Medizin und Musik im Einklang: Studentin Magdalena Trobos
Wie wirken sich regelmäßige Bewegungseinheiten auf die psychische und körperliche Gesundheit von Profimusiker:innen aus? Dieses Thema ihrer Diplomarbeit interessiert Medizinstudentin Magdalena Trobos nicht nur aus wissenschaftlicher Perspektive, sondern auch persönlich: Die 24-jährige Tirolerin studiert parallel Humanmedizin und Bratsche am Tiroler Landeskonservatorium und musiziert in verschiedenen Ensembles. Sport schätzt sie als Ausgleich für die doppelte Herausforderung.
Im Alter von vier Jahren begann Magdalena Trobos Geige zu spielen. Mit 13 stieg sie auf Bratsche um. „Der Klang ist wärmer, im Ensemble bin ich oft für die Harmonie verantwortlich “, findet sie. Heute studiert sie Viola, wie die Bratsche auch genannt wird, im Konzertfach am Tiroler Landeskonservatorium in Innsbruck und musiziert im In- und Ausland. „Während meiner Zeit im Musikgymnasium dachte ich schon, dass ich sicher hauptberuflich Bratschistin werden will, doch mit 17 habe ich beschlossen: Ich studiere Medizin, weil ich etwas Gutes tun will. Das geht auch als Musikerin, aber in der Medizin fühlt es sich für mich direkter an.“, erinnert sich Trobos, die zunächst in Kramsach aufwuchs. Zur Schule ging sie in Schwaz und schließlich in Innsbruck. Dort setzte sie diesen Plan nach bestandenem Medizin-Aufnahmeverfahren um; derzeit ist sie im studienabschließenden Klinisch-praktischen Jahr.

Auftritte mit der Bratsche gehören zum Alltag von Magdalena Trobos (re.), die gerade ihr Klinisch-praktisches Jahr absolviert und im nächsten Jahr das Studium der Bratsche abschließen will (Foto: Viktoria Hofmarcher)
Doch die Musik blieb für die inzwischen 24-Jährige so wichtig, dass sie sich für ein Doppelstudium entschied. „Ich habe den Unterricht im Konservatorium grundsätzlich rund um das Medizinstudium gebaut. An der Uni habe ich oft die Famulaturen für die praktikafreie Zeit geplant, zum Beispiel habe ich im Frühling 2024 Famulaturen absolviert, damit ich im Sommer sieben Wochen beim Schleswig Holstein Musikfestivalorchester spielen konnte.“ Über 100 Musiker:innen aus 30 Nationen spielten in dem Jugendorchester – Teil der Tournee waren unter anderem Konzerte mit dem Starpianisten Lang Lang, ein anderes Highlight ein Auftritt in der Hamburger Elbphilharmonie.

Ihre Konzerttätigkeit führte Magdalena Trobos bereits in die Elbphilharmonie Hamburg, sie ist außerdem Stipendiatin der „Musikakademie in Liechtenstein“ (Foto: privat)
Als Ausgleich für ihren durchgetakteten Alltag schätzt Magdalena Trobos Bewegung. Früher spielte sie Handball – dafür ist der Musikerin die Verletzungsgefahr inzwischen doch etwas zu groß. Krafttraining, Laufen, Yoga und Wandern sind ihr Kontrastprogramm zur doppelten Studienbelastung, Sport helfe ihr, das Beste aus sich herauszuholen. Dieses Wissen nützt die Studentin für ihre Diplomarbeit bei Katharina Hüfner, Direktorin der Univ.-Klinik für Psychiatrie II der Med Uni Innsbruck. In der Psychiatrie kann sich Magdalena Trobos auch ihre eigene berufliche Zukunft vorstellen.
Diplomarbeit verbindet beide Welten
„Ich habe einen tiefen Einblick in das Leben als Musikerin, aber ich habe gleichzeitig den Blick von außen auf die Szene“, sagt Trobos. „Ich weiß, unter welch großem Leistungsdruck Musiker:innen stehen. Zum Thema Auftrittsangst gibt es auch schon viel Forschung, aber wenig zur generellen Angst, der Dauerbelastung und zur Prävention.“ Weil ihr persönlich Bewegung hilft, entstand die Idee für die Studie, die sie im Rahmen ihrer Diplomarbeit gemeinsam mit ihrer Studienkollegin Flora Stecher, die ebenfalls Medizin und Musik studiert, durchführt. „Wir untersuchen die Auswirkung von regelmäßigen Bewegungseinheiten auf die mentale Gesundheit und muskuloskelettale Beschwerden bei Profimusiker:innen“, erläutert Trobos. Für die achtwöchige Studie werden noch professionelle Musiker:innen als Teilnehmer:innen gesucht.

Auftrittsangst bei Musiker:innen ist bereits gut erforscht, Magdalena Trobos widmet sich in ihrer Diplomarbeit vor allem der Prävention in Zusammenhang mit Bewegung – auch weil ihr selbst diese als Ausgleich guttut. (Foto: Viktoria Hofmarcher)
Magdalena Trobos spielt in verschiedenen Ensembles und Orchestern, gerade darin erkennt sie Parallelen zur Medizin: „Es geht um Verlässlichkeit und Vertrauen. Man lernt, den anderen zuzuhören und im Team zu arbeiten. Für einen schönen Gesamtklang leisten alle ihren Beitrag. Auch in der Klinik ist man ein Teamplayer, gemeinsam mit anderen Berufsgruppen wie z.B. der Krankenpflege oder Therapeut:innen,“ so Trobos und fügt hinzu:
„Dieses Interdisziplinäre zieht sich durch mein Leben und das gefällt mir auch so gut an der Psychiatrie. Es sind mehrere Fächer beteiligt, man sieht den Menschen ganzheitlich.“
Im 11. Semester des Medizinstudiums angekommen absolviert Magadalena Trobos derzeit einen Teil ihres KPJ an der Orthopädie in Floridsdorf und freut sich über das herausragende Kulturangebot in Wien. Im Laufe des nächsten Jahres möchte sie sowohl das Medizin- als auch das Bratschenstudium abschließen. „Jetzt, wo wieder ein Umbruch ansteht, frage ich mich manchmal, was wäre, wenn ich mich doch für eine hauptberufliche Karriere in der Musik entscheiden würde. Aber dann mache ich mir bewusst, dass ich die Musik ja nicht aufgeben werde: Ich bleibe Musikerin – und werde Ärztin.“
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(Innsbruck, 12.11.2025, Text: P. Volgger, Bilder: MUI/D. Bullock, Viktoria Hofmarcher, privat)
