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Kollegiale Antrittsvorlesung: Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg und Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss

Am 24. Oktober lud Rektorin o.Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch zur gemeinsamen Antrittsvorlesung von Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg und Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss in den Großen Hörsaal der Chirurgie. Die Nähe der vorgetragenen Fächer - Entzündungsmedizin und Infektiologie - findet in der interdisziplinären Zusammenarbeit wie im freundschaftlichen Verhältnis der beiden Klinikdirektoren ihr Gegenbild.

Ende vergangenen Jahres waren Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg und Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss berufen und als Leiter der Univ.-Klinik für Innere Medizin I (Endokrinologie, Gastroenterologie und Stoffwechselerkrankungen) bzw. für Innere Medizin VI (Infektiologie und Immunologie/Tropenmedizin, Rheumatologie und Pneumologie) bestellt worden. In ihren Begrüßungsworten zu den Antrittsvorlesungen am vergangenen Donnerstag unterstrich o.Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch deren Engagement und Renommé in Klinik, Forschung und Lehre. In den anschließenden, gut besuchten  Vorlesungen wurde die enge Verflechtung der beiden internistischen Fächer einmal mehr deutlich.

Entzündungsmedizin - eine holistische Betrachtung der Inneren Medizin

„Entzündliche Erkrankungen finden sich in allen Regionen des menschlichen Körpers und betreffen alle medizinischen Disziplinen“, erklärte der neue Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin I,  Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg, gleich zu Beginn seiner Antrittsvorlesung. In dieser Feststellung wie vor allem auch in seiner Tätigkeit als behandelnder Arzt in den Landeskrankenhäusern Hall und Innsbruck liegt seine umfassende und holistische Betrachtung der Inneren Medizin begründet. Es waren die Zytokine - von menschlichen Zellen produzierte Eiweiße, die als Immunbotenstoffe in anderen Zellen Reaktionen auslösen -, die Prof. Tilgs Leidenschaft für Entzündungsmechanismen entfachten. Vor allem die, Schüttelfrost und Fieber auslösende, Wirkung eines einzelnen pro-entzündlichen Proteins, nämlich TNF (Tumornekrosefaktor), habe eine besondere Faszination auf ihn ausgeübt und ihn auf den Weg eines Wissenschafters der Entzündungsbiologie gebracht, auf dem er auch die Bekanntschaft des „Gründungsvaters“ der Zytokinbiologie und späteren Mentors Charles Dinarello machte. Gemäß des pro- und antiinflammatorischen Grundkonzeptes der Zytokinbiologie seien in den vergangenen dreißig Jahren neue Krankheitsdefinitionen beschrieben worden, die ihre Relevanz vor allem auch in den Fachgebieten des neu Berufenen zeigen: der Gastroenterologie, Hepatologie, Stoffwechselerkrankungen und Atherosklerose. Prof. Tilgs wissenschaftliche Erkenntnisse zur Aufklärung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen wie Morbus Crohn - darunter auch eine gemeinsame Arbeit mit seinem Kollegen Prof. Weiss -, Lebererkrankungen (Fettleber) und Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas und Diabetes mellitus aber auch Krebs leisteten wesentliche Beiträge zu Verständnis und Therapie dieser Erkrankungen, die immer auch im Zusammenhang mit äußeren Faktoren wie der Ernährung gesehen werden müssten. Auch wenn Prof. Tilg am Ende seines Vortrages alle anwesenden Zuhörer überzeugt zu haben scheinte, schloss er mit dem Statement: „Zytokine haben die Medizin neu geschrieben“. Und diese Medizin wird auch weiterhin im Fokus des glühenden Forschers bleiben.

Zur Person

Der gebürtige Tiroler Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg absolvierte sein Medizinstudium an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und promovierte 1986. In den Jahren 1991-93  folgte ein Forschungsaufenthalt bei Prof. Charles Dinarello an der Tufts University School of Medicine in Boston, USA. Nach der Facharztausbildung Innere Medizin habilitierte er sich 1993 mit der Arbeit „Zytokine und Lebererkrankungen“. Univ.-Prof. Tilg ist Zusatzfacharzt für Gastroenterologie und Hepatologie, Onkologie und Intensivmedizin und war bis 2001 Geschäftsführender Oberarzt und stellvertretender Leiter der Univ.-Klinik für Innere Medizin in Innsbruck. Ab 2002 leitete er die Abteilung für Innere Medizin am Akademischen Lehrkrankenhaus Hall, 2012 folgte die Berufung zum Professor für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Endokrinologie, Gastroenterologie und Stoffwechsel und Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin I an der Medizinischen Universität Innsbruck. Prof. Tilg war bis 2013 Leiter des Christian-Doppler-Forschungslabors für Entzündungsbiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck und wurde als erster Österreicher zum designierten Mitherausgeber von GUT, der führenden europäischen Zeitschrift für Gastroenterologie und Hepatologie (IF 10.614), gewählt. Seine Arbeiten wurden u.a. im New England Journal of Medicine, Cell, Nature Reviews Immunology, Nature Medicine und Journal of Experimental Medicine publiziert.

