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Position der Medizin Uni Innsbruck zur geplanten privaten Medizinfakultät in Wörgl

Die Medizinische Universität Innsbruck nimmt die bekannt gewordenen Pläne zur Errichtung eines Studienangebots für Humanmedizin durch eine private Universität in Wörgl zur Kenntnis. „Als öffentliche Medizinische Universität mit Verantwortung für Forschung, Lehre und die Sicherstellung des medizinischen Nachwuchses in Tirol und darüber hinaus sehen wir uns veranlasst, zentrale Aspekte dieser Entwicklung sachlich einzuordnen“, erklärt Rektor Gert Mayer.

Nach den vorliegenden Informationen plant die Sigmund Freud Privatuniversität (SFU), ab dem Wintersemester 2028/29 ein Studium der Humanmedizin in Wörgl anzubieten. Vorgesehen ist ein Studienmodell nach Bologna-Kriterien mit klinisch-praktischen Ausbildungsphasen an Spitälern, unter anderem auch in Tirol. Die Zielgruppe des Studiums liegt überwiegend im deutschsprachigen Ausland, während nur ein kleiner Teil der Studierenden aus Österreich stammen soll.

Rektor Gert Mayer betont, dass die Medizinische Universität Innsbruck private Initiativen im Hochschulbereich grundsätzlich im Rahmen der geltenden rechtlichen Vorgaben zur Kenntnis nimmt. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass bei der Umsetzung entsprechender Pläne zwingend sichergestellt werden muss, dass die Ausbildung der Studierenden an den öffentlichen Medizinischen Universitäten weder quantitativ noch qualitativ beeinträchtigt wird.

Aus Sicht der Medizinischen Universität Innsbruck ist Österreich derzeit in der Lage, eine ausreichende Anzahl an Humanmediziner:innen auszubilden. Eine weitere Erhöhung der Studierendenzahlen – unabhängig davon, ob diese an öffentlichen oder privaten Einrichtungen erfolgt – kann die bestehende, mit der Europäischen Union abgestimmte Regelungen zur Studienplatzvergabe unter Druck setzen. Diese sogenannte „Quote“ stellt sicher, dass 75 Prozent der Studienplätze im Fach Humanmedizin in Österreich für Studienwerber:innen mit österreichischer Matura oder diesen gleichgestellte Personen gesichert sind.  Diese Regelung dient dazu, die ärztliche Versorgung in Österreich langfristig sicherzustellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Studierende aus Österreich auch nach ihrem Studium in ihrem Heimatland bleiben, ist höher.

Ein weiterer zentraler Punkt betrifft die klinisch-praktische Ausbildung. Öffentliche Spitäler in Tirol spielen eine wesentliche Rolle in der Ausbildung von Studierenden der Medizinischen Universität Innsbruck. Sie ermöglichen eine frühe medizinische und regionale „Sozialisierung“, die für die spätere Bindung von Absolvent:innen an den Standort Tirol von großer Bedeutung ist. Werden diese begrenzten Ausbildungskapazitäten zusätzlich von weiteren Studierenden beansprucht, kann dies insbesondere für das Klinisch-Praktische Jahr (KPJ) zu Engpässen führen. In der Folge könnten Studierende gezwungen sein, Teile ihrer Ausbildung außerhalb Tirols oder Österreichs zu absolvieren, was langfristig die regionale Versorgung mit ärztlichem Nachwuchs schwächen kann.

Die Medizinische Universität Innsbruck hält daher fest, dass bei allen weiteren Planungen die Interessen der öffentlichen medizinischen Ausbildung und der regionalen sowie nationalen Gesundheitsversorgung umfassend berücksichtigt werden müssen. Eine Nutzung öffentlicher klinischer Ausbildungsstrukturen durch private Anbieter darf nicht zu Lasten der Studierenden öffentlicher Universitäten gehen.

Rektor Mayer unterstreicht die Bereitschaft der Medizinischen Universität Innsbruck, den Dialog mit politischen Entscheidungsträger:innen und weiteren Beteiligten sachlich und konstruktiv fortzuführen, um im Interesse des Hochschul- und Gesundheitsstandortes Tirol tragfähige Lösungen zu finden.

(17.12.2025, Text: B. Hoffmann-Ammann, Foto: MUI/D. Bullock)

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