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Neu berufen: Prof. Dr. Günter Weiss

Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss, geschäftsführender Oberarzt und stellvertretender Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin I (Leitung o.Univ.-Prof. Josef Patsch), wurde mit 1.8. 2009 zum §99 Professor für "Klinische Infektiologie und Immunologie" ernannt, mit der auch die Leitung des gleichnamigen Bereichs an der Univ.-Klinik für Innere Medizin verbunden ist.

Prof. Weiss wurde in Innsbruck geboren und promovierte im Jahre 1990 mit Auszeichnung an der Universität Innsbruck mit einer am Institut für Medizinische Chemie und Biochemie verfassten Dissertation. Anschließend war er für weitere zwei Jahre als Post-Doc an diesem Institut tätig. 1992/93 und 1995 folgten Auslandsaufenthalte an den Europäischen Molekularbiologischen Labors in Heidelberg, Deutschland (Gene Expression Programme) und 1998 eine Gastprofessur an der George Washington University in Washington, DC. Prof. Weiss habilitierte sich 1996 für Medizinische Biochemie und 1999 für Innere Medizin und ist seit 1997 außerordertlicher Universitätsprofessor an der Universitätsklinik für Innere Medizin, wo er als leitender Oberarzt für den Bereich „Klinische Infektiologie und Immunologie“ verantwortlich ist. Seit 1998 ist der Facharzt für Innere Medizin und erwarb nachfolgend die Zusatzfachärzte für Internistische Intensivmedizin, Rheumatologie sowie Infektiologie und Tropenmedizin. Seit 2001 ist er geschäftsführender Oberarzt und stv. Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin I. Die Berufung als Professor für „Klinische Infektiologie und Immunologie“ an die Universität Ulm im Jahre 2009 hat der Träger zahlreicher nationaler und internationaler Preise zugunsten der nunmehrigen Berufung als § 99 Professor in Innsbruck abgelehnt. Prof. Weiss ist verheiratet und stolzer Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen.

Konsequent erfolgreich

Neben der klinischen Expertise auf dem Gebiert der Inneren Medizin und besonders der Infektiologie und Immunologie hat sich Prof. Weiss zusammen mit seiner Forschungsgruppe wissenschaftlich überaus erfolgreich mit immunologischen Mechanismen der Infektionsabwehr sowie mit dem Eisenstoffwechsel beschäftigt, besonders im Hinblick auf genetische Störungen der Eisenaufnahme (Hämochromatose), der Anämie chronischer Erkrankungen (Infektions-/Tumoranämie) und der Bedeutung von Eisen für die Immunabwehr und den Verlauf von Infektionen. Günter Weiss hat bisher 183 wissenschaftliche Arbeiten in internationalen Fachzeitschriften , 35 Buchbeiträge und ein Buch veröffentlicht. Seine Forschung wurde vom Österreichischen Forschungsfonds (FWF), der Europäischen Union, den National Institutes of Health/USA, dem Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank und dem Tiroler Forschungsfonds gefördert. „Mit der Etablierung dieser klinischen Professur für „Klinische Infektiologie und Immunologie“ wurde einerseits der immensen Bedeutung von Infektionskrankheiten und systemischen immunologischen Erkrankungen in der modernen Medizin und der Notwendigkeit der Schaffung einer entsprechenden Einrichtung vor Ort Rechnung getragen, darüber hinaus wird dadurch der Schwerpunkt „Infektion und Immunität“ an der Medizinischen Universität weiter gestärkt“, betont Prof. Weiss, mit dessen Berufung die international anerkannte Arbeit des Labors für „Molekulare Infektiologie und Immunologie“ ihre konsequente Fortsetzung findet.

