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Erfolgreiche Bestätigung für die Bruneck Studie

In der letzten Ausgabe des Fachjournals Circulation erschien weltweit die erste Forschungsarbeit zum Plasma “Lipidome“ und dessen Bedeutung für kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Analysen und Ergebnisse stammen aus dem Datenpool der Bruneck Studie, einer prospektiven Langzeitstudie, die seit mittlerweile 24 Jahren als kooperatives Projekt zwischen dem Krankenhaus Bruneck und der Medizinischen Universität Innsbruck läuft.

Im Rahmen der neuen, kürzlich veröffentlichten Forschungsarbeit, die im Zuge der langjährigen wissenschaftlichen Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten des Krankenhauses Bruneck sowie WissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck,  dem King´s College London (Prof. Manuel Mayr) und der Universität Cambridge entstanden ist, wurden 135 Lipid-Spezies aus der prospektiven Kohortenstudie mittels Shotgun Lipidomics – einer molekularbiologischen Methode zur Entschlüsselung von Genomen – analysiert. Die Untersuchungen belegen, dass die Qualität, also Zusammensetzung der Lipide einen relevanten Indikator für das kardiovaskuläre Risikoprofil darstellt. Die Bruneck-Studie, eine Langzeitbeobachtung von zufällig ausgewählten EinwohnerInnen der Stadt Bruneck in Südtirol unter der wissenschaftlichen Verantwortung von Univ.-Prof. Dr. Johann Willeit und Univ.-Prof. Dr. Stefan Kiechl von der Univ.-Klinik für Neurologie stellt damit einmal mehr ihr Potential als wertvolles Daten- und Erkenntnispool unter Beweis.

Lipidomics für ein ganzheitliches Risikoprofil

Das Forschungsfeld der Lipidomics beinhaltet die vollständige Charakterisierung von Lipiden (einschließlich der einzelnen Lipidspezies jeder Lipidklasse) mit dem Ziel, die biologischen, physiologischen und physikalischen Funktionen von Lipiden im zellulären und systemischen Kontext zu verstehen. Die chemische Heterogenität und hohe Komplexität der verschiedenen Lipidklassen erforderte in der Vergangenheit die Vortrennung der unterschiedlichen Lipidklassen, um sie der quantitativen Analyse zugängig zu machen. Konventionelle Methoden der Lipidanalytik sind aber durch einen hohen Proben- und Zeitaufwand sowie durch eine geringe Detailaussage limitiert. Technische Neuentwicklungen haben in den letzten Jahren eine neue Generation von Massenspektrometern hervorgebracht, die eine merkliche Verbesserung der Massenauflösung, Detailaussage und Geschwindigkeit der Probenmessung und damit eine qualitative Analyse komplexer Lipidgemische ermöglichten.

„Bisher lag der Fokus der kardiovaskulären Lipid- und Gefäßforschung auf Quantität der Lipidparameter, wie Bestimmung von Gesamt-Cholesterin, LDL-, und HDL-Cholesterin. Die Arbeit aus der Bruneck Studie legt nun nahe, dass die Qualität (sprich Zusammensetzung) der Lipide noch wichtiger für die Prädiktion und Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen ist“, kommentiert Prof. Willeit. So können gewisse Triacylglycerol-Spezies (TAG 54.2) oder Cholesterinester (16:1) und Phosphatidyl-Ethanolamine (36:5) das Risiko einer vaskulären Erkrankung wie Schlaganfall oder Herzinfarkt präziser voraussagen. Die Arbeit deutet darauf hin, dass die De novo Lipogenese, d.h. die Synthese von Lipiden im Körper selbst eine besonders wichtige Rolle in der Krankheitsentstehung spielt und somit ungünstige Lipidprofile nicht ausschließlich aus Nahrung und Darm (Darmflora) stammen. Die Aufklärung dieser Mechanismen ist von größter klinischer Bedeutung und die innovativen Forschungsansätze aus der Bruneck Studie tragen hierzu wesentlich bei.

Formalisierte Kooperation

Die seit vielen Jahren erfolgreiche wissenschaftliche Zusammenarbeit im Rahmen der Bruneck-Studie wurde kürzlich durch eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Krankenhaus Bruneck und der Medizinische Universität Innsbruck längerfristig abgesichert und das Krankenhaus Bruneck als Forschungsstelle der Medizinischen Universität Innsbruck ausgewiesen. Am 26. März 2014 fand die konstituierende Sitzung des Steering Committee unter der Leitung von Rektorin o.Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch statt. Zu den Aufgaben des Steering Committee zählen die Festlegung gemeinsamer Forschungsarbeiten und Projekte, die jeweils durchgeführt werden sollten, die Erstellung des Vorschlags für die Jahresplanung und die Erstellung des Jahresberichtes. So sollen die Bruneck Studie im Jahr 2015 weiter fortgeführt und die Forschungsergebnisse gemeinsam publiziert werden. Von der Medizinischen Universität Innsbruck wurden ao.Univ.-Prof. Dr. Stefan Kiechl und ao.Univ.-Prof. Dr. Johann Willeit (beide Univ.-Klinik für Neurologie) sowie Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg (Direktor Univ.-Klinik für Innere Medizin I) in den Ausschuss entsandt,  das Krankenhaus Bruneck ist durch die Primarii Dr. Arno Gasperi, Dr.in Agnes Mayr, und Dr. Siegfried Weger vertreten. Zum Vorsitzenden des Steering Committee wurde einstimmig Prof. Willeit und als sein Stellvertreter Primarius Weger gewählt.

(D. Heidegger)

Links:

Lipidomics Profiling and Risk of Cardiovascular Disease in the Prospective Population-Based Bruneck Study. Stegemann C, Pechlaner R, Willeit P, Langley S, Mangino M, Mayr U, Menni C, Moayyeri A, Santer P, Rungger G, Spector TD, Willeit J, Kiechl S, Mayr M. Circulation. 2014 Mar 12. [Epub ahead of print]
http://dx.doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.113.002500

Neurovaskuläre Arbeitsgruppe, Prof. Willeit
https://www.i-med.ac.at/neurologie/forschung/atherosklerose/index.html

Archiv: Medizinische Universität Innsbruck und Krankenhaus Bruneck: Kooperationsvertrag unterzeichnet
https://www.i-med.ac.at/pr/presse/2013/41.html

Archiv: Erfolgsgeschichte Bruneck-Studie
https://www.i-med.ac.at/mypoint/archiv/2011071401.xml

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