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Otto Seibert Preise für Martin Puhr und Imrich Blasko

Das Archäologische Museum im 3. Stock des Universitätshauptgebäudes bildete gestern den angemessenen Rahmen für die festliche Verleihung der Dr. Otto Seibert Preise an ForscherInnen beider Universitäten. Dr. Martin Puhr aus der Urologie-Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Zoran Culig erhielt den Dr. Otto Seibert Wissenschafts-Förderungspreis, an ao.Univ.-Prof. Imrich Blasko von der Universitätsklinik für Allgemeine und Sozialpsychiatrie (Direktor Univ.-Prof. Dr Hartmann Hinterhuber) ging der Dr. Otto Seibert Preis für Forschung zur Förderung gesellschaftlich Benachteiligter.

Die Verleihung der Otto Seibert Preise fand in einem gemeinsamen Festakt der Medizinischen Universität Innsbruck und der Universität Innsbruck statt. Forschungsvizerektor Univ.-Prof. Günther Sperk übergab die Preise an Dr. Martin Puhr für seine Forschungsarbeiten zur Funktion und Regulation von SOCS-3, einem vielschichtig wirksamen Protein in der Entstehung und im Verlauf des Prostatakarzinoms, sowie an Dr. Imrich Blasko, der sich in seiner ausgezeichneten Forschungsarbeit mit den Risikofaktoren für Altersdepression und Alzheimer Demenz beschäftigte.

Die komplexen Signalwege, die der Entstehung und dem Verlauf von Prostatakrebs zugrunde liegen und im Besonderen der Einfluss von Wachstumsfaktoren, bilden das Forschungsgebiet des 33jährigen Biologen Martin Puhr im Urologischen Forschungslabor von Univ.-Prof. Zoran Culig. Prostatakrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen der westlichen Welt und ist bisher nur im Frühstadium sehr gut behandelbar. Alleine in Österreich sterben über 1200 Männer jährlich an dieser Erkrankung.

SOCS-3: Neues Target in der Prostatakarzinomforschung

Das zur Klasse der „Suppressor of Cytokine Signaling“ (SOCS) zählende Protein SOCS-3 hemmt den Botenstoff IL-6 in dem es an den IL-6 Rezepor bindet und dessen Aktivierung verhindert. „In einer Reihe von Krebsarten wie zum Beispiel bei Leber-, Haut- und Lungenkrebs ist SOCS-3 herunterreguliert, es fehlt also im Tumorgewebe. Dies hat ein schnelleres Wachstum der Krebszellen zur Folge. Bei Brustkrebs, als auch im Prostatakarzinom ist dies nicht der Fall“, erklärt Puhr. Schon in früheren Publikationen konnte die Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Culig nachweisen, dass SOCS-3 im Prostatakarzinom nachweisbar ist und die Expression des Proteins mit dem Verlauf der Erkrankung steigt.

Mit der nun prämierten Forschungsarbeit ist es Dr. Puhr gelungen, eine weitere Seite des vielschichtig wirksamen Proteins SOCS-3 zu erhellen. So stellte sich der Biologe die Frage, welche zellulären Prozesse durch die Downregulierung von SOCS-3 aktiviert werden. Dabei konnte er nachweisen, dass durch die Hemmung von SOCS-3 im Prostatakarzinom die Krebszellen - nicht wie bei anderen Krebsarten - schneller wachsen, sondern dass es zu einem massiven Zellsterben der Prostatakrebszelllinien kommt. Neu an diesem Ergebnis ist, dass SOCS-3 möglicherweise unterschiedliche Effekte im primären Tumor und in metastasierenden Tumoren hat „Dieses Resultat könnte sich als Ansatz für mögliche neue Therapien beim Prostatakarzinom erweisen, aber auch bei der Erforschung von Brustkrebs, neue Strategien eröffnen“, ist Preisträger Puhr zuversichtlich.

Preisträger Martin Puhr

Der 33jährige gebürtige Steirer Martin Puhr schloss im April 2003 sein Studium der Biologie an der Karl-Franzens-Universität Graz ab. Im Rahmen des vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierten Doktoratskollegs „Molecular Cell Biology and Oncology Graduate Program“ (MCBO) untersuchte Martin Puhr seit November 2005 in der von Univ.-Prof. Zoran Culig geleiteten Forschungsgruppe an der Univ.-Klinik für Urologie in Innsbruck die Funktion und Regulation des Proteins SOCS-3 und insbesondere den Einfluss dieses Proteins auf Wachstumsfaktoren im Prostatakarzinom. Im Januar 2010 verteidigte er mit Auszeichnung seine Dissertation zum Thema „SOCS-3 in prostate cancer“, die mit dem Dissertationspreis der Krebshilfe Tirol ausgezeichnet wurde. Während seines PhD Studiumsabsolvierte der Biologe auch ein Auslandssemester am Kimmel Cancer Center der Thomas Jefferson University in Philadelphia (USA), wo er im Zuge eines Kooperationsprojekts im Labor von Prof. Marja T. Nevalainen forschen konnte. Für seine Forschungen an SOCS-3 erhielt Puhr unter anderem den Preis der Französischen Gesellschaft für Prostatakarzinomforschung ARTP.