Schwerpunkt Eisenstoffwechsel-Anämie der chronischen Erkrankungen

Patienten mit Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder Tumoren leiden oft an Blutarmut. Bei diesen Krankheiten mit einer chronischen Aktivierung der zellvermittelten Immunität spricht man deshalb von einer Anämie chronischer Erkrankungen (ACD). Neben der Zusammenfassung des Wissens über die Blutarmut bei chronischen Erkrankungen und der Erarbeitung neuer Strategien für die Diagnose und Behandlung, konnte die Forschungsarbeit des Teams um Prof. Günter Weiss in den letzten Jahren bereits wichtige pathophysiologische Mechanismen, die zur Ausbildung der ACD führen, aufklären. „Dabei konnten wir in zahlreichen Arbeiten zeigen, dass regulatorische Wechselwirkungen zwischen dem Immunsystem und dem Eisenstoffwechsel sowie die Beeinflussung des Eisenstoffwechsels durch die Hormone, Erythropoietin und Hepcidin, die zentralen Mechanismen für die Entstehung der ACD darstellen“, erklärt Weiss. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen, zielt das Forschungsteam um Prof. Weiss auf die Entwicklung neuer Therapieprinzipien zur Behandlung dieser Blutarmut ab (Antikörpertherapie, neue Medikamente-Siderophore, Kombinationstherapie), da die derzeit zur Verfügung stehenden Therapien oft ineffizient sind. Vor allem durch Dr. Igor Theurl gelang der Innsbrucker Arbeitsgruppe die Etablierung eines Tiermodells für ACD, womit die zugrunde liegende Pathophysiologie genauer studiert, die zentrale Rolle von Hepcidin im Eisenstoffwechsel weiter erhellt werden konnte und neue Therapien und deren Auswirkungen auf die Grundkrankheit konsequent untersucht werden können.

Genetische Hämochromatose im Blickpunkt

„Ein weiterer Schwerpunkt unserer Forschung ist seit vielen Jahren die genetische Hämochromatose, wohl die häufigste Erbkrankheit in unserer Region“, erläutert Weiss. Ungefähr jeder zehnte bis zwölfte Tiroler ist Überträger des defekten Gens und etwa einer von 250 bis 400 Menschen erkrankt (in Tirol geschätzt etwa 2000 bis 3000). Bei der Hämochromatose kommt es zu einer ungezügelten Aufnahme von Eisen über den Darm. Da Eisen vom Körper nicht ausgeschieden werden kann, lagert es sich in der Leber, Bauchspeicheldrüse oder im Herzen ab. Das führt zu fortschreitenden Zerstörung dieser Organe und zur Entwicklung von Leberzirrhose, Diabetes und chronischer Herzschwäche. Prof. Weiss konnte in früheren Arbeiten viel zur Aufklärung jener Mechanismen beitragen, die zur Hämochromatose führen. Im Jahre 2007 konnte in einer von der Innsbruck Gruppe in Nature Medicine veröffentlichten Arbeit gezeigt werden, dass das zur Blutdrucksenkung eingesetzte Medikament Nifepdin durch Stimulation einen Eisentransportproteins zu einer Entleerung der Eisenspeicher bei primären und sekundären Eisenüberaldungszuständen führt. Ab Herbst soll nunmehr in Innsbruck im Rahmen einer von der Ethikkommission genehmigten klinischen Pilotstudie die Wirksamkeit von Nifedpin zur Reduktion der Eisenspeicher im Gewebe bei Patienten mit genetischer Hämochromatose und transfusionsbedingter Eisenakkumulation untersucht werden.

Herausforderung Infektionskrankheiten

Jene Mechanismen, mit denen sich der Körper vor dem Eindringen und der Ausbreitung von Mikroorganismen (Bakterien, Viren) oder Tumorzellen schützt, bilden einen weiteren Schwerpunkt in der Forschungsarbeit der Innsbrucker Mediziner. Untersucht wird dabei die Funktions- und Wirkungsweise von natürlichen Resistenzgenen in Immunfresszellen sowie die Rolle von Eisen in der Regulation der Immunabwehr bei Infektionen. „Bisherige Arbeiten unseres Labors konnten zeigen“, so Weiss, „wie Eisen die Effektivität von Zytokinen (Interferon-Gamma, Tumor Nekrose Faktor Alpha) beeinflußt, wie natürliche Resistenzgene (NO, NRAMP-1) wirken bzw. den Eisenmetabolismus regulieren und wie dadurch eindringende Erreger bekämpft werden kann.“ Durch genspezifische wie auch systembiologische Analysen der Effekte in Immunzellen und Mikroorgansiemn nach Interaktion von Bakterien, Viren oder Pilzen mit dem Immunsystem sollen neue Ansatzpunkte für die Entwicklung und Verbesserung von spezifischen Therapien gegen Infektionskrankheiten gefunden werden.