Infektiologie - eine interdisziplinäre Herausforderung der modernen Medizin

Zytokine spielen auch in der Arbeit des neu berufenen Direktors der Univ.-Klinik für Innere Medizin VI, Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss, eine zentrale Rolle. Die Hauptrolle spielt Eisen - ein Metall, das einerseits wichtiger Wachstumsfaktor für Mikroorganismen ist und andererseits die Effektivität der körpereigenen Immunantwort beeinflusst. Der gebürtige Innsbrucker, der seine wissenschaftlichen Lehrjahre als Medizinischer Biochemiker bei em.Univ.-Prof. Bernd Puschendorf und em.Univ.-Prof. Helmut Wachter – anerkannten  Forschern und ehemaligen Leitern biochemischer Abteilungen – absolviert hatte, wurde vom Zytokin Interleukin 1, dem eine wichtige Rolle in diversen Immunreaktionen zugeschrieben wird,  „angesteckt“ und für die Infektiologie begeistert. „Der Zwickmühle, mich zwischen der Rolle als Arzt oder als Forscher entscheiden zu müssen, bin ich entgangen, indem ich mich für beide Berufe entschieden habe“, so Prof. Weiss, der schon unter seinem Vorgänger Univ.-Prof. Josef Patsch eine eigene infektiologische Abteilung in Innsbruck aufbauen konnte. Auch wenn der Kommentar einer seiner Söhne - „Hier [in der Klinik] wohnt der Papa“ – als Vater eher schmerzt, war es gerade die intensive Forschungstätigkeit des Teams um Prof. Weiss, die in den vergangenen Jahren zahlreiche Beiträge zu immunologischen Mechanismen der Infektionsabwehr geliefert hat. So wurde in seinem Labor etwa die Etablierung eines Tiermodells für ACD (Anämie chronischer Erkrankungen), der Nachweis der dualen Rolle des Bluthormons Erythropoietin (EPO) in der Regulation der Immunantwort oder die Aufklärung des Mechanismus, der der schützenden Wirkung natürlicher Resistenzgene bei bakteriellen Infekten zugrunde liegt, erreicht. „Vor dem Hintergrund, dass bis zu 40 Prozent aller Todesfälle weltweit auf Infektionen zurückgehen, bleibt die Infektiologie auch im 21. Jahrhundert eine große Herausforderung für die moderne Medizin“, betonte Prof. Weiss, der sich als Sprecher des CIIT (Comprehensive Center for Infection, Immunity and Transplantation) bemüht, die Expertise dieser in Innsbruck seit Jahren intensiv erforschten Disziplinen zu bündeln, um das große Potential für neue Therapien besser nützen zu können.

Zur Person

Prof. Weiss wurde in Innsbruck geboren und promovierte 1990 mit Auszeichnung an der Universität Innsbruck. Anschließend war er für weitere zwei Jahre als Post-Doc an diesem Institut tätig. 1992/93 und 1995 folgten Auslandsaufenthalte an den Europäischen Molekularbiologischen Labors in Heidelberg, Deutschland (Gene Expression Programme) und 1998 eine Gastprofessur an der George Washington University in Washington, DC. Prof. Weiss habilitierte sich 1996 für Medizinische Biochemie und 1999 für Innere Medizin. Ab 2001 war der Facharzt für Innere Medizin, Internistische Intensivmedizin, Rheumatologie sowie Infektiologie und Tropenmedizin geschäftsführender Oberarzt und stv. Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin I. 2012 folgte die Berufung zum Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin VI. Prof. Weiss ist außerdem Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin und u.a. gewähltes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie und ist Sprecher des CIIT (Comprehensive Center for Infection, Immunity and Transplantation). Prof. Weiss ist Träger zahlreicher Wissenschaftspreise, seine wissenschaftlichen Arbeiten finden sich in internationalen Fachjournalen wie dem New England Journal of Medicine, Lancet, Nature Medicine oder Immunity.

(D.Heidegger)

 

Links:

Univ.-Klinik für Innere Medizin I
https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_inneremedizin1.html

Univ.-Klinik für Innere Medizin VI
https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_inneremedizin6.html

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