Nach der Annahme seines Antrags für ein MUI-Start Projekt mit dem Titel "Identification of molecular mechanism responsible for docetaxel resistance in prostate cancer cell lines" wird Martin Puhr in den kommenden zwei Jahren an diesem Projekt weiterforschen.

Die Altersdepression als Risikofaktor für Alzheimer Demenz

Der Dr. Otto Seibert Preis zur Förderung von Forschung für gesellschaftliche Benachteiligte ging an ao.Univ.-Prof. Imrich Blasko von der Universitätsklinik für Allgemeine und Sozialpsychiatrie, der in seiner prämierten Forschungsarbeit die Altersdepression als Risikofaktor für die sporadische Alzheimer Demenz (AD) untersuchte. Die ursächlich nicht vollständig erforschte Alzheimer Demenz betrifft derzeit rund 100.000 ÖsterreicherInnen, aufgrund der prognostizierten Überalterung der Bevölkerung sind für das Jahr 2040 jedoch 200.000 demente ÖsterreicherInnen zu erwarten.

„Vorangegangene Beobachtungen zeigten, dass ältere Personen mit einer aktuellen Depression oder einer Depression in der Vorgeschichte ein erhöhtes Risiko für AD aufweisen“, unterstreicht Studienautor Blasko seinen Forschungsfokus. Diese Zusammenhänge lassen sich über die Bestimmung von Biomarkern wie dem Peptid Amyloid Beta 42 (ein Peptid, das sich als extrazelluläre Ablagerung im Gehirn von Alzheimerkranken nachweisen läßt) herstellen. Nachdem auch bei der Altersdepression kognitive Störungen vorkommen, zielte die vorliegende Studie darauf ab, Gemeinsamkeiten in den Mechanismen der beiden Erkrankungen zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurden die Daten der „Vienna Transdanube Aging study“ (VITA) angewandt, mit deren Leiter, Prim. Univ.-Prof. DDr. Peter Fischer (Psychiatrische Abteilung des Sozialmedizinischem Zentrum Ost, Wien), der Preisträger seit 2005 zusammenarbeitet. Klinische Untersuchungen an einer aus der VITA-Studie selektierten Testgruppe (75jährige Personen ohne aktuelle Depression bzw. ohne Depression in der Vorgeschichte sowie ohne Demenz) ergaben, dass neurodegenerative Veränderungen der Alzheimer Pathologie auch affektive Symptome und das Entstehen der Depression bewirken und deren Ausmaß unterstützen können, auch wenn sich Amyloid Beta 42 und Depressionsskala als unabhängige Parameter erwiesen. „Konsequenterweise ist die Behandlung der Altersdepression zweifellos bedeutend, da sich die Lebensqualität der Betroffenen steigert und das Risiko an einer Alzheimer Demenz zu erkranken, beeinflussen läßt“, resumiert Prof. Blasko.

Preisträger Imrich Blasko

Der gebürtige Slowake Imrich Blasko studierte Medizin in Bratislava und in Innsbruck und promovierte 1997 in Innsbruck. Er forschte am Institut für Biomedizinische Alternsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Innsbruck zwei Jahre als Postdoktorand. Daraufhin war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Univ.-Klinik für Neurologie in Innsbruck tätig. Nach absolvierter Facharztausbildung an der Universitätsklinik für Psychiatrie in Innsbruck, habilitierte Imrich Blasko 2007 im Fach Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin. Seine Forschungsarbeiten wurden bereits durch den Johannes Tuba Preis für Geriatrie und durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützt.

Der Stifter Otto Seibert

Der aus Deutschland stammende Dr. Otto Seibert war Arzt und wurde 1902 geboren. Bei einer Bergwanderung in Südtirol überanstrengte sich der Mediziner offenbar etwas. Der damalige Vizebürgermeister der Gemeinde Klobenstein, Dr. Hans Gamper, der zufällig in der Nähe war, brachte Seibert daraufhin in das nächstgelegene Krankenhaus. Seinem Helfer zutiefst dankbar gebar Dr. Seibert die Idee, eine Stiftung für Südtiroler Studierende anzulegen. Seibert nahm Kontakt mit dem damaligen Rektor der Universität Innsbruck, Prof. Rainer Sprung, auf und erzählte ihm von seinem Vorhaben. Gemeinsam arbeiteten sie einen „Stiftbrief“ aus. Otto Seibert verstarb im Jahr 1988. Der Arzt stiftete den Wissenschaftsförderungspreis, den Preis für Forschung zur Förderung gesellschaftlich Benachteiligter, den Preis zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen sowie Stipendien für Südtiroler Studierende. Der Dr. Otto Seibert Wissenschaftspreis geht nach dem Willen des Stifters jedes Jahr an Forschende aus den Fachbereichen Rechtswissenschaften und Naturwissenschaften.