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"Reparaturen" im Gehirn

Multisystematrophie (MSA) – eine Krankheit mit geschätzten 40.000 Betroffenen EU-weit – soll heilbar werden. Dieses gemeinsame Ziel stand im Zentrum eines internationalen Neurologenkongresses, der am Wochenende in Innsbruck stattfand. „Im Kampf gegen diese bisher unheilbare, neurodegenerative Erkrankung sind Neurotransplantationen eine Hoffnung“, sagte der Neurologe und Kongressorganisator, Prof. Gregor K. Wenning.

Im Kampf gegen MSA sorgt das Team der Universitätsklinik für Neurologie auf mehreren Ebenen für internationales Aufsehen. Die Gruppe rund um Prof. Werner Poewe, Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie und Prof. Gregor K. Wenning, Leiter des MSA-Forschungsschwerpunkts, arbeitet als eines der global führenden Zentren an Nervenzellverpflanzungen im Gehirn. „Durch die Verpflanzung neuronaler Stammzellen in jene Areale, die durch MSA zerstört wurden, könnten wir die Krankheit lindern“, hofft Wenning. Dass solche „Reparaturen“ im Gehirn erfolgreich verlaufen können, haben die Innsbrucker bislang im Labor mit Hilfe modernster molekularbiologischer Methoden bewiesen. Mittels Stammzelltherapie konnten sie Parkinson-ähnliche Symptome in MSA-Modellen vermindern.

International führende Forschung

Bei der MSA sind verschiedene Hirnareale betroffen. Nicht alle diese Areale sind einer Stammzelltherapie zugänglich. Neurotransplantationen müssen daher durch schützende (neuroprotektive) Strategien ergänzt werden, um den Krankheitsverlauf zu bremsen. Eine Schlüsselrolle im gestörten Zellstoffwechsel der MSA scheint das Eiweiß alpha-Synuclein zu spielen, wie sich aus Innsbrucker Befunden am weltweit ersten Mausmodell ergibt. Wie genau alpha-Synuclein zum Nervenzelluntergang führt, wird derzeit nicht nur in Innsbruck sondern weltweit fieberhaft untersucht. „Detektivarbeit im Mikrokosmos unserer Nervenzellen heißt auch, dass wir versuchen Substanzen zu finden, die die Neuronen vor Schädigungen durch MSA beschützen“, erklärt Wenning. Hier könnten zum Beispiel Faktoren, die das Wachstum unserer Nerven steuern oder entzündungshemmende Substanzen MSA bereits im Frühstadium lindern bzw. stoppen. In der 1999 in Innsbruck gegründeten Europäischen MSA-Studiengruppe (EMSA-SG), welche die Forschungsaktivitäten von mehr als 20 europäischen MSA-Zentren koordiniert, wurden bereits mehrere Phase II Therapiestudien durchgeführt, so dass eine Umsetzung der experimentellen Ansätze gewährleistet ist.

Neben Grundlagenforschungen zu Entstehung und gezielter Therapie arbeitet das Innsbrucker Team auch an der weiteren Verfeinerung diagnostischer Verfahren. „Hier wollen wir eine noch genauere Unterscheidung zwischen Parkinson und MSA ermöglichen, zwei Krankheitsbilder, die aufgrund ihrer zum Teil ähnlichen anfänglichen Symptome früher häufig verwechselt wurden“, betont dazu Poewe. An dem Kongress nahmen Medizinerinnen und Mediziner aus zwölf europäischen Ländern, den USA, Japan und Südkorea teil. Die Tagung fand erstmals in Österreich statt.