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Neue Wege im Kampf gegen Krebs

Aufbauend auf die Erkenntnisse der Grundlagenforschung wird das internationale Forschungskonsortium GROWTHSTOP unter der Führung des Biozentrums der Medizinischen Universität und in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Medizin Tirol (KMT) in den kommenden vier Jahren daran arbeiten, neue Therapieformen zu entwickeln. Das Auftakttreffen der beteiligten Forschungsstätten und Pharmafirmen fand Anfang dieser Woche in Innsbruck statt.

Einer der häufigsten Gründe, warum ein Tumor entstehen kann, ist der Verlust der Eigenschaft von Krebszellen, den programmierten Zelltod zu durchlaufen. Die Apoptose ist ein Mechanismus, der im gesunden Organismus Zellen zum Absterben bringt, die eine Mutation bzw. einen Schaden in ihrem Erbgut erlitten haben. Wenn dieser Mechanismus gestört ist, können sich Tumorzellen ohne diesen Kontrollmechanismus hemmungslos vermehren. Umgekehrt könnte die Reparatur dieses Mechanismus bzw. ein erneutes durch Medikamente induziertes Einschalten von Apoptose therapeutisch zur Bekämpfung von Tumoren verwendet werden. Krebszellen haben Mechanismen entwickelt, um diesen programmierten Zelltod zu umgehen und viele Tumore werden sehr schnell resistent gegen Apoptose-induzierende Effekte von Bestrahlung und Chemotherapie.

Internationales Konsortium unter Innsbrucker Führung

An diesem Punkt setzt das neue internationale Forschungsprojekt GROWTHSTOP an, das von Prof. Lukas Huber, Leiter des Biozentrums Innsbruck, koordiniert wird. Ziel ist es, die Mechanismen der Apoptosisregulation in verschiedenen Tumoren zu studieren, um neue molekulare Ansätze für die Entwicklung von Wirkstoffen zu finden, die den programmierten Zelltod modulieren können. Das internationale Konsortium beschäftigt sich mit der Identifizierung, der Entwicklung und Validierung neuer therapeutischer Ansätze in der Krebstherapie. Es wird innerhalb des sechsten Rahmenprogramms der EU in den kommenden vier Jahren mit einem Gesamtprojektvolumen von knapp fünf Millionen Euro gefördert. An dem Konsortium sind Forschungseinrichtungen aus ganz Europa sowie das Weizmann-Institut in Israel beteiligt. Mehrere Klein- und Mittelbetriebe aus Deutschland, Ungarn und Österreich liefern die nötigen chemischen Kapazitäten, um die Wirkstofffindung erfolgreich voranzutreiben. Getragen und organisatorisch betreut wird dieses Großprojekt vom Kompetenzzentrum Medizin Tirol (KMT). „Das Know-how unserer Partner steht im Mittelpunkt der Forschung mit dem Ziel neue Therapeutika zu entwickeln, patentieren, produzieren und zu vermarkten. Unser Ziel ist es die Erkenntnisse der Grundlagenforschung optimal in die klinische Praxis zu übertragen”, erklärt Gordon Koell, Geschäftsführer des KMT.

Enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und pharmazeutischen Unternehmen

Um die Ziele zu erreichen werden neueste Hochtechnologieverfahren in der Mikroskopie, in der molekularen Genetik und in den so genannten genomassoziierten Wissenschaften wie Proteomics und Genomics zur Anwendung gebracht. Nach genauer Untersuchung der Signalwege, die in soliden Tumoren zur Einleitung des programmierten Zelltodes führen sollen, werden diese zunächst in Tiermodellen und Zellkulturmodellen validiert. Anschließend beginnt die Entwicklungsphase, wo Bibliotheken von chemischen Substanzen mit Hochdurchsatzverfahren auf ihre modulierende Wirkung des programmierten Zelltodes hin identifiziert werden. Diese interdisziplinäre Entwicklungsschiene zwischen universitären Forschungseinrichtungen und Klein- und Mittelbetrieben aus dem pharmazeutischen Bereich ist die Kernaufgabe von GROWTHSTOP. „Das Konsortium zeichnet sich durch eine ideale Ergänzung verschiedener Expertisen aus. Ein Großteil des Konsortiums war auch schon innerhalb des fünften Rahmenprogramms der EU gemeinsam tätig und hat die für diese neue Forschungsaufgabe benötigten wissenschaftlichen Vorarbeiten dort bereits erbringen können. Durch die fachliche Ergänzung von drei Biotechfirmen steht uns jetzt die chemische Kapazität erstmals für eine gezielte Wirkstofffindung innerhalb dieses Konsortiums zur Verfügung“, so beschreibt Lukas Huber die Chancen, die das Projekt bietet. Das Konsortium erwartet sich die Identifizierung von neuen chemischen Substanzen, die Zielmoleküle in den Signalkaskaden des programmierten Zelltodes gezielt an- oder abschalten und somit das Tumorwachstum maßgeblich beeinflussen können. Ziel des Konsortiums ist es, diese neuen Therapiekonzepte dann zur Weiterentwicklung an die pharmazeutische Großindustrie zu übergeben.