Stadt würdigt exzellente Forschungsarbeiten
Ivan Lechner, Simone Pelizzari, Marina Schapfl sowie das Forscher:innenduo Theresa Hautz und Stefan Salcher durften am 30. Oktober in der Innsbrucker Stadtbibliothek den Preis der Landeshauptstadt Innsbruck entgegennehmen. Der Preis wird alle drei Jahre an herausragende Forscher:innen der Medizinischen Universität Innsbruck vergeben.
Der gestrige Nachmittag in der Innsbrucker Stadtbibliothek war einer voller Premieren: Den Anfang machte Elisabeth Mayr, die in ihrer Funktion als Vizebürgermeisterin zum ersten Mal die mit jeweils 5.000 Euro dotierten Preise der Stadt Innsbruck an Preisträger:innen der Medizinischen Universität Innsbruck überreichen durfte. Sie nutzte die Gelegenheit, um über ihren persönlichen Bezug zur Medizin in Innsbruck zu erzählen und die Besonderheit der Medizin und der Naturwissenschaften hervorzustreichen. „Sie können einen Teil des vermeintlich unvermeidbaren Schicksals verändern“, sagte die Vizebürgermeisterin, die einst selbst das Medizinstudium begonnen hatte.
Auch für Rektor Gert Mayer, der über die Aufgaben einer Medizinischen Universität sprach und sich bei der Stadt Innsbruck für die Anerkennung der Leistungen ihrer Forscher:innen bedankte, und für Vizerektorin Patrizia Stoitzner war es die erste Preisverleihung in ihren neuen Funktionen. Stoitzner stellte die ausgezeichneten Forschungsarbeiten der Preisträger:innen vor, die in Begleitung ihrer stolzen Familien und Vorgesetzten gekommen waren. Auch Universitätsrat Walter M. Grömmer ließ sich die festliche Veranstaltung in der Stadtbibliothek mit Harfenklängen von Michaela Gamper nicht entgehen.
Der Preis der Stadt Innsbruck wird seit 2006 jährlich abwechselnd an Nachwuchsforscher:innen der Medizinischen Universität Innsbruck, an der Geisteswissenschaften an der Leopold-Franzens-Universität sowie der Naturwissenschaften an der LFU vergeben. Der zur Verfügung gestellte Betrag von insgesamt 20.000 Euro kann für eine Forschungsarbeit vergeben, aber auch – wie heuer – auf mehrere Preisträger:innen aufgeteilt werden, wobei die jeweilige Universität die Ausschreibung durchführt und die Preistäger:innen vorschlägt.
Die Preisträger:innen 2025 sind:
Ivan Lechner (Univ.-Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie und Angiologie) für die Forschungsarbeit „Impact of COVID-19 pandemic restrictions on ST-elevation myocardial infarction: a cardiac magnetic resonance imaging study“ (European Heart Journal, 2021, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehab621)
„Unsere MRT-Studie zeigt erstmals, dass während der COVID-19-Restriktionen schwerere Herzinfarkte auftraten – ein deutliches Warnsignal für die Versorgungsketten. Der Preis der Landeshauptstadt Innsbruck unterstreicht die Bedeutung dieser Forschung für die regionale Gesundheitsversorgung und die internationale Sichtbarkeit der Innsbrucker Wissenschaft.“ (Ivan Lechner)
Über die Studie: 
Kardiologe Ivan Lechner (Erstautor) aus dem Team um die Studienleiter Sebastian Reinstadler und Bernhard Metzler haben untersucht, wie sich die COVID-19-Pandemie auf die Schwere von Herzinfarkten ausgewirkt hat. Mithilfe von Herz-MRT-Untersuchungen zeigte die Studie, dass Patient:innen während der Lockdowns größere Herzmuskelschäden erlitten als in den Jahren davor.
Analysiert wurden 474 Personen mit einem ST-Hebungs-Myokardinfarkt (STEMI). Während der pandemiebedingten Einschränkungen kam es zu größeren Infarktgrößen, ausgeprägteren Durchblutungsstörungen und häufigeren inneren Blutungen. Obwohl die Behandlungsqualität in den Kliniken unverändert blieb, suchten viele Patient:innen später medizinische Hilfe auf – oft aus Angst vor Ansteckung.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Verzögerungen bei der Behandlung negativ auf den Heilungsverlauf und die Prognose von Herzinfarktpatient:innen auswirkten.
Mehr Information: https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/757747.html
Simone Pelizzari (Institut für Physiologie) für die Forschungsarbeit „CaV1.1 voltage-sensing domain III exclusively controls skeletal muscle excitation-contraction coupling” (Nature Communication, 2024, https://doi.org/10.1038/s41467-024-51809-5)
„Die Einleitung jeder Muskelkontraktion erfordert ein fein abgestimmtes Orchester von Proteinen, das in vollkommener Harmonie spielt. Wie ein Dirigent vor seinen Musiker:innen hebt der Calciumkanal CaV1.1 seinen Taktstock (VSD III), und mit einer einzigen Bewegung beginnt die Symphonie der Kontraktion. Der Preis der Stadt Innsbruck bereitet mir besondere Freude, da er die Bedeutung unserer Grundlagenforschung anerkennt und mich dazu ermutigt, meine akademische Laufbahn in der Muskelphysiologie weiter zu verfolgen.“ (Simone Pelizzari)
Über die Studie: 
Simone Pelizzari hat im Zuge seiner Doktorarbeit im Team von Bernhard Flucher ein langjähriges Rätsel der Muskelphysiologie gelöst. Untersucht wurde das Membranprotein CaV1.1, das elektrische Signale in Muskelbewegungen übersetzt.
