingebunden, wobei die Rolle eines spezifischen Kalziumkanals bei Parkinson untersucht wird. „Wir versuchen dabei herauszufinden, wie dieser Kanal dazu beiträgt, dass synaptische Verbindungen stabil bleiben bzw. warum sie bei neurologischen Erkrankungen instabil werden können.“

Neben seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit ist Gerald Obermair auch in vielen weiteren Bereichen aktiv: Als begeisterter Schlagzeuger und Gitarrist musiziert er unter anderem gemeinsam mit KollegInnen aus der Medizinischen Universität Innsbruck in der Band „Molecular Shape Shifters“. Darüber hinaus ist der zweifache Familienvater auch Mitglied des Salzburger Höhlenrettungsdienstes. In dieser Funktion war er im vergangenen Sommer zweimal bei der Bergung von Höhlenforschern (Riesending und Jack Daniels Höhle) im Einsatz. Wie er das alles unter einen Hut bekommt? „Mit dem Anspruch genügend Zeit mit der Familie zu verbringen ist es nicht immer ganz einfach, als Wissenschafter flexibel zu sein. Meine Frau ist ebenfalls Wissenschafterin und wir beide müssen mit den aktuellen Entwicklungen und dem Know-how in unseren Fachgebieten mithalten können. Wenn wir nur kurz aussteigen würden, riskieren wir, den Anschluss zu verlieren“, meint er nachdenklich.  

Mitunter gelingt es Obermair sogar, seine Forschungsarbeiten in Bereichen außerhalb der Wissenschaften einzubringen. So schaffen es Fotos und Bilder von Zellen und Zellstrukturen aus seinem Labor nicht nur auf die Titelseiten internationaler Fachzeitschriften wie dem „JBC“ oder dem „Journal of Neuroscience“. In dem Anfang 2015 erscheinenden Magazin anah4 für multi-disziplinäre Aspekte wird das Thema „Sinne“ unter anderem mit Fotos und Bildern aus seinem Labor veranschaulicht werden.

(A.Schönherr/G.Obermair)

Weitere Infos:

Arbeitsgruppe Gerald Obermair an der Sektion für Physiologie der Medizinischen Universität Innsbruck

Spezialforschungsbereich: Cell signaling in chronic CNS disease“ (SFB F44)

Weitere Reportagen über NachwuchswissenschafterInnen an der Medzinischen Universität Innsbruck 

 

* Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck.  Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst.

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