Pelizzari veränderte gezielt die Empfindlichkeit der vier Spannungssensoren des Proteins, um herauszufinden, welche die Muskelkontraktion steuern. Das Ergebnis: Nur Spannungssensor III löst die Freisetzung von Kalzium und damit die Muskelkontraktion aus.
Ergänzende Strukturuntersuchungen von Monica Fernandez-Quintero zeigten, dass dieser Sensor nicht nur der schnellste ist, sondern bei Spannungsänderungen eine einzigartige Formveränderung durchläuft – vermutlich der entscheidende Auslöser für die Muskelkontraktion. Die Untersuchung brachte die Forschung damit einen entscheidenden Schritt näher zur Lösung des Mechanismus der Erregungs-Kontraktions-Kopplung im Skelettmuskel.
Mehr Information: https://i-med.ac.at/mypoint/news/786204.html
Marina Schapfl (Institut für Entwicklungsimmunologie) für die Studie “Centrioles are frequently amplified in early B cell development but dispensable for humoral immunity” (Nature Communications, 2024, https://doi.org/10.1038/s44319-024-00260-0)
„Der Preis der Stadt Innsbruck ist für mich eine große Ehre und motiviert mich, weiter den spannenden Fragen nachzugehen, wie Zentrosomen unser Immunsystem beeinflussen und welche Bedeutung das für Gesundheit und Krankheit hat.”
Über die Studie:
Nachwuchsforscherin Marina Schapfl hat im Rahmen ihrer Doktorarbeit am Institut für Entwicklungsimmunologie unter der Leitung von Direktor Andreas Villunger herausgefunden, dass in frühen Entwicklungsstadien von B-Lymphozyten überzählige Zentriolen entstehen – kleine Zellstrukturen, die für die Zellteilung wichtig sind. Im weiteren Reifungsverlauf dieser Immunzellen verschwinden diese jedoch wieder.
Die in Nature Communications veröffentlichte Studie zeigt, dass diese vorübergehende „Zentriol-Amplifikation“ Teil eines fein abgestimmten Entwicklungsprozesses sein könnte. In Zusammenarbeit mit einer US-Forschungsgruppe konnte Schapfl außerdem nachweisen, dass das Ausschalten des für die Zentriolenverdopplung nötigen Enzyms PLK4 die B-Zellreifung stoppt. In den betroffenen Mäusen fehlten dadurch reife, antikörperproduzierende Zellen. Wird der Zelltod jedoch gehemmt, können sich auch B-Zellen ohne Zentrosomen weiterentwickeln und Antikörper bilden.
Die Ergebnisse liefern neue Einblicke in die Rolle von Zentriolen bei der Immunzellreifung und in die Anpassungsfähigkeit des Immunsystems.
Mehr Information: https://i-med.ac.at/mypoint/news/787733.html
Theresa Hautz (Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie) und Stefan Salcher (Univ.-Klinik für Innere Medizin V) für die Forschungsarbeit “Immune cell dynamics deconvoluted by single-cell RNA sequencing in normothermic machine perfusion of the liver” (Nature Communications, 2023, https://doi.org/10.1038/s41467-023-37674-8)
„Die Stadt Innsbruck hat unsere Abteilung erst vor kurzem mit einem neuen Leberperfusionsgerät unterstützt, wodurch wir am Standort Innsbruck sowohl die Forschung auf dem Gebiet der Organperfusion als auch die Versorgung unserer Patient:innen mit neuen, innovativen Technologien im Bereich der Organkonservierung weiter ausbauen können. In diesem Zusammenhang freut uns die Auszeichnung der Stadt Innsbruck für unsere Forschungsarbeit ganz besonders." (Theresa Hautz-Neunteufel)
„Wir freuen uns sehr, dass unsere interdisziplinäre Zusammenarbeit, mit der wir Immunprozesse bei der Lebertransplantation erstmals tiefgehend charakterisieren konnten, mit dem Preis der Stadt Innsbruck ausgezeichnet wurde.“ (Stefan Salcher)
Über die Studie:
Theresa Hautz und Stefan Salcher haben gemeinsam mit ihrem Team neue Einblicke in die Immunzellveränderungen bei der ex-vivo-Perfusion von Spenderorganen und eröffnet neue Perspektiven für die Verbesserung von Transplantationsergebnissen.
Durch die Anwendung modernster Einzelzell-RNA-Sequenzierung gelang es dem Forschungsteam, die komplexen Immunprozesse während der Leberkonservierung im Detail sichtbar zu machen. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, Organabstoßungen besser zu verstehen und künftig Strategien zur Optimierung der Organerhaltung vor einer Transplantation zu entwickeln. Theresa Hautz leitet das organLife Laboratory an der Medizinischen Universität Innsbruck und ist Associate Professorin für Transplantationsforschung. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf Organerhaltung und Immunmodulation. Stefan Salcher ist Tenure-Track-Professor für „Precision Oncology“ an der Universitätsklinik für Innere Medizin V und forscht zu Tumor- und Immunzell-Dynamiken mittels Einzelzelltechnologien. Beide Forscher:innen wurden in den vergangenen Jahren mehrfach national und international ausgezeichnet.
Mehr Information: https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/771889.html
(Innsbruck, am 30. Oktober 2025, Text: T. Mair, D. Heidegger, Kurzbeschreibungen mit KI-Unterstützung, Fotos: MUI/D. Heidegger, Stadt Innsbruck/D. Milicevic)
